Lage gehalten wurden, zusammengeschrumpft s in d ?1) Welches ist die „retraite“, welche die Junger»
schliesslich verlassen? Und wie hat man weiterhin die Angabe zu verstehen, dass die Eier im ganzem
Körper angehäuft sind und alle Hohlräume der Leibeshöhle anfüllen, nachdem ‘ vorher mitgetheilt warr
dass dieselben in den Brutraum übergeführt werden? Bezog sich diese letztere Aeusserung in der Tha t
au f die in der Entwickelung begriffenen und nicht au f die im Ovarium eingeschlossenen Eier, wie ausdem
Zusammenhang zwar nicht zu ersehen, aber zu vermuthen ist; so lag hier ein Widerspruch vorr
welcher zu weiterer Untersuchung dieser Verhältnisse anregen musste.
Indem ich zur Darlegung meiner eigenen Befunde übergehe, bemerke ich, dass dieselben sich
lediglich auf die im ersten Abschnitt eingehend beschriebene -SjpAaeroma-Spezies beziehen, und dass erst
weitere Untersuchungen zeigen müssen, inwiefern den hier geschilderten Verhältnissen eine allgemeinere^
Verbreitung in der Familie der Sphaeromiden zuzuerkennen ist.
Zunächst bedurften die Angaben von H e s s e und H a r g e r über die Brutlamellen insofern einer E rgänzung,
als sie jedes Detail über die Zahl derselben und die Stellen, an welchen sie sich inseriren, vermissen
liessen. Es zeigte sich, dass bei den geschlechtsreifen Weibchen der Sphaeroma rugicauda drei Paare-
solcher Lamellen ausgebildet sind und zwar ander Basis des 2., 3. und 4. Thorakalbeinpaares (Taf. I ,
Fig. 5). Dieselben fallen in erster Linie durch ihre geringe Grösse auf, da sie nicht einmal soweit
in der Querrichtung des Körpers ausgedehnt sind, dass sie sich mit ihren äussersten Bändern berü
h ren ; alsdann durch ihre grosse Zartheit. Man überzeugt sich, dass sie lediglich durch zwei aufeinanderliegende
Chitinblätter gebildet sind, von denen das äussere durch eine längsverlaufende schmale
Leiste verdickt und gestützt wird. An einer isolirten Brutplatte eines anderen Weibchens (Taf. V,.
Fig. 5) bemerkt man, dass ein schmaler Zellstrang unterhalb der Chitinleiste sich in den Binnenraum,
der Hohllamelle hineinstreckt. Auf die Bedeutung desselben werde ich später eingehender zurückkommen.
Von der medianen Chitinleiste zweigen sich seitlich einige sehr schwache Querleisten ab, um sich gegen
den Rand hin zu verlieren. Der Rand selbst ist mit einem Kranz zerstreut angeordneter, ungemem
feiner cuticularer Borsten besetzt, welche indess kaum geeignet erscheinen, eine so nachhaltige Verbindung*
d e r Lamellen unter einander zu ermöglichen, wie wir sie bei anderen Isopoden mit normaler Brutpflege
stets nachweisen können (siehe p. 41).
Dieser Umstand, wie die unvollkommene Beschaffenheit der Lamellen überhaupt liessen von vornherein
vermuthen, dass dieselben wohl nicht dazu bestimmt sein dürften, die Eier nach der Ablage am
mütterlichen Körper zu fixiren.
Durch den anatomischen Befund an geschlechtsreifen Weibchen wurde diese Vermuthung in befriedigender
Weise bestätigt. Es zeigte sich, dass die in d e r Leibeshöhle befindlichen Eier vielfach gar nicht
mehr in der Reifung begriffen waren, sondern bereits mehr oder weniger vorgerückte Stadien embryonaler*
Entwickelung erkennen liessen; ja es fanden sich Weibchen, welche völlig ausgebildete Larven in ihrer*
Leibeshöhle beherbergten. Bei diesen erscheint die Bauchhaut mächtig vorgewölbt und man kann an
einzelnen Stellen durch dieselbe hindurch die segmentirten Körper d e r Embryonen deutlich wahrnehmen
(Taf. I, Fig. 5). Damit war denn der Nachweis geführt, d a s s b e i d e r G a t t u n g Sphaeroma e in e -
s e h r e i g e n a r t i g e B r u t p f l e g e a u s g e b i l d e t i s t ; d a s s t r o t z d e s V o r h a n d e n s e i n s v o n
*) G e r s ta e c k e r bemerkt hierzu, dass die Sphaeromiden in ihrem Kugelungsvermögen vielleicht ein Mittel besitzen
dürften, die Embryonen in der Brusthöhle zu fixiren.
