solche der Caiguatudbus-, Torqmtinus- und Ptanwces-Gruppe der Rinnenfalter und der Iht/mbrams-Gmppe
der Segelfalter an den mexieanischen P K Photinus Westw.
Der Annahme, dass wir in diesen Anpassungen nur Erscheinungen eines immanenten Entwicklungsgesetzes
erblicken dürfen, welches mit dem besonderen Einfluss der Localbedingungen verbunden in Wirkung
träte, wird weiter der Boden entzogen durch den von uns eingehend geführten iTachwdä, 'd a s s a lfS '
m im e t i s c h e n A n p a s s u n g e n z u e r s t b e i d e n W e i b c h e n , d em f ü r d i e E r h a l t u n g d e r A r t
s o . v i e l w i c h t i g e r e n G e s c h l e c h t , a u f t r e t e n .
Wie wir hei den Rinnen- und Segelfaltern aller Faunengebiete festzustellen vejmochten, waren
die den Urformen der Nachahmer offenbar näher stehenden Arten1 der verschiedensten Zweige sämmtlich
in beiden Geschlechtern monomorph und glichen zugleich keinem der Aristolophienfalter. Aus diesem
Grundhabitus selbstständig entwickelter Formen heraus konnten nun unter Umständen, welche die Erhaltung
der Art gefährdeten und zugleich ihre Umbildung gestatteten, erfolgreiche Anpassungen der
Variationen, welche das Ueberleben der betreffenden F o rm der Art mehr oder minder garantirten, erst
entstehen, nachdem die Modelle nicht nur gesohaffen, sondern auch von den Feinden der (Lattung als
geschmackswidrig erkannt und gemieden und relativ zahlreich waren. DaBs aber alle Anpassungen von
der für die Arterhaltung wichtigsten Erscheinungsform des Entwiokelungscyclus, dem reifen Weibchen, ^kus--
gingen, darf als Beweis für das Eingreifen natürlicher Auslese dienen. Dies kann sich auch in Einzelheiten
aussprechen. So trägt die den Ph. Phüenor L. .nachahmende Weibchenform v. Glattem E. des
P. Tu rm s L. einen schwarzen Hinterleib wie das Modell und dasselbe gilt für-das Weibchen von P. tor-
quatimis Esp., das den Ph. agamts L. nachahmt; dagegen haben die Männchen beider Arten den schwefelgelben
längsgestreiften Hinterleib der Stammgruppen der Rinnenfalter b e ib e h a ltem fe Bei dem indischen
P .M em n o nL . trägt dagegen das Männchen einen schwarzen Hinterleib, während der mancher mimetischen
Weibchen lohgelbe Flanken erhält.. Dadurch gleicht z .B . die ungeschwänzte var. javemus und diefjf|imp-
geschwänzte Endform der Inselrasse dem Ph. Coon F. mit auffälliger Hinterieibsfärbung auch I n dieser
Hinsicht.
Als zweiten Einwurf gegen die Auffassung der mimetischen Anpassungen als blosser Analogieerscheinungen
führe ich gewisse nicht ererbte, sondern erst von dem Weibchen erworbene auffällig hervortretende
Eigentümlichkeiten bestimmter Färbung der Nachahmer a n , welche den Besonderheiten der
Modelle weder homogen noch homolog sind, sondern sie nur V o r t ä u s c h e n .
Entsprechend dem in der Ruhelage grösseren Schutzbedürfniss des mit geschlossenen Flügeln
ruhenden Falters treten auch die blutrothen Basaltüpfel der mimetischen Papilionen, welche die rothen
Brustflecken der Aristolochienfalter wiedergeben, zuerst auf der Hinterflügelunterseite auf, um sich dann
auf die Vorderflügel zu verbreiten und endlich auf letzteren auch oben vorzutreten und so im Fluge des
Nachahmers den bunten Halskragen des Modells vorzutäuschen,') Diese Stufen der Entwickelung lassen
sich unter den indisch-australischen Rinnenfaltern besonders in den die Ascalaphus-Gruppe bildenden Arten
erkennen. So fehlt bei P . Ascalaphus Boisd. noch jede Andeutung dieser Basaltüpfel, welche bei P.
Ddphobus L. schon an der Unterseite beider Geschlechter Vorkommen, um bei den Weibchen von P. Ma/yo
Atk. endlich auch auf die Oberseite der Vorderflügel durchzutreten. In derselben Gruppe treffen wir bei
*) Letzteres ist meist.roth, selten gelb (Ph. Com F.) oder lencbtend weiss (Ph. Symrax Grose-Smith).
dem stuf die Philippinen tesehfänkten P. m p d lfhm Äh. eipi in der weiblichen Varietät Semperipus höher
ausge,bildete, die Binden Semperi Feld, durchaus wiedçrgejbende rothe ZeicJjpung der Unterseite,
weldSe: ;hai vielen Stücken des Weibchens auch qije,p a,uftritt and so ip -F in g e den leuchtend rothen Leib
des Modells vortäuschen muss.
