nachzuweisen. Ich bin daher gezwungen, die Frage über die Natur der im Vorigen aufgezählten
wulstigen Zellenmassen noch offen zu lassen.
B. Die Kopfdrüsen von Lithobius.
Obwohl die Kopfdrüsen von Lithobius bereits öfter untersucht worden sind, so bin ich doch bei
einer genauen Nachuntersuchung derselben zu einer Menge neuer Resultate gekommen.
Die Zahl der auffallenden Drüsensysteme beträgt zwei. Dazu kann man vielleicht noch als
drittes System einen weniger auffallenden Zellencomplex rechnen, der zwischen den Ausmündungsstellen
der Drüsensäcke von System II nach aussen mündet. Alle drei Systeme sind paarig.
S y s t em I.
Wenn man einen Lithobius p räparirt oder — was besser ist — Längsschnitte durch einen
solchen anfertigt, so bemerkt man zu beiden Seiten des Oesophagus im Endtheil des Kopfes, dem Kiefer-
fusssegment und in den ersten zwei beintragenden Segmenten ein eigenthümlicHes Organ, das aus zahlreichen
Lappen der verschiedensten Grösse besteht (Taf. I, Fig. 6, el sy I)'. Die grössten dieser Endlappen
— wie wir sie nennen wollen — messen bei einem ausgewachsenen Individuum 0,225 mm, diejenigen
von mittlerer Grösse 0,18 mm. Dorsal und ventral von jedem Lappencomplex sieht man zwei mächtige
Tracheenstämme verlaufen, die verschiedene Seitenäste abgeben. Mitten zwischen den Endlappen bemerkt
man jederseits den tracheenähnlichen Ausführungsgang (Taf. I , Fig 6 gag). Derselbe verläuft zwischen
dem Endsack der betreffenden Seite von System I I und dem Darme nach vorn, steigt allmälig nach
abwärts und mündet nahe bei der Ausmündungsstelle des Ganges der anderen Seite an der Ventralfläche
des Kopfes unter dem Anfangstheil des Unterschlundganglions direct hinter den Mandibeln nach aussen.
Was den feineren Bau der Ausführungsgänge betrifft, so sind dieselben zunächst durch die
spiralige Verdickung ihrer Intima charakterisirt, wodurch sie das Aussehen von Tracheen erhalten. Sie
unterscheiden sich jedoch dadurch von ihnen, dass ihre Spiralwindungen viel zarter sind und ausserdem
einen grösseren Abstand von einander haben, als dies bei den eigentlichen Tracheen der Fall ist. Die
Matrix der Intima, das Epithel der Ausführungsgänge, zeigt namentlich in der Nabe der Ausmündungsstellen
bedeutende Wucherungen, die bis zu 0,015 mm dick werden*). Auch einen Nerven sah ich an
der nach innen gekehrten Seite jedes Ganges verlaufen, doch ist derselbe lange nicht so stark wie
die Nervenstämme, welche sich an den Ausführungsgängen von System I I I und IV bei Scolopendra vorfinden.
Das Lumen beträgt ungefähr 0,0133 mm im Durchmesser.
Diesen Ausführungsgängen sitzen nun die einzelnen Endlappen d. h. die wulstigen Massen
der eigentlichen Drüsenzellen oben und unten an. Die secundären Ausführungsgänge (Taf. I, Fig 6 sag)
derselben zeigen ganz die Structur des Hauptganges. Man muss darauf achten, die ersteren nicht mit
den Endverzweigungen der Tracheen, welche sich in dem Drüsencomplex ausbreiten, zu verwechseln.
*) Da nach S c h a ffe r* 6) der Fettkörper' der Musealarven wenigstens zum grössten Theil von der Tracheenmatrix
aus entstehen soll, so könnte man vielleicht in den genannten Wucherungen ebenfalls Bildungsherde für Fettkörperzellen und
ev. auch für Blutkörperchen vermuthen ; ich bin jedoch nicht im Stande, irgend eine Beobachtung auszuführen, welche
dafür zu sprechen schiene.
Man erkennt letztere leicht an ihrem äuaserst hellen Aussehen ¡Spiralverdiekungen wie die Haupttracheenstamme
we;?6H g e l b e n nicht mehr auf; ihre Intima ist Tollkommen g la tt,
.. ... ®8ber die M a g i s c h e SiMlcinr der Endlappen kann ich nur wenig angeben. Sie zeigten auf
sammtljpjien mjj; Tinctionsniitteln behandelten Präparaten eine äusserst intensive' Färbung. Die 'Zellkerne
waren nicht sehr zahlreich; Zellgrenzen konnte ich nicht nachweisen, was vielleicht nur an der Fixation
gelegen haben mag. Jeder Endlappen ist von einer bindegewebigen Hülle umgeben.