H r u t l a m e l l e n d i e e m b r y o n a l e E n t w i c k e l u n g i m I n n e r n d e s m ü t t e r l i c h e n K ö r p e r s
i h r e n V e r l a u f n im m t u n d z um A b s c h l u s s g e l a n g t .
Nachdem diese Thatsache einmal festgestellt war, liess sich erwarten, dass der weibliche Organismus
durch besondere anatomische Einrichtungen der veränderten Brutpflege an gepasst sein müsse, und
•es kam nun weiterhin darauf an, zu entscheiden, worin diese Einrichtungen bestehen. Es lag zunächst
nahe, zu vermuthen, dass entweder der Ovarialschlauch selbst durch eine grössere Dehnbarkeit seiner
Wandungen befähigt worden sei, die Eier während ihrer ganzen Entwickelung in sich zu beherbergen,
•oder dass andererseits sich im Anschluss an die Ovidukte uterusartige Erweiterungen zur Aufnahme der-
-selben gebildet hätten.
Beides wird durch den anatomischen Befund als nicht zutreffend erwiesen. Man überzeugt sich
bei der Präparation, d a s s d i e E m b r y o n e n v ö l l i g g e t r e n n t v o n d e n w e i b l i c h e n G e s c h l e c h t s d
r ü s e n u n d d e r e n A u s f ü h r u n g s g ä n g e n in a c h t d ü n n w a n d i g e n S ä c k c h e n e i n g e -
^ c h l o s s e n ’IB ie g e n , w e l c h e a n d e r H a u t d e r B r u s t s e g m e n t e p a a r w e i s e z u b e i d e n
-S e i t e n d e r G a n g l i e n k e t t e a n g e h e f t e t e r s c h e i n e n .
In Fig. 1, Taf. V ist ein Präparat abgebildet, welches die Bauchdecke herausgetrennt und von
der inneren Seite betrachtet zur Darstellung bringt. Mit ih r ist die Ganglienkette, eingehüllt in eine
fettreiche, dunkel pigmentirte Haut, im Zusammenhang geblieben, und wir sehen, dass zwischen den seitlich
ausstrahlenden, ebenfalls von einer Pigmenthülle umschlossenen Segmentalnerven jederseits vier getrennte
Säckchen an der Hypodermis befestigt sind, welche mit reifen Eiern gefüllt erscheinen. Die Gestalt
■dieser B r u t s ä c k c h e n — wie ich sie nennen möchte S ist eine sehr charakteristische. Von ihren
Ansatzstellen an der Hypodermis schmal beginnend, erweitern sie sich bedeutend nach oben hin und
laufen schliesslich in je zwei zipfelförmige Erweiterungen aus, die bis zur Spitze mit Eiern strotzend
angefüllt sind. Im Präparat sind die Säckchen auseinandergelegt und wir müssen uns vorstellen, dass
sie in natürlicher Lage über dem Darmrohr (dasselbe ist der Uebersichtlichkeit wegen zum Th eil entfernt),
in der Medianlinie des Rückens mit ihren Zipfeln aneinander stossen. Gleichfalls im Zusammenhang
mit der Hypodermis der Bauchhaut treten uns die Ovidukte entgegen, welche ihrerseits mit den
•entleerten und völlig geschrumpften Ovarialschläuchen in Verbindung stehen. Auch diese sind künstlich
zu beiden Seiten auseinandergelegt. In Wirklichkeit liegen die beiden Ovarien direkt unterhalb der am
Rücken verlaufenden Aorta mit ihren freien Rändern einander zugekehrt, also dorsalwärts den Brut-
«äckchen aufgelagert, indess die von ihrem äusseren Rande entspringenden Eileiter in leichtem Bogen
■die Säckchen umgreifend nach der Bauchseite sich herüberschlagen.
Ein Querschnitt durch das fünfte Segment eines solchen Weibchens hindurchgelegt (Taf. VI,
Fig . 13), wird diese Situationsverhältnisse über allen Zweifel erheben. Der Schnitt zeigt überdies, wie
aus dem Präparat bereits k la r hervorgeht, d a s s k e i n e r l e i V e r b i n d u n g , k e i n d i r e k t e r K o m m
u n i k a t i o n s w e g z w i s c h e n d e n B r u t s ä c k c h e n e i n e r - , d e n O v a r i e n u n d O v i d u k t e n
- a n d e r e r s e i t s n a c h g e w i e s e n w e r d e n k a n n .
Die Brutsäckchen ragen mit vollkommen abgeschlossenen Wandungen in die Leibeshöhle hinein.
Dagegen mündet ein jedes derselben au f der Ventralseite durch einen breiten Querspalt frei nach Aussen
hin, naturgemäss an der Stelle, wo es mit der Bauchhaut in Verbindung steht. Am Querschnitt sehen
wir, dass hier d i e W a n d u n g e n d e r S ä c k c h e n c o n t i n u i r l i c h in d i e H y p o d e rm i s ü b e r