die Mimiory1) als - „ p s e u d o s ema t | § p l i e F ä r b u n g “ »), welche entweder gegen Feinde von Nutzen
ist, wie die Anpassungen schmackhafter an geschmackswidrige Falter (pseudoaposemaüsche Färbung) oder
(pseudoepisematische Färbung) den Fang der Beute resp. die Ausnutzung des Wirthes erleichtert. Hierher
rechnet er auch — den beweglichen Fleisohlappen des Lophms piscatorius!
In gewissem Widerspruch zu dieser Eintheilung steht die dritte Kategorie der Mimicry, die „pseudoV
allosematisohe“ , Fremdkörper vortäuschende Färbung, in deren typischem Beispiel die Larve einer südamerikanischen
Stegaspis-Avt (Membracid.) mit ihrem blattartig dünnen, grün gefärbten Körper und dem
braunen Beinen eine ihr Blattstück tragende Saiiba-Ameise ( Oeeodoma) nachahmen s o l l $ ? f lH I H H I |
Entsprechend dem in den’Hegenseitigkeitsbeziehnngen der Thierwelt meist scharf ausgesprochenen
Gegensatz zwisohen Angreifer nnd Angegriffenem ziehen wir es v o r, alle Fälle mimetischer Anpassung in
zwe i H a u p t g r u p p e n zusammenzufassen. Die erste enthält diejenigen mimetischen Formen, welche das
fremde Kleid ohne Nachtheil für den rechtmässigen Besitzer nur zum eigenen Schutze gegen die Angriffe
seitens besonders erbitterter Feinde ihrer speciellen Blutsverwandten tragen. Die hierher gehörigen Arten
sind in der Mehrzahl schmackhaft und wehrlos, in der Minderzahl in gewissem Grade widrig oder durch
Vertheidigungsmittel geschützt, dann aber meist selten.
Die zweite Hauptgruppe besteht dann aus denjenigen Anpassungsformen, welohen das entliehene
Kleid zur individuellen oder, jkonomischen Sohädigung des .Modelles-auf Grund bestehender-pekologischer
Beziehungen dient. Zu dieser" „Verkleidung der Angreifer“ stellen sowohl Anpassungsformen des Raub-
thieres an ihre schwächere Beute, als solche des schwächeren Schmarotzers an den wehrhafteren, .auszu-
nutzenden Wirth. ihr Contingent.
Dass zwischen beiden Hauptgruppen auch Uebergänge Vorkommen, lehren die Anpassungen gewisser
Volucella- an die Bombus-Arten, bei denen ihre Larven schmarotzen, da sie nicht nur Anpassungen an den
auszubeutenden Wirth , sondern zugleich auch solche an den im Weibchen gefürchteten Stachelträger
vorstellen.
I. Anpassungen von Seiten der Angegriffenen.
Diese Anpassungen beziehen sich auf Modelle, welche durch besondere, für den. Kampf um die
Existenz vortheilhafte Eigenschaften, durch Körperhärte, durch Widrigkeit des Gesohmackes, durch grössepe
Wehrhaftigkeit in höherem Maasse geschützt sind, als die sie nachahmenden Arten und sich ausserdem vor
letzteren noch meist durch grössere Häufigkeit auszeichnen.
Die Anpassungen an bestimmte häufigere A rten , die sich nach Wa l l a c e eines -so. s t ä r k e n
K ö r p e r p a n z e r s » ) erfreuen sollen, dass sie von inseotenfressenden Vögeln etc. nicht zermalmt werden
können6), beschränken sich auf solche an hartschalige Curculioniden und » n geringerem Grade Anthri-
biden von Seiten anderer Insecten. Hierher gehören vor Allem die von K, S emp e r auf den Philippinen
1) Citirt nach Ph. Bertkau, Ber. üb. d. Leist, im Geb. d. Entomol. f. 1890 (Berlin 1891)' S. 25—26.
2) Dass nicht blos die „Färbung“ allein die Aehnlichkeit mit den Modellen bewirkt, sondern letztere sich auch in der
Körperform aussprechen kann, beweisen vor Allem die Glaucopiden-Gattungen Pseudosphex und Myrmecopsis (S. 77).
3) Leider ist auch diese Arbeit Poulton’s (Proc. Zool. Soc. London 1891, p. 462-464, PI. XXXVI) mir nur aus
Ph. Bertk au ’s Jahresbericht für 1891, S. 24 bekannt geworden.
4) Es ist noch zu untersuchen, ob z. B. die Pachyrhynchus- und Heilipus-Aitm nicht noch durch besondere Larvennahrung
auch geschmackswidrig geworden sind. Dann fielen diese Fälle unter die nächste Kategorie.
