
derbe, membranartige Umhüllung, die abe r keinen so gleichmässigen Ueberzug bildet, wie es nach der
Beschreibung A. Grubers*) bei seiner A . tentaculata der F a ll ist. Bei u n serer A. salinae s te llt sie
vielmehr ein Gebilde d ar, das ganz d e r Membran d e r Nuclearella (s. d. „erste H ä lfte “ S. 69) gleicht.
Sie wird mithin nich t von den Tentakeln sch a rf durchbrochen, sondern sie v erd ü n n t sich n u r s ta rk
an der Oberfläche der le tz te ren , so dass h ie r von einem solchen Ueberzug nichts mehr zu sehen ist.
Darin d ü rfte einer d e r wichtigsten Unterschiede gegen A. tentaculata liegen.
Von Pseudopodien k an n man bei u n serer Amöbe der Uebersicbtlichkeit h alber zweierlei Formen
unterscheiden. Im einfachsten Fa lle erin n e rt nämlich das Aussehen u n serer Thierchen an eine Sacc-
amoeba, indem n u r hie und da ein bruchsackartiges Pseudopod h e rv o rtritt, während der übrige Theil
d e r Oberfläche eigenthiimlich runzelig und fa ltig bleibt (Taf. VII, Fig. 26, 27). Solch ein Bruchsack
kann erhebliche Dimensionen annehmen, unterscheidet sich aber vom eigentlichen Kö rp er immer durch
seinen k la re ren In h a lt und den Mangel d e r Membran. A u f seiner Oberfläche sowohl wie auch an
irgend einer Stelle des Körpers der A. salinae können nun kleine, te n tak e la rtig e Pseudopodien herv o rsprossen,
theils einzeln, tbe ils zu zweien, wie auch gegabelt u. s. w. l n ihrem Aussehen erinnern sie
sowohl an die Tentakel der A. tentaculata als auch an die Pseudopodien d e r A . actinophora (s. d. S. 89 fg.).
Sie sind nämlich im einfachsten F a lle wieder z a rte , cylindrische Hervorragungen mit s t u m p f -
a b g e r u n d e t e m Ende. So trifft man sie namentlich an d e r Oberfläche des Kö rp ers, wo sie bald
n u r kleine knopfartige Buckel, bald einfache oder gegabelte Stäbchen darstellen, die bald gerade, bald
irgendwie gekrümmt sind. Zu grösse rer E n tfa ltu n g können sie jedoch an dem E ndtheil eines Bruch-
sack-Pseüdopods kommen, dessen vielgestaltige F o rtsä tz e sie nun sind. Sie können dann seh r dicht
stehen und sich mehrfach verästeln, ohne jedoch an den Verästelungsstellen Verbreiterungen zu bilden
wie es z. B. bei A. actinophora (s. d. S. 89 fg.) geschieht. Dabei bleiben sie gewöhnlich k u rz d. h. etwa
4 bis 5 mal so lang wie dick. E in solcher Z ustand is t namentlich dann zu erkennen, wenn sich das
Thierchen v o rw ä rts bewegt (Taf. V II, Fig. 27), was in der Weise vor sich geht, dass am vorderen Pole
ein grösse rer Bruchsack vorgetrieben w ird — also ganz so wie bei verschiedenen A rte n von Saccamoeha —,
der sich nun wieder vornen in eine Anzahl meist mehr oder weniger nach v orn g erich te te r Tentakel
auflöst. Währenddem is t d e r h in te re Theil abgekugelt und kann ziemlich allseitig mit kürzeren,
zo tten a rtig en Tentakeln besetzt sein. Die Vorwärtsbewegung geschieht dabei re c h t langsam, und auch das
Spiel d e r Pseudopodien is t ein schwerfälliges und e rin n e rt wenig an die viel lebhaftere A . tentaculata.
D e r plasmatische In h a lt de r A . salinae zeichnet sich durch einen re c h t erheblichen Glanz aus,
d e r nicht allein von d e r membranartigen Umhüllung h e rrü h rt. A. Gruber**), E . Greeff ***). und andere
Autoren v e rtre ten , wie b ek an n t, den S tan d p u n k t, dass die grössere Lichtb rech u n g sk ra ft ein zäheres
d. h. u n te r anderem auch wasserärmeres Plasma bedeute. I n d e r T h a t kann man sich vorstellen, dass
eine Eiweisssubstanz von bestimmter B rechungskraft m it W a sser gemischt, in demselben Grade an
dieser K ra ft verlieren muss, dass mithin ein „dünnes“ oder „verdünntes“ Eiweiss weniger g län zt als
ein „dickeres oder „zäheres“. Damit stimmen auch zahlreiche an Khizopoden gemachte Beobachtungen
überein, welche nämlich gewöhnlichergeben, dass ein s t ä r k e r g l ä n z e n d e s resp. d i c h t e r e s Plasma
sich langsamer bewegt als das entgegengesetzt beschaffene, ein K e su lta t, das sich auch vollkommen
m it den Erscheinungen bei unserer A . salinae deckt. Leider beschränken w ir uns allerdings hinsicht-
*) (Nr. 37.) A. Grober 1. c. S. 460 fg.
**) (Nr. 28.) A. Gruber. — Die, Frage nach dem Bestehen verschiedener Plasmaschichten im Weichkörper der Rliizopoden.
Biolog. Centralbl. VI (1887) S. 5 fg.
