R e h b e r g im Bremer Stadtgraben, v o n S e l i g o 1) in mehreren Seen Westpreussens und von H e r r i c k 2
bei Leipzig. Wahrscheinlich ist es aber viel weiter verbreitet. Bei Halle habe ich es sehr häufig gefunden,
z. B. in den drei Teichen am Sandanger, bei Passendorf, in den Tümpeln auf dem Tautz bei Diemitz und
in mehreren kleineren Wasseransammlungen der Saal- und Elsteraue.
Ist Cyclops insignis eine selbständige Art?
Wie schon erwähnt wurde, steht der Cycl. insignis dem Cycl. strenuus sehr nahe, sodass man
wohl mit H e r r i c k im Zweifel sein kann, ob man es hier mit einer wohl begrenzten A rt zu thun habe
oder nicht. Dieselben Bedenken h at V o s s e l e r 3), welcher die vorliegende Art für • zweifelhaft erklärt,
da „ein Unterschied in der Grösse so wenig besagen kann, als ein Unterschied in der Zahl d e r Antennensegmente“
. E r glaubt Cycl. insignis bei Cycl. lucidulus Voss. (Koch?) unterbringen zu müssen, den
wir wieder als zu Cycl. strenuus gehörig ansehen (vergl. den Beweis p. 50 51.) Da V o s s e i e r aber
unterlässt, seine Ansichten näher zu begründen und beide Arten sich noch durch andere Merkmale als
durch verschiedene Grösse und Anzahl der Antennensegmente unterscheiden, so ist es wohl nicht unangebracht,
die F r a g e n a c h d e r S e l b s t ä n d i g k e i t d e s Cycl. insignis, resp. s e i n e r V e r w a n d t s c h a f t
m i t C yc l. s t r e n u u s h i e r n ä h e r z u b e ile u c h te n .
Bei einer genauen Vergleichung beider Arten findet man:
A., dass sie — .Abgesehen von minderwertigen Merkmalen —- ü b e r e i n s t im m e n
1) hinsichtlich des Baues des r u d im e n t ä r e n F ü s s c h e n s (ein P unkt, der wegen der hohen
systematischen Bedeutung dieses Extremitätenpaares wohl zu beachten ist),
2) hinsichtlich der D o r n e n r e i h e n a n d e n d r e i l e t z t e n S e g m e n t e n der ersten Antennen,
welche bisher bei k einer weiteren A rt angetroffen worden sind, .
3) hinsichtlich der Chitinleisten au f den Fu rk a lz in k en :
Alles Eigentümlichkeiten, welche au f e n g e v e r w a n d t s c h a f t l i c h e B e z i e h u n g e n b e i d e r
zu einander hinweisen;
B. d a s s b e i d e v o n e i n a n d e r a b w e i c h e n :
1) hinsichtlich der gesamten K ö r p e r f o rm (vorzüglich der Form des .Cephalothorax und
des ersten Abdominalsegments)
2) hinsichtlich der G l i e d e r z a h l d e r e r s t e n A n t e n n e n - ,
3) hinsichtlich des Baues des R e e e p t a c u 1 u m s e m i n i s ;
4) hinsichtlich der durchschnittlichen L ä n g e u n d H a l t u n g d e r F u r k a ;
5) hinsichtlich der E n tw i c k l u n g u n d H a l t u n g d e r F u r k a l b o r s t e n ;
6) hinsichtlich d e r d u r c h s c h n i t t l i c h e n G r ö s s e :
gewiss T r e n n e n d e s genug.
Es würde nun die Frage entstehen, ob nicht d e r Cyclops insignis a l s e i n Cycl. strenuus a n z u s
e h e n i s t , d e s s e n e r s t e A n t e n n e n n i c h t z u v ö l l i g e r E n tw i c k l u n g g e l a n g t s i n d ? D i e s e
*) S e lig o , Hydrobiol. Untersuchungen.
2) H e r r ic k , A final report.
3) V o s s e ie r, Die freil. Copep. Württemb. p. 172.