5) Nach meinen Beobachtungen in Siam bildeten gewisse relativ hartschalige Büssler (Tanymecm), die ganz verschluckt
werden, immerhin einen bestimmten Bestandtheil der Vogelnahrung, da ich sie häufig in Excrementen auffand.
entdeckten Anpassungsformen an die endemischen Pachyrhynchinen, so die Gryllide Scepaskis pachyrhyn-
chöides Gerst. (S. 7) und mehrere Cerambyciden (Doliops, Hdbryna, Aprophata S. 16). Auch für einen seltenen
australischen Bockkäfer (Stychus amycteroides) dienen gewisse, in der That stahlharte Amycterus-Arten
als Modell. Weiter erinnern nach B a t e s endlich auch in der neotropischen Region verschiedene seltene
Bockkäfer an Curculioniden (Heilipus, Oratosomus) oder Anthribiden (Ptychoderes) theilweise selbst in der
A rt der Bewegung (S. 17).
Viel weiter verbreitet sind die Anpassungen der Angegriffenen an solche Formen, welche wegen
w i d r i g e n G e s c hm a c k e s von den Feinden ihrer Verwandten wenig verfolgt oder ganz verschmäht werden.
Hierher gehören neben Anpassungen an immune Käfer besonders solche an geschmackswidrige
Schmetterlinge.
Unter den C o l e o p t e r e n sind es in erster Reihe Angehörige der Malacodermen und unter diesenVcrnndTx5vfm
besonders Vertreter der oft in auffälligen Farben prangenden Lycinen1), welche als Modelle der Anpassung F,g-100—m
für Insecten derselben oder anderer Ordnungen dienen. Wie nun viele nur in geringem Grade angepasste
Coleopteren erkennen lassen, ging der vollkommenen Lycus-Aehnlichkeit, welche sich ausser in der eigenartigen
Form der Fühler, noch in der Rippenbildung und hinteren Verbreiterung der Flügeldecken ausspricht,
eine l y c o i d e F ä r b u n g voraus, die hauptsächlich bei neotropischen Formen entwickelt und wohl
als eine besonders feine Reaction variationsfähiger Formen auf specielle äussere Lokaleinflüsse anzusehen
ist, aber erst bei selteneren, sich auch den Structurmerkmalen der Modelle anpassenden Arten durch Naturauslese
zur l y c i f o rme n A n p a s s u n g führte.
Zu diesen Lycus-Nachahmern stellen in der neotropischen Region neben schmackhaften, weichhäutigen
Cleriden- (Ichnea, Pelonium, Platynoptera, S. 17—18), Oedemeriden (S. 15), weichhäutigeren Curculioniden
(Homdlocmis S. 15), Cerambycinen (Pteroplatus) und Lamiinen (Hemilophus S. 16) noch manche
selbst in gewissem Grade immune Telephorinen (Ghauliognatlms, S. 14) und Hispiden.(Gephalodonta, S. 17)
ihr Contingent. Aehnliche Anpassungen an die australischen Metriorhynchus-Arten gehören ebenfalls zarteren
Oedemeriden (Psmdolycus, S. 15), Cerambycinen (Eroschema, S. 16) und Curculioniden (Rhinotia, S. 16) an.
Von anderen Ordnungen der Insecten betheiligen sich an den Anpassungen an Lycinen ausser einer
Blattide der Gattung Paratropa (S. 7) auch einzelne tagfliegende Heteroceren (S. 73—74) aus den F a milien
der Arctiiden (Pionia lycoides) und Glaucopiden (Lycomorpha, Mimica).
Nach den Lycinen dienen unter den Malacodermen besonders gewisse Lampyrinen der neotropischen
Region als Modelle für mimetische Anpassung seitens einzelner Blattiden (Phoraspis, S. 7) und Cerambyciden
(S. 17). Letzterwähnte Familie stellt auch ausserdem noch Anpassungsformen an bestimmte
Hispiden (Gephalodonta), deren Larven an Aristolochien leben (S. 17), sowie an schwammfressende Erotyliden
und Endomychiden der neotropischen Region. Ausserdem dienen Erotyliden derselben Region noch mit ihnen
zusammenlebenden Laufkäfern (Lia, S. 14), Melasomen (S. 15) und zahlreichen Arten der C h r y s o m e l i d e n -Vegi. Taf. a v ,
Gattung Doryphora (S. 18) als Modell. Eine andere Doryphora-Art (D. epilachnoides Stul.) passte sich dagegen
der Coccinellide Epilaehna radiata Er. an, deren Larven auf Solaneen leben, wie die taglebende v«|i.T a f .x iv
Blattide Gassidodes ligata Brunn. (Philippinen) dortigen Coccinellen.
Neben den erwähnten mimetischen A rte n 2) treten bei den Melasomen und Chrysomeliden gewisse
i) An siamesischen Lycinen beobachtete ich das Hervortreten gelber, stinkender Secrettröpfchen an den Körperseiten
des ergriffenen Thieres.
• 2) Aehnlich treffen wir ja auch in der Gattung Adelpha Vertretern anderer Gattungen als Modelle dienende Arten in
der Erotia- und mimetische in der Iris-Lara-Gr.