***) (Nr. 35.) R. Greeff. Ueber die Erdamöben. II. S. 3, 8 etc.
lieh des Brechungsvermögens meistentheils au f re ch t unscharfe Bestimmungen, indem w ir von
„stärkerem Glanze“ , „geringem Lichtbrechungsvermögen“ etc. sprechen, a n s ta tt genaue Messungen
anzustellen, diese u n te r sich zu vergleichen und womöglich in eine mathematische Formel, zu bringen.
Unsere mikroskopische Technik is t aber, was die Untersuchung l e b e n d e r Organismen anlangt, so sehr
im Rückstände, dass w ir uns vorderhand wohl mit den erlangten Ergebnissen zufrieden finden müssen.
Zweierlei Plasmaregionen kommen bei der A . salinae insofern zu r Ausbildung, als die ten tak e lförmigen
Pseudopodien h y a lin e re s Ectoplasma besitzen, welches durch die Bruchsack-Pseudopodien
hindurch in das s ta rk körnige Entoplasma übergeht, das den übrigen Leib bis zu r membranartigen
Begrenzung h in erfüllt. Die von diesen Theilen ausgehenden Tentakel tre ten mit ihrem hellen In h alte
ziemlich u n v e rm itte lt aus dem Entoplasma hervor. Dieses is t in seiner Hauptmasse seh r dicht gekörnt
und b ie te t dahe r einen trü b e n , dunklen Anblick dar. Auch sind diese Körner wohl auch diejenige
Substanz, welche vermöge ihres stä rk e ren Brechungsvermögens dem Ganzen einen so erheblichen
Glanz ertheilen. Am meisten fallen kleinere und grössere gelbliche, dicht gedrängte Körnchen in die
Augen, welche sogar den Nucleus zu verdecken, im Stande sind. Sie sind nich t flockig, sondern mindestens
„krümelig“ , ja sogar k r y s ta lla r tig sch a rf umschrieben, worauf ih r s tä rk e re r Glanz bezogen
werden kann. Infolge dieser Eigenschaften geben sie endlich dem ganzen Entoplasma auch eine gelblichere
F ä rb u n g , als es z. B. bei der von uns beobachteten A. tentaculata (s. d. S. 92) d e r F a ll ist.
Eins der am meisten charakteristischen Merkmale unserer A. salinae is t die c o n t r a e t i l e
V a c u o l e , um so auffallender, als dieses Organ den Meeres- resp. Salzwasserrkizopoden fü r gewöhnlich
abgeht. B esitzt doch auch A . tentaculata nach dem Befunde A. Gru b ers, dem w ir uns añschliessen,
nichts davon. I n unserem Fa lle is t sie in der Einzahl vorhanden und is t als b e s t ä n d i g e s Organ
anzusehen, da sie eine ganz bestimmte Lage h a t, nämlich im h i n t e r e n , abgerundeten Körpertheil
(Taf.. V I I , Fig. 27, 29). Sie a rb e ite t seh r langsam, und ich konnte sie mehr als fü n f Minuten lang
beobachten, ehe sie p la tzte. In dieser Ze it wuchs sie bloss langsam aber s te tig zu einer beträchtlichen
Grösse an, rü ck te dich t an die Leibeswand, durchbrach diese schliesslich und en tleerte sich in erheblich
k ü rz e re r Z e it nach aussen. Nach k u rz e r P ause entstand sodann an gleicher Stelle eine neue, sich
■ebenso verhaltende Vacuole. Das Maximum ih re r Grösse liess sich zu ca. 10 p Durchmesser bestimmen,
was im Verh ältn iss zum Gesammtdurchmesser von 25 p ein erhebliches Volumen bedeutet. Mir scheint,
dass damit auch die langsame T h ä tig k e it in Beziehung s te h t, denn eine grosse, wenn auch scheinbar
langsam wachsende Vacuole is t im Stande , mehr In h a lt zu entleeren, als manch eine kleine, deren
T h ä tig k e it leb h a fte r erscheint. Bei beiderlei Gebilden sehen w ir das Anwachsen des U m f a n g e s im
Q u a d r a t v e r h ä l t n i s s zum Durchmesser,' während das Volumen, das h ie r massgebend is t, doch im
C u b i k v e r h ä l t n i s s wächst. Vergleichen w ir mith in zwei Vacuolen, von denen die eine den halben
-Durchmesser d e r anderen h a t — man s ag t wohl schlechtweg, sie sei h a l b so gross — so h a t die eine
doch n u r den a c h t e n Theil des Rauminhaltes der ändern. Acht der kleinen Vacuolen würden also
e rs t einer grossen entsprechen, od er, was dasselbe i s t , eine kleine Vacuole müsste sich a c h tm a l
co n trah iren , ehe sie dieselbe A rb e it le is te t, wie eine „doppelt“ so grosse Vacuole.. Man w ird sich
.also von d e r T h ä tig k e it der Vacuole n u r dann ein richtige s Bild verschaffen können, wenn man ihren
In h a lt berechnet u n d die Ze it beobachtet, welche zu einer Diastole und S y sto le erforderlich ist.
Die A . salinae b esitzt zum Schluss e i n e n c en tral oder subcentral liegenden Nucleus, der in dessen
von dem gelbkörnigen In h a lt s ta rk verdeckt w ird und schwer zu' erkennen ist. Man sieht
dahe r fa s t n u r ein typisches Morulit hervorleuchten, das von einem hellen Hof umgeben ist, der mith
in die Kernblase v o rstellt. In einem F a lle erschien das Morulit riesig, gross, nämlich von ca. 5 p
Bibliotheca Zoologien. Heft 12.