Kurze Charakteristik der Copepoden-Familien, welche in den
süssen Gewässern Deutschlands vertreten sind.1)
I . Cyclopidae.
Céphalothorax deutlich vom Abdomen abgesetzt. Die ersten Antennen des Weibchens überrage11
zurückgeschlagen nicht den Vorderteil)} beim Männchen beide zu Greiforganen umgebildet. Die zweiten
Antennen viergliederig, ohne Nebenast. Der T a ster der Mandibeln nur durch einen Höcker angedeutet.
Das fünfte F usspaa r'rudimentä r, bei Weibchen und Männchen gleich gebaut. Ein Herz fehlt. Spermatophoren
bohnenförmig. Zwei Eiersäckehen.
II. H a rp a c tic id a e .
Céphalothorax nicht deutlich vom Abdomen abgesetzt. Die ersten Antennen kurz, beim Männchen
beide zu Greiforganen umgebildet. Die Antennen des zweiten Paares mit einem rudimentären Nebenaste.
Mandibulartaster kurz (ein- oder zweiästig). Das fünfte Fusspaar rudimentär, plattenförmig, in beiden
Geschlechtern verschieden. Ein Herz fehlt. Die Spermatophoren flaschen--;.oder säbelförmig.1 Ein oder
zwei Eiersäcke.
I I I . Calanidae.
Céphalothorax deutlich vom Abdomen abgesetzt. Die ersten Antennen lang, aus einer grossen
Anzahl Segmenten bestehend (24 oder 25). Im männlichen Geschlechte n u r eine der Vorderantennen (gewöhnlich
die rechte) zu einem Greiforgane umgebildet. Die hinteren Antennen mit grossem, mehrgliederigen
Nebenaste. Mandibulartaster wohl entwickelt, zweiästig. Die Füsse des fünften Paares nicht rad in u $ jp r,
entweder den vorhergehenden Schwimmfüssen gleich und dann beim Männchen wie beim Weibchen
gebaut, oder denselben nicht gleich und dann in beiden Geschlechtern zu verschieden gestalteten Greiforganen
umgebildet. Ein Herz ist vorhanden. Spermatopliore flaschenförmig. Ein Eiersack.
i) V o n einer eingehenderen Charakterisierung dieser drei Familien muss hier abgesehen werden, da diese Arbeit
sich nur mit e in ig e n (wenigen) zu d ie se n F am ilie n g e h ö re n d e n G a ttu n g e n zu b e s c h ä f t ig e n liät.
Soll aber der Zweck der Arbeit — ein Mittel zur Orientierung über die deutsche Oopepoden - Fauna und eine Einleitung
in das Studium derselben zu sein — erreicht werden, so dürfen hier nicht blos kurze Diagnosen der verkommenden
Genera gegeben werden, durch welche eine scharfe Abgrenzung derselben von den benachbarten Gattungen
sicher bewirkt und ihre Stellung im System kurz- nnd unzweideutig fixiert wird: sondern es muss in den Bemerkungen
zu den einzelnen Gattungen auch manches erwähnt werden, was streng genommen nicht hiether, sondern in
eine Charakteristik der übergeordneten Familie gehört. Auch um öftere Wiederholungen bei den einzelnen Arten zu
vermeiden, dürfen die Bemerkungen nicht zu kurz gefasst sein.
Von diesem Standpunkte aus wollen die nachfolgenden Bemerkungen zu dem Genus Cyclops und die späteren
zu den übrigen deutschen Gattungen beurteilt sein.
I.
Fam. Cyclopidae,
Genus Cyclops O. F. Müller.
D e r V o r d e r l e i b o d e r C e p h a l o t h o r a x 1) ist — von oben betrachtet — stets mehr oder
weniger elliptisch. Seine Form ist für jed e Art charakteristisch. Von dem stets schmaleren Abdomen
setzt er sich stets deutlich ab.
Bei den meisten Arten ist er fast cylindrisch, nur wenig in dorsoventraler Richtung zusannnen-
gedrückt. Bei einigen Species ist diese Abflachung stärker, ein Umstand, der einen, bedeutenden Einfluss
au f die Bewegungsweise derselben au sü b t2).
Der Vorderleib ist stets aus fünf Segmenten zusammengesetzt. Die einzelnen Rückenschilde
derselben da die Bauchplatten ohne systematische}! TVert sind, so bleiben sie hier unberücksichtigt —
nehmen in der Reihenfolge ihrer Ordnung an Länge gradweise ab ; der erste zeigt mithin die grösste,
*) Bezüglich dev N om e n k la tu r d e r H a u p t k ö rp e r a b s c h n i tte , welche bei den einzelnen Forschern eine
recht verschiedene ist, sei folgendes bemerkt: Einige bezeichnen den ersten Leibesring der Oyclojnden, weil er aus einer
Verschmelzung des Kopfes mit dem ersten schwimmfuss-tragenden Segmente entstanden ist, als Cephalothorax und die
übrigen beintragenden Abschnitte als Thorax. A n d e re — und d ie s e n s c h lie s s e ic h mich (auch b e z ü g lich der
S ü s sw a s s e r - H a rp a lic id en u n d ~Calaniden) an — b ez e ieh n en di o G e s am th e it d e r j e n ig e n S egm e n te ,
w e lc h e E x t r em i t ä t e n p a a r e t r a g e n , a ls V o rd e r le ib o d e r C e p h a lo th o r a x im G .e g e n s a tz zu
dem fu s s lo s e n H in t e r 1 e ib e o d e r Ab d om en . Die von vielen Autoren angewendete Bezeichnung^Postabdomen“
für den hinteren Leibesabschnitt (das Abdomen) ist darum zu verwerfen, weil dann auch noch ein besonderes
Abdomen angenommen werden müsste: und das geschieht niemals.
G ie s b rc c lit. beliebt eine doppelte Einteilung des Oopepoden - Leibes. Er sagt hierüber in seinen
„Freil. Cop. der Kieler Föhr d e p . 98: „Da die Grenze zwischen Vorderleib und Hinterleib wechselt und einmal vor,
das andere mal hinter dem letzten Thoraxringe liegt, so sind zwei Paare von Terminis notwendig, um die zwiefache
Teilung des Oopepodca-Leibes, die morphologische nach der Homologie der Segmente und die physiologische nach der
Funktion der beiden Körperabschnitte, zu bezeichnen, und in den folgenden Beschreibungen sind für die beiden
wechselnd gegen einander abgegrenzten Körperabschnitte die Ausdrücke Vorderkörper und Hinterkörper gewählt,
.während als Grenze zwischen Thorax und Abdomen, gleichviel wo auch die Grenze zwischen Vorder- und Hinterleib
liegt, immer die' Stelle angesehen ist, wo das letzte fusstragende Segment an das erste fusslose anstösst^. (cf. auch
C la u s , Die freil. Cop. p. 10 und Clau s, Zur Anat. und Ent.wicklung3gesch. der Cop. p. 3 und 4). Diese doppelte
Teilung des Oopepoden-Leibes nach morphologischen und physiologischen Rücksichten wende ich nicht an, um Irrtümer,
welche dabei gar zu leicht möglich sind, nach Kräften zu verhüten.
| | vergl. darüber p.