(Taf. V III, Fig. 16). Die Annahme, dass die innere kurze Röhre ein Stützapparat der eigentlichen, langen
Furkalborste sei, dürfte die- ungesuchtestc sein. Dass von Einstülpungen der Furkalborsten, wie dies von
G ie s b r e o l i t 1) an einigen marinen Copepoden beobachtet würde, hier nicht die Rede sein kann, erhellt
schon aus dem Umstande, dass unterhalb dieser „hellen Stelle“ niemals ein plötzliches Engerwerden der
Borsten zu beobachten is t, wie solches sonst doch statthaben müsste. Einstülpungen a b e r, wie. sie
G i e s b r e c h t beschreibt, werden häufig an anderen Stellen (der Borsten — gewöhnlich in der mittleren
P a rtie derselben — angetroffen; dieselben geben sich' als dunklere Ringe zu erkennen. Durch die.
starke Befiederung der Borsten wird die Erscheinung der Einstülpung hoch besonders deutlich, wie
solches aus Fig. 17, Taf. V III zu ersehen ist. Diese Einstülpungen sind abnormer (pathologischer) Natur,
während die ..hellen Stellen“ in der Nähe d e r Basis d e r Borste vollkommen normaler Art und bei allen
UycZops-Species anzutreffen sind.
F i - s c h e r bezeichnet, da er die „helle Stelle.“ fälschlich für ein Gelenk h ie lt, die mittleren
Borsten einiger Arten deshalb als „zweigliederig“2).
R e h b e r g s 8) Angabe, dass die Furkalborsten „bis über den Einschnitt (?), soweit die Behaarung
fehlt, eingezogen werden können“ , ergänzt V o s s e 1 e r 4) dahin, dass dieses Einziehen der mittleren Borsten
während der Begattung „auf ein Drittel ih re r Länge“ geschehe. Zwar habe auch ich bei einigen In d ividuen
beobachtet, wie die beiden mittleren Borsten etwas, aber n u r s e h r w e n i g (ungefähr bis zu der
..hellen Stelle“ ) in die F u rk a eingezogen w a ren , abe r ein Einziehen derselben..-in'dem von R e h b e r g ,
und besonders von V o s s e i e r angegebenen Masse halte ich für unmöglich. Es spricht dagegen j a schon
die Thfitsache, dass bei denjenigen A rten , bei welchen die F u rk a kürzer ist als d e r dritte Teil der
längsten Borste., dann ja diese Borste im eingezogenen Zustande mehr oder weniger weit in d a s
A b d o m e n h i n e i n r a g e n m ü s s t e ! Und das ist doch wohl eine anatomische Unmöglichkeit !
G l i e d m a s s e n : D er erste Cephalothoraxabschnitt trägt die beiden Antennenpaare, das Mandibel-
und Maxilìenpaar, die beiden Maxillarfusspaare und das erste P a a r der Schwimmftisse. Jedes der
folgenden freien Brustsegmente träg t ein Fusspaar. Das Abdomen entbehrt aller Gliedmassen.
D ie e r s t e n A n t e n n e n d e s W e i b c h e n s 5) werden beim ruhenden Tiere fast rechtwinkelig
vom K örper abgehalten und sind mehr oder weniger S-förmig, gebogen6) (cf. die Habitusbilder). Sie sind
bei den einzelnen Arten von seh r verschiedener Länge, jedoch überragen sie zurückgeschlagen niemals
den Céphalothorax. Bei den Individuen derselben Species ist die relative1 Länge derselben zwar nicht
vollkommen konstant, abe r doch auch nicht derart schwankend, dass sie nicht als wichtiges systematisches
Merkmal Verwendung finden könnte.
1) G rie sb re ch t, Die freileb. C'opep. der Kieler Föhrde, p. 96. — vergl. dazu dessen Taf. I, Fig. 22a—d.
<£) F i s c h e r , Beitr. z. Ivenntn. — Zweigliedrigkeit der mittleren Furkalborsten giebt dieser um die. Copepoden-
Kunde hochverdiente Forscher z. B. an für Cycl. slrenuus, serrulatus, canthocarpoides (= Cycl. phaleratus Koch) etc.
8) R e h b e r g , Beitr. z. Naturgescli. p. 10.
4) V o s s e i e r , Die freileb. Copepoden Württernb. p. 173 u. p. 184.
