emplaren nur im seltneren Weibchen, bei Stücken der Coll. Staudinger aus Venezuela aber schon im
Männchen eine rothe (statt der gelben) Vorderflügelbinde auf dem schwarzen Grunde der Unterseite
au f, welche bei allen Weibchen auch auf der Oberseite sich ausbildet und dadurch diesem Geschlecht
auch im Fluge eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Hel. Melpomene L. giebt. Letztere entwickelte sich
also bei dem Weibchen zuerst und nahm mit der Verbreitung nach Süden an Intensität zu. Bei P . Leuco-
drosime Koll. (Columbien) endlich h at nach S t a u d i n g e r , 1. c. p. 2 3 , auch das Männchen die breite
rothe Binde auf der Oberseite der Vorderflügel.
Der Dimorphismus von Pere{Ute Tenthamis Hew. bildet den Beweis dafür, dass die abweichende
Färbung der Weibchen der sehr häufigen P . Charops eine mimetische Anpassung an den Heliconius ist
und der heutige Individuenreichthum der Art wohl erst infolge besonders günstiger Existenzbedingungen
eintrat.
Weibliche Formen von Pieris Schrk. (subg. Perrhybris Hübn.), wie P . Demophile L. ? ., eine
häufige Form mit weisser Subapicalbinde und Basalaufhellung der schwärzlichen Vorderflügel und einer
hellen Mittelbinde der dunkel gerandeten Hinterflügel, führten über Arten wie P . Viardi Boisd. $ zu den
ausgebildeten mimetischen Weibchenformen über, wie sie uns in P . Loreha Hew. und P . Malenha Cr. erhalten
sind. Zeigen die Männchen letzterwähnter Arten, welche viel häufiger als die Weibchen sind und
sich in Massen an feuchtem Sande von Flussbetten zusammenfinden, auch oben noch das weisse Pieriden-
Kleid mit schwarzer Vorderflügelspitze, so ist die Unterseite doch schon durch Vererbung von Seiten des
Weibchens in der durch schwarze Binden vorn und hinten begrenzten Mittelbinde der Hinterflügel
orangebraun gefärbt. Bei den Weibchen ist dagegen die Subapicalbinde der Vorderflügel wie einzelne
Marginaltüpfel gelb g e fä rb t, während die Basal- und Innenbinde wie die drei Hinterflügelbinden eine
rostbraune und der Aussenrand der Hinterflügel eine stark verdunkelte Färbung tragen. So erinnert das
mit schmaler, scharf begrenzter Subapicalbinde der Vorderflügel gezierte Weibchen von P . Lorena Hew.
und das mit breiterer, mit der Basalaufhellung verfliessender Binde geschmückte, auf den Hinterflügeln
vergi.Tai.xn,stärker aufgehellte Weibchen von P . Pyrrha F. an Lycoreen.
Flg. 85—86. ° . . . . . . :
Damit steht auch die Lebensweise der Weibchen in Verbindung, welche nie weite Strecken
zurücklegen, sondern wenig exponirt, in niedrigem Fluge das Dickicht durchflattern und höchstens die
Waldränder besuchen, an denen auch ihre Modelle auf Blumen saugen. ')
Bei der kleinen P . Pisonis Hew. besitzt die Unterseite der Hinterflügel eine orangene, gelb
gerandete Aussenbinde: so tritt hier die erste unvollkommene Anpassung des ruhenden Thieres an gewisse
Ithomien uns entgegen.
Familie der Papilioniden (Papilio s. str., Cosmodesmus).
Indem ich für die genauere Schilderung der hierher gehörigen Formen auf den ersten Theil meiner
Arbeit verweise, begnüge ich mich damit, hier eine nach der systematischen Stellung ihrer Modelle geordnete
Aufzählung der wichtigeren nachahmenden Formen zu geben.
In der Untergattung Cosmodesmus treffen (vergl. p. 85—87) wir nur Formen, welche an Arten
von Pharmacophagus sich anlehnen, aber alle Gruppen derselben vertreten.
') Nach Dr. H a h n e i (1. c. p. 158) haben beide Geschlechter von P. Lorena einen angenehmen, auffällig
starken Honiggeruch.
