anfangs vollkommen dunkel blieb. In seinem äusseren Aussehen h a t er eine frappante Aehnlichkeit mit
den Gewebecomplexen, welche sich in den vorderen beintragenden Segmenten vorfinden und die allgemein
für Drüsen (Speicheldrüsen) gehalten werden. Wenn diese letzteren also wirklich Drüsen vorstellen -ü
und sie thun es in der Th a t —, so lag die Vermuthung nahe, dass auch jener Zellencomplex unter dem
Gehirn —^ wir wollen ihn obere Schlunddrüsenmasse nennen drüsiger N atu r sei. Und ich war in der
That im Stande, dieses sicher zu stellen, indem ich nach weisen konnte, dass derselbe mit zwei Paar
Ausführungsgängen dicht unter der Oberlippe in die Mundhöhle einmündet. Wir haben also in ihm die
zusammengeballten Endlappen von zwei Drüsenpaaren vor uns. Die Zahl dieser letzteren lässt sich an
der Drüsenmasse selbst nicht feststellen, da die einzelnen Endlappen zu sehr in einander greifen. Yon
den vier Ausführungsgängen liegen die einen mehr lateral (Taf. I I , Fig. 10 h ag sy I ) , während die
anderen (hagsy II) mehr der Medianebene des Körpers genähert sind. Erstere münden etwas vor der
Ausmündungsstelle der letztem in die Mundhöhle. Der grösste von mir gemessene Durchmesser der
Hauptausführungsgänge — das Epithel mitgerechnet — betrug 0,053 mm.
Ueber ihren histologischen Bau ist wenig zu sagen. Eine tunica propria ist vorhanden, das
Epithel ist ziemlich dick und sondert eine chitinige Intima ab, die zum Unterschied von System III und IV
der spiraligen Verdickungen entbehrt. Nur einmal schien es mir , als ob sich eine solche an einem der
lateralen Gänge bei stärkerer Vergrösserung schwach bemerkbar mache. Was die Endlappen betrifft, so
sind dieselben zu grösseren oder kleineren, unregelmässig gestalteten Klumpen zusammengekittet. Die
Kerne der Zellen sind klein; das Zellplasma ist selbst auf Präparaten, deren übrige Gewebe intensiv mit
Färbemitteln durchtränkt waren , vollkommen hell. Der Zusammenhang der einzelnen Endlappen mit
den Hauptausführungsgängen ist schwer nachzuweisen, doch gelang es mir, auf einigen glücklich getroffenen
Schnitten zu sehen, wie sich das Lumen des dickwandigen Ausführungsganges in das des zarten Seitenastes
fortsetzte, und wie von diesem sich feine Canäle in die um ihn herumsitzenden Drüsenzellencomplexe
senkten (Taf. II, Fig. 10 agel).
S y s t em I I I und IV .* )
Wir kommen nun zu den am mächtigsten entwickelten Drüsensystemen von Scolopendra. Ich
will dieselben mit dem Namen Maxillardrüsen bezeichnen, da man das vorderste den ersten, das hinterste den
zweiten Maxillen zutheilen kann. Zwar liegen die Drüsen selbst nicht in dem Bereiche der genannten
Mundgliedmaassen, doch gehören ihre Ausführungsgänge den betreffenden Regionen an.
Präparirt man eine Scolopendra, so findet man in den vordersten Körpersegmenten — gewöhnlich
vom dritten bis zum s ie b e n te n ^ zu beiden Seiten des Vorderdarmes zwei wohl umschriebene lappige
Gebilde (Taf. HI, Fig. 16), die schon von den alten Forschern gesehen und entweder für Speicheldrüsen
oder Giftdrüsen oder auch für beides gehalten wurden. Untersucht man nun einen dieser lappigen
Gewebecomplexe auf Längsschnitten, so zeigt es sich, dass der vordere Theil desselben ein anderes Aussehen
h a t als der hintere, welcher im vierten Segment seinen Anfang nimmt. Dass man es nicht etwa
mit einer einzigen Drüse, deren einzelne Th eile nur deshalb anders ausseh en, weil sie sich in verschiedenen
Functionsstadien befinden, sondern mit zwei getrennten Systemen zu thun hat, geht schon daraus hervor,
*) Taf. II, Fig. 9 zeigt auf einem Längsschnitt die Lage sämmtlicher Drüsensysteme von ScolopendraTaf. III
Fig. 16 giebt eine schematische Uebersicht über dieselben.