S y s t e m II.
Das lg! »Folgenden zu besprechende Drt4en,systena scheint von sämmtlichen Forschem bis letzt
g p z h c h übersehen worden zu sein, o b w ,^ e» besonders auffallend und sehr leicht aufzufinden ist. Es
gehört m Seiner ganzen Ausdehnung dem Kopfe-, an , dessen ventrale, hinter der Mundhöhle gelegenen
Seitentheile es e.nnnnmt. Jede Drüse besteht aus zwei von einander vollkommen verschiedenen Theilen
W m '™ d ™1> «M»> dickwandigen. S a * , gebildet, der unter und zu Seiten des
n te rs c h ld n lg a n g li^ , g e l e |0 is t und dessen grösste Ausdehnung von vom nach hinten 0.75 mm beträgt
I R ' m 7 ' * y ' 1 * D B doisoTentlaler Richtung zdsammengedrückt und zeigt besonders nach
Jpnten 4nd unten und vorn und oben- v ersehiede# Aig|u eh tu n g en . Von einer. Sehnenplatte, welche
an. Oesophagus lieg t, tritt an die Dorsalwand des medianen. Theiles jedes Drüsensackes ein nicht sehr
staikes Muskelbundel heran, mit dessen Contraction eine Erweiterung des Drüsenlumens verbunden sein
muss. Die Sacke hP |% :S e iten münden, direcVäjcht bei einander an der Ventralseite des Kopfes zwischen
den Maxilien nicht weit hinter System I nach aussen (Taf. II, Fig., 8 müsy II).
D p i f l H d™ H Paarii?eu H au p tb e stan d teil betrifft, so-besteht derselbe aus einem
d |f nwandigen, unregelmässig g e s t a l t e ^ Sack, welcher den hinteren dorsalen Seitentheil des Kopfes ein-
nimipt'(Taf; I I , Fig. 7i.es),;. Wir w.ollen diesen Th.eil als „Endsack“ bezeichnen. Ein Muskel, welcher
unter dem barmc^wrUim't, verbindet dem Endsack der R p g e i t h . m i t,#m der anderen. Ausserdem habe
ich jy i^ a t ir e n können, d a s s , j s f e .vermitiglst eines Muskels m der hinteren Dorsalwand des Kopfes
befestigt ist fünf. I I , Fig. 7 m). S e i t l i || lagert den Endsäcken eine diMte:Schicht Fettgewebe an das
von einem bindegewebigen Balkenwerk durchsetzt ist. Die Verbindung zwischen dem Anfangstheil der
Druse, und dem Endsack, wird durch einen kurzen Canal hergiktellt, der nahe am Hinterrande des Anfäng-
sackgs,.aus. dem la te ra len -Ih e il desselben hervorgeht).und dessen,grösster, Ä r v o r a nach hinten gerichteter
H B B B H mm ■ U H U U ’ W | Q An seine Hinterseite setzt sich M D B
kräftiger Muskel an, der von einer ChitmeipKtülpung, welche an der Grenze von Kopf und Kieferfuss-
segmemt m den Körper vorspringt, s em e n jjrsp ru n g nimmt und offenbar dazfodient, das Lumen des
Verbindungsganges zu erweitern.
Eine, besonders;; merkwürdige Thatsaehe sebselliesslich noch e rw ä h n S lc h sah nämlich auf Längsschnitten
durch den Kopf auf -denselben .Schnitten, wo der Verbindungssack zwischen dem eigentlichen
Drusensack und dem Endsack getroffen war, von letzterem einen Gang nach abwärtd gehen, welchem von
unten eine Einsttilpung der Körperwand entgegenkam. Das Ganze machte beim Studium der vollständigen
öchnittserie den Eindruck- einer zweiten. Communjcation des Endsackes mit . der Aussenwelt. (Taf. II,
Fig. 7, sag). Ich wollte, lange nicht, a^dieses merkwürdige Phän,«Mn glauben und war der Meinung, dass
der Endsack nur,vermittelst e in e f.s p d e n Stranges,an.der genannten Einstülpung der.Körperwand befestigt
sei, bis ich auf einer Querschnittserie eine - wenn auch enge 4 Höhlung in dem betreffenden Strange'