) D a w o in d ie s e r A rb e i t von A n te n n e n s c h l e c h th in g e r e d e t i s t , ¡sind imm e r d ie ''e rs te h
des W e ib c h e n s g em e in t.
c) Die Angaben verschiedener Autoren, dass diese Haltung der Antennen für diese oder jene Art c h a r a k t
e r i s t i s c h sei, sind unrichtig. In den meisten aller bis jetzt publizierten Habitusbildern ist die Haltung der
Vorderfühler ganz unnatürlich angegeben. Sobald ein Thier gequetscht oder ihm nicht genügend Wasser zum Freischwimmen
geboten wird, werden natürlich auch die Antennen nicht die normale Lage einnehmen können.
-4i 19 S>-
Dasselbe gilt von der Anzahl der Segmente. Denn In d iv id u en , deren Antennen aus einer
grösseren oder geringen Anzahl von Ringen zusammengesetzt sind, als dies normaler Weise der Fall ist
finden sich eben nur ausnahmsweise; ein solches abnormes Verhalten berechtigt natürlich nicht zur Aufstellung
tvifiiiier gesonderten Art, wie dies thatsächlich geschehen ist.
Bei den meisten Species bestehen die ersten Antennen aus 17, bei den übrigen aus 16 resp. 14,
12, 11, 10, 8 oder 6 J) Ringen.'
Die. Antennen aller Arten sind nach einem g e m e in s am e n B a u p 1 a n e konstruiert,' wie sich dies
bei genauem Vergleich aus der Anordnung der Borsten leicht ergiebt. Die F ü h ler,, welche aus einer
geringeren Anzahl von Ringen bestehen, lassen sich au f die mit mehr Gliedern zurückführen und umgekehrt..
D e r letztere Weg ist der natürliche, weil durch die Entwicklungsgeschichte vorgeschrieben,
denn gerade in der Entwicklung der Vorderantennen tritt bei dem Genus Cychps die Wahrheit des
biogenetischen Gesetzes mit voller Klarheit hervor: es repräsentieren die Antennen, welche aus einer
geringeren Anzahl von Segmenten bestehen, Zustände, welche von mehrgliedrigen Fühlern im Laufe
de r Metamorphose' durchlaufen werden. Diese Ansicht ist zwar schon von C l a n s ausgesprochen aber
weder von ihm, noch von einem der späteren Forseher konsequent durchgeführt w o rd en .2)
In nachfolgender Tabelle sind die Segmentatiönsverhältnisse der Haupttypen angegeben. Durch
die Stellung der Ziffern und durch die Klammern ist angedeutet, welche Segmente der aus 8, 1 0 , 11
12, 14 und 17 Gliedern bestehenden Antennen einander entsprechen.
Cycl. fimbriatas, 8gl. Antennen 1
- 1
Cycl. phaleratus, lOgl. Antennen 1
Cycl. bicolor etc., 11 gl. Antennen (mit; >if
Ausnahme von Cycl. affinis) . 1
B 9
Cycl. serrulatus etc., 12gl. Antennen 1I
Cycl. insignis, 14gl. Antennen 1I
m fuscus etc., 17gl. Antennen 1
3 4
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4 5
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Bei den Arten mit elfgliedrigen Antennen ist — wie in vorstehender Tabelle bemerkt —
eine Abweichung zu konstatieren:; sie betrifft Cycl. affinis und wird durch einen Vergleich nachfolgender
Tabelle mit dem betreffenden Abschnitte der vorhergehenden leicht erkenntlich sein.
1)1 Die Art mit sechsgliedrigen Vorderfühlern, Cycl. aequoreus Fischer (Abh. d. bayer. Akad. p. 654—656,
Taf. XX, Fig. 26—29), ist bisher im Faunengeb iete Deutschlands noch nicht aufgefunden worden. — Bezüglich des
gleichfalls mit 6gliedrigen Vorderantennen ausgerüsteten Cyd. Fischeri Poggenpol vergl. das Kapitel „Cycl. phaleratus“
-) Auch stimmen meine Angaben mit denen von C laus (freil. Copepoden p. 20 u. p. 96) gegebenen nicht
im ^ r überein. Besonders gilt dies für folgenden Passus (p. 20) der für die neuere Copepoden - Kunde grundlegenden
Clau s’ sehen Arb eit: „ Zwölfgliedrige Vorderan Lennen finden wir bei C. serrulatus und spinulosus — ?, vgl. b. Hilmacrurus —
vierzehngliedrige (durch Dreiteilung des achten Abschnittes) bei C. insignis, siebzehngliedrige (durch Dreiteilung des
achten und Vierteilung des neunten Abschnittes) bei einer ganzen Reihe von Cyclops-Arten.“ Die Teilung des
achten und neunten Segments der zwölfgliedrigen Antennen ist gerade umgekehrt, als es G la u s angiebt; ersteres
teilt sich in vier, letzteres in drei Abschnitte, wie in der nachfolgenden Tabelle angegeben ist.