jpodiä M. S c h u l t z e . Im Allgemeinen wurden fingerförmige Ausläufer gebildet, welche; erheblich länger
wurden als d e r Durchmesser der Centralmasse. Sie waren z .T . fast cylindrisch, d. li. mit parallelen W änden,
kaum zugespitzt, aber am freien Ende ab g e ru n d e t was besonders für die dünneren von ihnen gilt, z. T.
waren sie sonst ähnlich gestaltet, aber dicker und plumper (Taf. I, Fig. 6), z. T. endlich von erheblich
b reiterer Basis und daher mehr kugelförmig, jedoch stets am freien Ende abgerundet und niemals spitz.
Wirkliche Gabelungen traten nicht ein, d ag eg en . hatten öfters zwei und dann kürzere und plumpere
eine gemeinsame Basis. Mit ziemlicher Lebhaftigkeit geschah sowohl das Ausschieben der Pseudopodien,
wie auch deren übrige Bewegungen, die hauptsächlich in einem Hin- und Herpendeln und -schlängeln
nach A rt eines Schlangensternes (Opliiura) bestanden. Geschah eine Ortsbewegung, so entwickelten sich
die Pseudopodien mehr vorne und strebten in der'Bewegungsrichtung weiter. Am Hinterende wurden
dann keinerlei Anhänge gebildet.
Der äussere Umriss d e r A. pellucida ist ein zarter, aber bestimmter. Eine Hautschicht fehlt.
Bei einigen Individuen liess sieh d e r plasmatische Inhalt g u t in zwei Schichten sondern, von d e r die
äussere, das Eetoplasma, völlig hyalin und körnchenfrei erschien, während die innere, das Entoplasma,
einigemale feine Körnchen enthielt, in anderen Fällen jedoch ebenso ganz hyalin aussah. Nur in ihrem
Lichtbrechungsvermögen unterscheiden sich beide Plasmar'egionen in etwas, so dass man bei aufmerksamem
Zusehen einer zarten Grenzlinie ansichtig wurde, die sie von einander schied. Das Eetoplasma
hatte seinen Sitz besonders in den Pseudopodien und in dünner aber nicht gleiclimässiger Lage auch
u nter der Oberfläche an anderen Stellen. Wurde ein Pseudopod neu gebildet, so strömte nur klares
Eetoplasma hinein. Dann wölbte sich das andere, das Entoplasma mit einer Kuppe vor und zog sich
zunächst' in einer mehr centralen Säule mehr und mehr in das Pseudopod hinein, um es schliesslich. ganz
zu erfüllen, mit Ausnahme vielleicht einer dünnen Mantelschicht. Man kann mithin sofort sehen, welches
ein soeben erst entwickeltes, und welches ein schon länger bestehendes Pseudopod ist.
Das Entoplasma der A . pellucida ist, wie schon erwähnt, dem Eetoplasma ähnlich,, aber nicht
gleichartig. Bei dem einen oder dem anderen Individuum war es fast ganz hyalin und homogen und
enthielt nur einige verstreute ganz feine staubartige Körnchen, die rech t blass sind und nicht irgendwie
aufblitzen. Gewöhnlich ist jedoch das Entoplasma von diesen Körnchen ziemlich gleichmässig, aber doch
nicht dicht durchsetzt (Taf. I, Fig. 3, 6). Zerstreut darin liegen ferner oft ganz spärliche (Fig. 6), oft
reichlichere (Fig. 3), grüngelbe oder meist gelbgrüne Krümel und Krvställchen von grösseren Dimensionen
als die Staubkörnchen. Sie sind ziemlich scharf umgrenzt und glänzen, also ähnlich so wie bei
anderen Amoebon (vergl. Taf. I, Fig. 4).
Jedes Individuum unserer Amoebe besitzt eine meist kugelige sehr gross werdende und den Kern
übertreffende V a c u o l e , die sich von Zeit zu Zeit kontrahirt. Ih r Inhalt h at die bekannte violette
F a rb e und wird unzweifelhaft ausgestossen, indem die Vacuole dicht unter d ie Oberfläche rückt. Bei
den Bewegungen des Thierchens wird sie oft etwas abgeplattet, k eh rt aber sofort wieder in die Kugelform
zurück. Sie liegt endlich am Anfang wenigstens im Entoplasma, umgeben von einer ein wenig
dichteren Anhäufung von Körnchen, die eine strahlige Anordnung ahnen lassen. Bei einem Individuum
sah ich ausserdem noch im Entoplasma einige kleinere kugelige Flüssigkeitsräume, die, frei von jenen
Körnchen, nicht die violette F a rb e d e r Vacüole hatten. Es mochten auch nichts als körnchenfreie
Lokalitäten des Entoplasmas sein.
