andererseits annehmen wollten. Es ist j a auch nicht einzusehen, wie den verschiedenen Funktionen
eines einzelligen Organismus verschiedene Körperregionen entsprechen müssten, die konzentrisch gelagert
sein sollten, denn man kann sich doch auch recht wohl vorstellen, dass ih r substanzielles Substrat irgend
eine andere Anordnung erfahren habe, z. B., um nur eine beiläufige Vermuthung zu äussern, eine netzartige.
Nichtsdestoweniger abe r lasst sich bei der Mehrzahl der Protozoen eine Rindenschicht, ein
Ectoplasma, von einer Markschicht, einem Entoplasma, stets mehr, oder minder scharf unterscheiden.
Dies ist nun auch bei unserer Kuclearella der Fall, während ganz das Gegentheil von dem Genus
Kuclearia angegeben wird, obwohl hie r offenbar die Strahlen ebenfalls ein recht hyalines, köfnchenfreies
Plasma besitzen, das unserem Ectoplasma • gleichgesetzt werden kann. Auch A r t a r i (1. c.) spricht von
„langen Hyaloplasmafortsätzen“ und giebt ferner an, dass die Grundmasse ihres Körpers von einer
homogenen und hyalinen Substanz, dem Hyaloplasma, gebildet werde, ohne dass aber eine äussere
und eine innere Schicht zum Ausdruck komme, da das Körnchenplasma zumeist bis an die äusseren
Ränder reiche. Ohne hie r au f die Frage-eingehen zu wollen, ob auch das Entoplasma als Grundlage
ein Hyaloplasma habe, dem nur allerlei Körnchen und sonstige geformte Einschlüsse eingelagert sind
oder ob das Ecto- von dem Entoplasma schärfer gesondert sei, so möge vor der Hand der letztere
Unterschied schon aus Bequemlichkeitsgründen beibehalten werden. Es ist indessen bei d e r Kuclearella
g erad e wie bei manchen anderen Rhizopoden oft genug eine zarte Grenzlinie zwischen beiden Plasmapartien
zu erkennen, die mir au f einer etwas verschiedenen Lichtbrechungskraft derselben zu beruhen
scheint (Taf. I I , Fig. 1 etc.).. In anderen Fällen ist solch’ ein Unterschied jedoch nicht wahrnehmbar.
Das Ectoplasma, dessen Brechungsvermögen erheblich hinter dem d e r membranösen Umhüllung
zurücksteht, ist nicht n u r der einzige Inhaltsbestandtheil der pseudopodienartigen Strahlen, sondern es
is t auch an deren Ursprungsstellen angehäuft, indem der entoplasmatiscbe Raum möglichst regelmässig
und einfach wie eine Kugel, ein Ellipsoid oder ähnlich begrenzt ist, so dass der Zwischenraum zwischen
den Wurzeln der Strahlen und jenem Raum von dem Ectoplasma ausgefüllt ist, welches fast ganz
gleichmässig hyalin und homogen erscheint,, ohne indessen ganz wasserklar zu sein. Es is tv ie lm eh r
doch etwas trü b e r als beispielsweise das Plasma der Amoeba pellucida. Bei Behandlung mit wässeriger
sehr verdünnter Jodlösung wird das Ectoplasma sehr feinkörnig ohne dabei seinen homogenen Charakter
stark einzubüssen. Die Pseudopodien gehen b ei diesem Prozesse zu Grunde, indem sie z. Th., eingezogen
werden, z. Th. sich aber in einzelne abgekugelte Stücke zertheilen.
Die Beschaffenheit des Entoplasmas als solchen, um nun zu diesem überzugehen, lässt sich kaum
feststellen, da es mit allem Möglichen ganz erfüllt ist. Selbst bei den jüngsten Individuen sah ich es
s ta rk von gröberen Körnern und Kügelchen durchsetzt (Taf. I, F ig . 1), die auch b ei grösseren eine
wichtige Rolle spielen können (Taf. I, F ig . 2 ; Taf. II, Fig . 11), Sie stellen wohl keine einheitliche
Substanz vor, sondern sind theils stark glänzend und scharf aufblitzend wie Kryställchen, theils mehr
flockig und bläss, immer aber farblos. Dazwischen zerstreut liegen sodann meist gröbere Krümel und
Brocken von der bekannten gelblichen oder grünlichen Färbung, ferner kleine farblose Fettkügelchen
u n d oft ein nicht näher festzustellender Detritus (Taf. I I , F ig 11), der im Allgemeinen wohl von
pflanzlichen Nahrungsbestandtheilen herrührt.
