Aehnlich erinnern die Arten von Bhinotia Kirby an die der fast ausschliesslich australischen Lyciden-
Gattung Metriorhynchus Guer., so Uh. huemoptera Kirby mit deutlich von Längsleisten und Querrunzeln
durchzogenen Flügeldecken an deii Metr. ruftpennis F., und eine kleinere unbenannte Form des Mus.
Berlin (Queensland) h at noch deutlichere Flügeldeckensculptur und viel breitere Fühler.
Unter den Bockkäfern, Cerambyciden, deren Larven allgemein im Holze leben, sind mimetische
Anpassungsformen, analog denen der Sesien und Castnien unter den Schmetterlingen, weit verbreitet, in
gewisser Zahl schon von B a t e s aufgeführt und auf seine Autorität hin von Wa l l a c e übernommen.
Leider war es mir nur in wenigen Fällen möglich, diese Beispiele nachzuprüfen, ich erwähne daher die mir
unzugänglich gebliebenen unter dem Namen ihres Begründers am Schluss der Familie. Sehr zahlreich
sind die lycoiden Formen in der neotropischen Region v e rtre ten , aber nur verhältnissmässig wenige und
seltene Arten zeigen eine so ausgebildete mimetische Anpassung, dass sie von den zahlreichen Feinden
der Cerambyciden für Lyciden gehalten werden d ü rften .')
Erst in der Gattung P t e r o p l a t u s Bug., die kleinere, weichhäutige Formen umfasst, bildet sich
ve rg i. Taf.xm, Anpassung an Calopteron-Arten höher aus. So erinnert Pt. radiabus (Mus. Berlin) an Cal. reticu-
latum F. auch in der starken hinteren Erweiterung der Flügeldeckenform; so ähnelt Pt. variabilis Salle
(Venezuela) von leuchtend rother, hinten tie f violblauer Färbung dem Cal. bicolor 01. und ähnlichen Arten,
so Pt. lyciformis Germ, mit etwas weisslicher Mittelbinde der Flügeldecken anderen Calopteron-Arten.
Aehnlich ist die Gattung Proschema Pascoe durch mimetiSche Anpassungen an die australische
Lyciden-Gattung Metriorhynchus ausgezeichnet, die sich in der Verbreiterung der Fühler und den drei
gleichmässigen Längsrippen und feinen Querrunzeln der Flügeldecken ausspricht. So erinnert das
ve rg i. Taf. x i i i , p 0weri Pascoe mit schwarzem Halsschilde und rostbraunen Flügeldecken an den etwas breiteren
Metriorhynchus erythropterus Er. (N.-S.-Wales). Auch Stenoderus-Arten erinnern an Metriorhynchen.
Andere Bockkäfer erinnern an Curculioniden, welche sich durch die Härte ihres Chitinpanzers (oder
Immunität ?) auszeichnen. -) Hierher gehören besonders die von K. S e m p e r auf den Philippinen entdeckten
und 1. c. p. 236 abgebildeten Beispiele, deren Namen ich nicht ergänzen kann. So gleicht der Boliops
curculionoides Waterh. einem Pachyrhynchus, Poliops sp. dem Pachyrhynchus orbifer; auch einige
Habryna-Arten erinnern nach G e r s t ä c k e r durchaus an bestimmte Arten derselben Rüsselkäfergattung.
Weiter gleicht auch Aprcphata nota Newm. (Manila) Arten wie Pachyrhynchus decussatus. Dagegen
erinnert der seltene Stychus amycteroides Pascoe (Australien) durch die Höckerreihen der Flügeldecken
und die Körperform auffallend an eine der zahlreichen dortigen Amycterus- A rte n , so an A.
Schönherri Hope mit ausserordentlich hartem Panzer.
Bei den Lamiinen giebjb es besonders in der neotropischen Region wieder einzelne lycif'orme
Arten. In der Gattung Hemilophus Serv. (Spathoptera Serv.), erinnert H. amidus Klug. (Bahia)
und H. lyciformis (Mus. Berlin) mit gelben Seitenrändern des Halsschildes und hinten schwach
ve rg i. Taf. x i i i , erweiterten Flügeldecken an Calopteron reticulatum F., so der weissbindige H. togatusKhig an das gleichgefärbte
Fig. 102 u. io3. fastidiosum Dej. Auch S . radiosus Ahr., H.palliatus Kl., H.ampliatus Kl. mit schmaler gelber Mittelbinde
und schwacher axillarer Aufhellung der Flügeldecken erinnern an Lyciden. Weiter ähnelt auch
eine indische Art, Ephies dilaticornis Pascoe (Borneo), nach der Abbildung dortigen Lycus-Avten.
‘) Der Bockkäfer Evander nöbilis Bates, welcher dem Calopteron basale Kl. ähnelt, ahmt nach B e 11 (1. c. p. 817)
anch die oben erwähnten Bewegungen der Lyciden nach.
s) Ueber die Nahrungspflanze der Larven dieser Arten ist nichts bekannt.