Als Nahrung aufgenommene Fremdkörper vermochte ich in der A; pellucida nicht nachzuweisen
u n d k an n mithin über deren Ernährung nichts aussagen. Dagegen fiel in einem Individuum eine
grosse, etwas trübe, graue Kugel auf, und ein ähnlich beschaffener, mehr eckiger Körper (Fig. 3), Be-
standtheile, deren Herkunft dunkel blieb.
D e r N u c l e u s der A. pellucida ist nicht ohne Interesse. Stets in der Einzahl zu sehen ist er
■gewöhnlich bläschenförmig, kugelig oder etwas gequetscht und mit einem Morulit versehen. Jener misst
ca. lO /ti, dieses ca. 4 /.t im Durchmesser. Zum Unterschied von anderen, ähnlich beschaffenen Amoeben war
ein ringförmig erscheinender Kernkörper niemals zu bemerken. Dagegen fehlte in einem Falle das Morulit,
und es lagen an Stelle dessen vier kleinere, rundlich ovale viel mehr glänzende Körperchen von
homogenerer S tru k tu r in d e r Kernblase. Unter sich von ungleicher Grösse und Form, hatten sie einen
etwa gleichen Abstand von einander und rotirten langsam um den Mittelpunkt des Kerns. Ob hier eine
Theilung vorbereitet wurde, vermochte ich leider nicht mehr festzustellen.
Amoeba pellu cid a var.
Abbild. Taf. II, Fig. 4, Vergr. 1200 und Taf. IV, Fig. 11, Vergr. 1000.
Anschliessend an die soeben dargestelltei Form sei einer anderen k u rz g ed a ch t, ■ welche mir nur
zwei- oder dreimal begegnete und deren Stellung daher eine noch unsichere bleibt. In Gemeinschaft
mit Daciylospliaerium radiosum und anderen sah ich je ein Exemplar im .November und December in gestandenem
Trinkwasser, sowie in einer Blumeninfusion. Unser Thierchen h at mit A . pelhicida den fast
körnchenfreien Inhalt gemein, besitzt jedoch eine gedrungenere Form, indem die Pseudopodien theils mehr
Bruchsäcke, theils mehr stumpfe abgerundete Kegel nach A rt eines Zuckerhutes vorstellen. Am Hinterende
sind sie endlich oft zitzenförmig, ähnlich wie bei d e r geisseltragenden Mastigelia polymastix (vgl.
Taf. II, F i g . - v
Die Grösse unserer Varietät beträgt ca. 42 bis 55 (.t im Durchmesser. Ihre Gestalt ist im
gröberen Umriss eine mehr isödiametrische und oft ähnlich sö wie bei Saccamoeba cubica ('?), (vgl.
Ta f. IV, F ig 12), d. h. im opt. Schnitt fast quadratisch, und zwar namentlich dann, wenn das Thier-
clien an irgend einem Gegenstand entlang kriecht (Taf. IV, Fig. 11). Dann flacht sich eine Sohle ab,
die nun ihrerseits nach vorne vorschiebt, so dass etwa das Bild eines Gasteropoden entsteht. Der
buckelartige Körper sendet dann nur mehr buckelartige Fortsätze aus. Klettert später das Thierchen
nicht, sondern schwimmt oder kriecht es frei, so schiebt es vorne meist einen grossen breiten zuckerhutförmigen
Fortsatz vor (Taf. II, F ig . 4), dessen Spitze sich gerne mehr fingerartig verjüngt; nach den
Übrigen Seiten wölben sich sodann Buckel hervor, die langsam entstehen und vergehen* und am
Hintertheil macht sich eine A rt von Zottenbildung bemerkbar, indem hier au f einigen der halbkugeligen
oder noch höheren Ausstülpungen einige kleinere kurz - fingerförmige Zöttchen hervortreten, eine Gestaltung,
die ich als eine z i t z e n f ö rm i g e bezeichnen möchte. Diese zottenartigen Gebilde sind auch
hier von längerer Dauer und nicht einem so kontinuirlichen Wechsel unterworfen, wie die übrigen
Pseudopodien.
Eine Hautschicht fehlt. Das Protoplasma ist als ein ectoplasmatisches hyalin und homogen in