P . Xanticles Bates bildete von den monomorphen Segelfaltern durch seine zweite secundär verdunkelte
Weibchenform, welche der erste Beginn der Anpassung an Pli. Philenor L. zu sein scheint, einen Ueber-
gang zu den meist in > beiden Geschlechtern dieselbe Modellform nachahmenden Arten. Die südbrasilianische
Harrisianus-Gvappe der Segelfalter mit langen Schwänzen gleicht den einzelnen Arten der
J.scam'ws-Gruppe der Aristolochienfalter, so C. Harrisianus selbst dem Ph. Ascanius, C. Lysithous Hb. Ver®'. T
dem Ph. Agavus, C. Rurikiu Esch, und C. Lajus Rog. dem Ph. Perrhebus. Aehnlich erinnerte die mexicanische
Thymbraeus-Gruppe an die Photinus-Gruppe von Pharmacophagus und verwandte Arten der ersten an A er®'Igi
andere der letzterwähnten.
Weiter erinnert die schwanzlose Hyperion-Gvnppe an die ungeschwänzte Pölydamas-Gruppe der
Laertias-Cohorte und zwar C. Choridamus Boisd. an Ph. Crassus Cr. (Brasilien), C. Phaon Boisd.
(Honduras) an Ph. Protodamas Godt., so C. Therodamas Feld. (Neu-Granada) an Ph. Xenodamas Hb.,
so C. Hyperion Hb. (Brasilien) an Ph. Pölydamas L. Dagegen ähnelt der nahe verwandte C. Pausanias
Hew. einem gemeinen kleineren Heliconiusl), II. Apseudes Hb. (Brasilien), und dem nahe verwandten
H. Clytius L.
Kleinere, feingeschwänzte mimetische Formen wie C. Xynias Hew. führen zu den ungeschwänzten Ver| ,lg;
Formen ü b e r , welche in beiden Geschlechtern den dimorphen Modellen gleichen. So erinnert C. Cyamon Ver|'ig-
Gray (Para) an Ph. Anchises L., C. Evagoras Gray (Venezuela) an Ph. Vertumnus Cr., C. Aristagoras Feld.
(Neu-Granada) an Ph. Cyphotes Gray, C. Euryleon Hew. (Neu-Granada) an Ph. Erithalion Boisd.,
C. Harmodius Dbld. (Bolivia) an Ph. Collides Bates, C. Hostilius Feld. (Venezuela) an Ph. Serapis Boisd.
var. Osyris Feld., C. Bronchus Dbld. (Mexico) an Ph. Polyzelus Feld. etc.
Die Analogie unter diesen Formen ist so hoch ausgebildet, dass selbst Ba t e s nicht erkannte, dass
hier Nachahmer und Modelle vorliegen.2)
Nach Ba t e s 1. c.. ist der Flug dieser Formen k räftig , auch fliegen sie meist nicht im Schatten
der Wälder, sondern auf * sunny skirts of the woods“. 8)
In der Untergattung (vergl. p. 93—100) der Rinnenfalter (Papilio s. str.) vermittelte die mimetische
Anpassung des Weibchens von P . Asclepius Hb. an den Ph. Photinus Dbld. (Mexico) die Anknüpfung
an mehrere in ihren ursprünglicheren Formen an die Protodamas-Grnppe sich anpassende Arten. Von
diesen erinnert z. B. P . Bitias an Ph. Crassus, P . Menatius Hb. an Ph. Protodamas Godt., P . Xantho-
pleura Salv. an Ph. Lycidas Cr. Das Weibchen von P . Cacicus Hew. führte zu dem Nachahmer des
Heliconius Melpomene, dem P . Euterpinus Hew., ü b e r, während die Zierats-Gruppe sich in beiden Geschlechtern
den Lycorea-Arten (Danaiden) anpasste.
Von einem anderen Stamme gelber, monomorpher Formen aus entstand ebenfalls zuerst eine
mimetische Anpassung der Weibchen an Aristolochienfalter. So erinnert dies Geschlecht bei P . Torquai)
Meist wird als Modell der Heliconius Erato var. coerulea angegeben, welcher aber keine glänzende stahlblaue
Interferenzfarbe wie die Modelle und H. Apseudes Hb., sondern eine hellblaue, strahlig auslaufende Stofffarbe nur auf
den Hinterflügeln trägt. __ _ __ c ,,
*) So sagt B a t e s bei C. Euryleon (Contributions to an Ins. Fauna of the Amazon Valley [Irans, hnt. ooc. V,
1051 1861], p. 325): „here commences the style of coloration, viz. black ground colour with crimson and white or green
belts and spots, which characterizes the main body of Neo-Tropical Papilios“. Erst. C. und R. F e ld e r erkannten die
Aehnlichkeit als Analogie, ohne natürlich an Mimicry zu denken.
3) Dasselbe erwähnt B a te s für die Torquatus- und A^c/imades-Gruppe der Rinnenfa.lter.