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An lyciformen neuen centralamerikanischen Arten, die B a t e s in der Biologin centrali-americana
herausgab, erwähne ich noch Tethlimena aliena Bates (Nicaragua), die an Lygistopterus aniabilis Gorh., und
den einfarbig rothgelben Erythroleptus eros Bates, der an Calopteron rufulum Gorh. erinnert. Ausgezeichnet
durch die Abflachung und hintere Erweiterung der Flügeldecken ist besonders Lycidola Bates, deren eine
Art, L . Be lti Bates, dem stark verbreiterten Calopteron cormgatum Gorh. und anderen Arten sehr ähnlich ist.
Andere Bockkäferformen haben das Kleid der L am p y r i d e n entliehen. So gleicht nach B a t e s ,
1. c. p. 2 IS, die Gattung Alampyris Bates kleinen Photinus, und auch Tyrinthia photurina erinnert durch
den hellen Seitenrand des Halsschildes an Photuris-Arten nahe mollis Gorh. So bildet sich in der Gattung
Tropidosoma bei Tr. Spencei Krby. eine wegen des schmalen Körpers in der Form recht unvollständige, in
der Färbung dagegen besser durchgeführte Aehnlichkeit mit der grossen Lampyride Lamprocera Latreillei
Krby. heraus. Hierher gehört auch der einzige mir bekannte Fall einer mimetischen Anpassung in der
Abtheilung der Prionini, der Oteosthethus melanurus Bates (Chontales, Nicaragua).
Sehr selten sind Anpassungen der Böcke an andere Käferfamilien. So erinnert Ctenodes miniataVerei-Taf- xiv,
- . Fig . 120—121. Klug (Pora) mit blutrothem Halsschild und einzelnen solchen Tüpfeln und Kielen auf den abgekürzten
Flügeldecken durchaus an eine Hispide, Cephalodonta spinipes Baly, mit auf schwarzem Grunde
vortretenden blutrothen Warzen, welche auf den Blättern einer Kletterpflanze (Aristolochia) in
grösseren Mengen lebt. Ih r gleicht auch nach B a t e s der Erythroplatys corallifer White (Cat. Long. Brit.
Mus. p. 202, Taf. V, 2) aus Santarem, der auf den Blumen eines Baumes vorkommt, und (Trans. Ent.
Soc. p. 422 [1870]) weiter der Streplolabis hispoides Bates (Ega).
Noch seltener sind Anpassungen a n E r o t y l i d e n . So gleicht der schöne Poecilopeplus corallifer St.vergi. Taf. xrv,
mit rothen Schulterecken und gelbbraunen, mit queren Zackenbändern gezierten Flügeldecken besonders lg'
in den breiteren Weibchen dem häufigen Erotylus histrio L. (Brasilien).
Weiter erinnern nach B a t e s l) zahlreiche brasilianische Cerambyciden, die ich nicht vergleichen
konnte, an Curculioniden; so Phacellocera dorsalis White, an Heilipus sp. und Phacellocera Batesii Pascoe
(Ega), die mit gerade vorwärts gestreckten Antennen über die Stämme kriecht, an eine grüne Art von
Ptychoderes (Anthribiden). So lässt Gymnocerus cratosomoides Bates an Cratosomus-Arten denken, denen er
auch durch die grossen basalen Höcker der Flügeldecken gleicht; „the shortness and slenderness of the
antennae rendering these organs almost invisible a t a short distance, also assist in perfecting the disguise,
which completely deceived me, when I saw the insect in situ.“
Trotzdem wir eine Hispide als Modell für Cerambyciden kennen lernten, treten doch unter dieser
Familie in Südamerika eigenthümliche Färbungen auf, die wir nur als mimetische Anpassungen der vielleicht
seltneren A rt an die Lyciden auffassen dürfen. So erinnern nach den Abbildungen bei G o d m a n
und S a l v i n , Biologia centrali-americana, wie mir Herr Custos Ko l b e in Berlin gütigst mittheilte, Cephalodonta
Championi und Chalepus congener, Ch. contiguus, Ch. amicus durch die längs der Mitte und hinten schwarze,
seitlich gelbe Färbung der Flügeldecken und des flalsschildes an das Calopteron imitator Gorh. Weiter
erinnert Chalepus alienus an Calopteron recticulatum F. (mit schwarzen, von gelber Schultermakel und Querbinde
unterbrochenen Flügeldecken), Cephalodonta javeti an Calopteron tricostatum, Chalepus posticatus an den
Lycostomus semiustus Cheor. und Chalepus Waterhousi an Calopt. melanopterum Luc.
Unter den Chrysomeliden finden sich in der südamerikanischen Gattung Doryphora Stäl zahlreiche Arten,
") Ami. Mag. Nat. hist. 3, sei-. IX, p. 458 sgg
Bibllotheca zoologica. Heft VIII.