dass der betreffende Unterschied auf sämmtlichen zur Untersuchung gelangten Präparaten zu constatiren
war. Zur Gewissheit aber wird dies durch die Thatsache, dass auf jeder Seite zwei getrennte Ausführungsgänge
vorhanden sind. Die Auffindung und Verfolgung derselben nach vorn ist deshalb etwas
schwierig, weil dieselben tracheenähnlich sind und im Verein mit mehreren dicken Tracheenstämmen in
den Kopf hinein verlaufen. Berücksichtigt man jedoch folgende Unterscheidungsmerkmale, so ist eine
Verwechselung vollkommen ausgeschlossen: Im Gegensatz zu den Tracheen besitzen nämlich die Ausführungsgänge,
welche häufig mit Secret gefüllt sind, eine deutlich wahrnehmbare, bindegewebige Hülle
und einen dicken Nervenstamm, der zwischen Epithel und äusserer Hülle verläuft (Taf. I I I , Fig. 13
und Fig. 11 n). Die beiden Ausführungsgänge derselben Seite verlaufen dicht bei einander und
liegen im Kopf und Kieferfusssegment constant zwischen den bereits erwähnten Tracheenstämmen einerund
dem Darm und Bauchmark andererseits (Taf. III, Fig. 14 ag sy III u. IV). Was die Ausmündungsstellen
der Canäle betrifft, so finden sich die des vorderen Drüsensystems seitlich am Kopfe in der Nähe
der Basis der zweiten Maxillen, während das zweite System auf der Ventralseite zu Seiten des Hypopharynx
nach aussen mündet (Taf. II, Fig. 9 mü sy III). Wir wollen letzteres mit System III, ersteres
mit System IV bezeichnen.
Es mag nach diesen groben Zügen eine etwas eingehendere Detailbeschreibung folgen.
Der Bau der Ausführungsgänge wurde bereits oben angegeben. Bezüglich ihrer Nerven, deren
Ursprung ich leider nicht feststellen konnte, sei noch erwähnt, dass ich in ihnen feine, scharf umschriebene
Röhren verlaufen sah, die ich für Endverzweigungen von Tracheen halte.
Die Ausführungsgänge von System IV beginnen sich zuerst zu verzweigen und. zwar im dritten
beintragenden Segment. Das Aussehen dieser Seitenäste (Taf. II, Fig. 9 e rsy III und Taf. III, Fig. 11 er),
die wieder secundäre Aeste von gleicher Beschaffenheit tragen können, ist ein ganz anderes wie das der
eigentlichen Ausführungsgänge. Ihre Wandungen sind von einem dicken Epithel gebildet, das drüsige
Beschaffenheit zeigt, während ih r Lumen bedeutend enger ist als das der Hauptstämme (Taf. III, Fig. 11).
Der Durchmesser der letzteren beträgt 0,045—'0,06 mm, wovon der grösste Theil auf das Lumen kommt;
derjenige der dickwandigen Seitenzweige beläuft sich dagegen auf 0,06—0,075 mm, wovon nur ein Fünftel
auf das Lumen fällt. Aus praktischen Gründen wollen wir genannte Seitenäste mit dem Namen , Endröhren“
bezeichnen. Die chitinige Intima derselben ist äusserst zart und kaum wahrzunehmen, nur im
Anfangstheil ist sie noch deutlich sichtbar. Die spiralige Verdickung ist zwar nicht vollkommen verschwunden,
doch sind ihre Windungen viel zarter und weiter von einander entfernt, als dies bei den
Hauptstämmen der F a ll ist.
Die im Vorigen geschilderten Endröhren breiten sich in der lappigen Hauptmasse des Drüsen-
complexes aus und dringen mit ihren Enden in die einzelnen Lappen ein, sodass eine innige Verkittung
zwischen beiden zu Stande kommt. So zeigt z, B. Taf. I I I , Fig. 12 bei *, wie man häufig das Endröhrenepithel
unmittelbar in das Gewebe des Endlappens, übergehen sieht. Es ist dies vielleicht ein
Hinweis darauf h in , dass die Endlappen aus Epithelwucherungen der Endröhren hervorgegangen, also
ebenfalls Derivate des Ectoderms sind. Immerhin ist es auch möglich, — und für mich am wahrscheinlichsten
—, dass sie verschiedenen Ursprungs sind, und ihre innige Verschmelzung erst secundär ist.
Hierfür würde offenbar der Umstand sprechen, dass sich in dem vorderen Körpertheil von Scutigera
merkwürdige Gewebecomplexe vorfinden, welche mit den Endlappen der Kopfdrüsen von Scolopendra eine
grosse Aehnlichkeit haben, jedoch keine Ausführungsgänge aufweisen (vergl. p. 5). Man käme dann