F r a g e i s t n a c h m e i n e r A n s i c h t e n t s c h i e d e n zu v e r n e i n e n 1). Schon d e r B a u d e s R e c e p t a -
c u l u m s e m i n i s m a c h t e i n e V e r e i n i g u n g b e i d e r A r t e n a b s o l u t u n m ö g l i c h . Dieses Organ
variiert wie schon früher hervorgehoben wurde — bei allen Cyclops - Arten so wenig und ist meist
von so charakteristischer F o rm , dass man in den meisten Fällen schon ein Tier, von dem man nur den
Bau des vollkommen ausgebildeten Receptaculum kennt, unzweifelhaft genau zu bestimmen vermag.
D er B a u d e r e r s t e n A n t e n n e n verdient besonderer Beachtung ; denn könnte man konstatieren
dass bei Cycl. insignis dieses Extremitätenpaar nicht zu voller Entwicklung gelangte, so wäre ein
wichtiges unterscheidendes Merkmal damit gefallen.
Wie schon angeführt, entspricht das achte Segment dem achten, neunten, zehnten und elften
Fühlergliede d e r Arten mit siebzehngliederigen Antennen.2) Dass dies wirklich der Fall ist. lässt sich
durch folgende Thatsachen erhärten (Taf. II, Fig. 19):
1) Das neunte Glied bei C. insignis träg t ebenso wie das zwölfte bei den Arten mit siebzehn-
gliedrigen Antennen einen Sinneskolben.
2) Bei den meisten Individuen, welche verschiedenen Gewässern entstammten, habe ich drei
rechtwinkelig zur Längsachse des achten Segments verlaufende, dunklere, dem Chitinskelette
angehörige Linien beobachten können, durch welche die Gliederung angedeutet wurde.
3) Die Beborstung des achten Segments bei Cycl. insignis entspricht der des achten, neunten,
zehnten und elften Gliedes der Arten mit siebzehngliedrigen Antennen. Bei allen diesen
Spezies träg t das achte, neunte und elfte Segment je eine befiedèrte Borste, das zehnte
abe r niemals: genau wie dies bei den (unter 2 erwähnten) angedeuteten Abschnitten des
achten Segments der vorliegenden Form der Fall ist.
Man d a rf aber nicht annehmen wollen (wie dies wohl V o s s e i e r gethan h a t, der den Cycl.
insignis zu dem mit siebzehngliederigen Antennen ausgerüsteten Cycl. lucidulus [ = Cycl. strenuus] stellt),
man habe es hier mit einer A rt zu thun, bei welcher die normale Trennung des achten Segments u n t e r -
b l i e b e n sei. W ir haben es hier thatsächlich nicht mit einem Unterbleiben, mit einer Entwickelungshem-
mung, mit einer Monstrosität zu thun, sondern mit ganz normalen Verhältnissen. (Die von mir beobachtete
schwache Andeutung einer Vierteilung des achten Segments scheint meiner Behauptung, welche ich
nunmehr zu beweisen habe, allerdings zu widersprechen; doch davon später.)
1) Wohl trifft man Copepoden, deren Antennen aus einer abnormen Zahl von Segmenten bestehen,
a b e r d o c h n u r g a n z a u s n a h m sw e i s e , g a n z v e r e i n z e l t . Wollte man nun anneh-
>.ffpen, der Bau der Antennen bei der vorliegenden A rt sei ein ab normer, so dürfte man
den Cycl. insignis — wie eben alle monströsen Formen — n u r g a n z v e r e i n z e l t a n -
t r e f f e n : d a s i s t a b e r n i c h t d e r F a l l . So fand S a r s das Tier in einigen Seen bei
Christiania „in grösster Menge“ ; R e h b e r g beobachtete unsern Krebs im Bremer Stadtgraben
während des Frühjahrs „ziemlich häufig“, im Sommer „seltener“. Ich fand das Tier — wie
) Zu meiner grossen Freude finde ich diese meine Ansicht durch den als hervorragenden Copepoden-
Forscher hinreichend bekannten Herrn Dr. R ic h a rd bestätigt. Derselbe schreibt auf p. 233 seinèr neuesten Arbeit
(Recherches sur les Oopép.) : „On pourrait croire que c’est une variété de cette espèce (Cycl. strenuus), correspondant
au C, bicuspidalus var. odessana. Je ne puis que donner l’avis du Dr. S chm e i l qui la regarde comme une espèce
parfaitement distincte.
2) vergl. hierzu p. 19. Anm. 4.