Die körnigen Einschlüsse können oft überwiegen (Taf. II, Fig. 11), oft kaum vorhanden sein
(Taf. I, Fig . 2). Wie weit sie ferner als B e s ta n d te ile des Protoplasmas einerseits oder anderseits
als Fremdkörper und deren Abkömmlinge aufzufassen sind, lässt sich kaum irgendwie entscheiden. Da
sie indessen, wie wir soeben sahen,, auch fehlen können, so mag wohl eher an das Letztere zu denken
sein. Anders ist es mit den Vacuolen, denen wir uns nunmehr zuwenden. Sie sind ohne Zweifel als
plasmatische Bildungen aufzufassen, obwohl auch ih r Auftreten ein ganz unkonstantes ist. Zunächst
sind sie sicher nicht pulsirende Apparate und ebensowenig als eontraktile Vacuolen aufzufassen, wenngleich
es ja wohl Vorkommen mag, dass sie ab und zu verschwinden und wiederentstehen. So gehören
sie nur noch zwei Gruppen an, nämlich den Protoplasmavacuolen im engeren Sinne und den Nahrungs-
resp. Verdauungsvacuolen.
Die ersteren, die Protoplasmavacuolen, sind kugelige Ansammlungen einer blass röthlicli-violetten
Flüssigkeit. Ganz unabhängig von der jeweilig aufgenommenen Nahrungsmenge können sie gänzlich
abwesend sein (Taf. I, Fig. 2 ; Taf. II, Fig. 2, 11), oder einzeln und spärlich auftreten (Taf. I, Fig. 1)
oder endlich so überwiegen, dass sie dem Plasma das bekannte schaumige Ansehen verleihen. In diesem
Falle sind sie gewöhnlich unter sich gleich gross, das Entoplasma gleichmässig durchsetzend (Taf. II.
F ig . 1) und zweifellos nicht kontraktil, während beim Vorhandensein einzelner Vacuolen hin und wieder
die eine oder die andere entleert -werden kann. Dies beobachtete ich bei einem halbreifen Individuum
in ähnlicher Weise wie bei manchen Amöben, nämlich indem die Vacuole der Leibeswand nahe kam
dann platzte und ihren Inhalt nach aussen ergoss.
Nahrungsvacuolen tra f ich nur selten an. Auch ihre Substanz schien mir einen ganz leicht
violetten Ton zu besitzen. * Sie schlossen gewöhnlich Chlorophyllklumpen, niemals aber Stärkekörner
ein. Diese Körner, zu denen wir nunmehr übergehen, bilden mit den hauptsächlichsten Inhalt unserer
Kuclearella. Dennoch aber fehlten sie in vielen Fällen vollkomm'en (Taf. I, Fig. 1; Taf. II, Fig . 1, 11),
wraren in anderen spärlich, dann reichlicher (Taf. I, Fig . 2), um endlich im äussersten Falle fast den
alleinigen Inhalt des Entoplasmas auszumachen (Taf. II, F ig . 2). Seltener sah ich sie mit den vaeuolen-
artigen Räumen vergesellschaftet, wie in Taf. II, Fig. 10, wo das Thierchen von einem kolossal grossen
S tärk ek o rn erfüllt ist.
Die Stärkekörner zeigen eine deutliche Schichtung und geben die Jodreaktion. Woher sie
eigentlich stammten, wrar nicht festzustellen. Trotzdem aber ist wohl nicht daran zu denken, dass sie
ein P rodukt der Kuclearella selbst sind. Sie werden nämlich ganz unzweifelhaft v e r d a u t , wobei sie
sowohl von aussen, wie auch von innen angegriffen werden (Taf. I, Fig. 2 ; Taf. II, Fig . 10). Die
Schichtung wird hierbei besonders deutlich und erscheint wie angenagt. Es lässt sich sodann noch bei
s ta rk verdauten Stärkekörnern die Jodreaktion anstellen, w'elche nun eine blässere und diffusere Färbung
giebt, als Zeichen, dass die Stärke (Granulosa) in Lösung gegangen ist, ohne sich chemisch, verändert
zu haben, während das Stroma als zartgeschichtetes Gebilde zurückbleibt, ohne seinerseits jene Jo d reaktion
zu geben.
Wie die Stärk e so sind als unzweifelhaft von aussen aufgenommen die Chlorophylleinschlüsse
zu betrachten, die, wrie schon oben besprochen, nicht Algen, sondern vielmehr Abkömmlinge von höheren
Pflanzen vorstellen. Diejenigen Individuen der Kuclearella, welche im Brunnenwasser lebten, waren frei
von solchen Inhaltsbestandtheilen, da dies Wasser durch Pflänzenreste nur wenig verunreinigt war. Sie
führten vielmehr gewöhnliche Stärkekörper, sow'ie weiterhin: einige gelbe oder grünliche krystallinische
Schollen und Krümel (Taf. I, Fig. 2),- die auch in Nahrungsvacuolen vorzüftnden wraren. Ein Thierchen