Protmor- Gruppe finden wir in beiden Geschlechtern der führenden Art noch keine Spur
einer-mimetisühen Anpassung; bei P. Rhetmor Wqstw. dagegen mit mimetischem M'eibchen (Icm-ius
Westw.) zeigt auch das Männchen eine breit rothe Innenrandsfärbung ¡1er Unterseite, welche unvollkommen
an den rothen Leib der Aristplqchienfalter gemahnt und sjgher vqn dem Weibchen, bei dem sie höher
flusgebildet ist , .erworben wurde. Der rothe Basiiltfipfel auf der Vorderflügeloberseite des Weibchens
täuscht den rothen Ualskragen des Ph. E m q t f a Moore vor, während die scharf an den Iiand gerückten
.hellrosa Säunie dev Hinterflügel ergteren a u f gewisse Entfernung hin derart verdecken, dass er tief ausgezackt
e r s c h e i n t , wie er hei dem Model] es i s t .
Kine (annulation dieser Anpassungen finden wir in der Janctka - Gruppe, in welcher neben der
rothen Innenbinde an der .Unterseite, welche die Nachahmer kennzeichnet, endlich w ie in d en M o d e lle n
s e l b s t Brust und Abdominalseiten röthlich behaart .sind.
A e h n li® Erscheinungen treten uns auch .unter den s ü d ame r i k a n i s c h e n .Nachahmern eni-
;g«g». ■E n ter .den Rinnenfaltern ¡P. JBppason Cr. die einzige mir.bekaunte Art, welche an der Unterseite
der Hinterflügel den auffälligen .röthgfi .Rasalfieçk besitzt , welcher die rpthe AbdominaJbehaarung
des Modells ,vortäuscht. Dagegen treten uns solche Anpassungen,deste ausgebjldeter unter ¿len Endiormepi
der zweiten Segclialter- Cohorte entgegen, in de.rnm _ ¡dp stets auch auf das Männchen ausgedehnt sind,
ln der Msms-Gruppe noèjl deutlich auf Reste ursprünglicherer Binden zurückführbar und auf die Unterseite
beschränkt, tritt,diese Rothfärbung in der weiter fortgeschrittenen Harrisianus - Gruppe besonders bei den
Weibchen, analog den Fermen der Ascalaphus - Gruppe, auch auf 4 e r Oberseite .&* Vorderflügel -vor, entsprechend
dem rothen Halsbande der Agarns - Gruppe der Aristolochienfalter. Diese Eigentümlichkeiten
sind bei der zweiten Abtheilung der Harmodius - G ruppe, w e lcÄ ,s ich den schwanzlosen Gruppen ' der
Lfiertias - Cohorte der Aristolochienfalter anschloss, entsprechend umgebildet; so wird bei einigen Arten
sogar, der orangerothe Seitenstreif des Hinterleibes, welcher die Poljidamas-Gruppe auszeiçhnet, wiederholt.
Bei den Endformen,.der Ariwathes - Gruppe tiefen endlich wie in der in d i s c h e n /« u t e , Gruppe
rothe T ü p fe lH i Kopf und Brust n e b e n den die Nachahmer charakterisirende»;Flügeltüpfeln auf.
So sind alle Formen, in welchen sich die mimetische Anpassung auf beide Geschlechter erstreckt,
auch durch die Höhe der ersteren als E n d f o rm 6,4 i h r e r E n t w i i i e I u n g s r e i h e c h a r a k t e r i s i r t
h e i d e n e n d i e f ü r d i e E r h a l t u n g y S j b r A r t v o r t h e i l h a f i e E r w e r b u n g d e s We i b c h e n s ,
d u r c h I n z ü c h t b e g ü n s t i g t , a u f da s Mä n n c h e n ü b e r t r a g e n w u r d e n
Das natürliche System der Papilionen giebt uns auch Gelegenheit, gegen die von R. W a « n e r |
aufgestellte Ansicht einzutreten, dass die Mimicry der nachahmenden Arten von Papilio nur darauf beruhe,
»dass das Thier nicht auffallen wolle“ und sich deshalb, wie ein Blattschmetterling einem der zahllosen
Blätter des Baumes, nur einem der h ä u f i g s t e n Falter seines Gebietes anpasste.
Wie die übrigen als Modelle für Papilionen dienenden Formen, die Danaer, Acraeen, Heliconier,
dürfen auch alle Phannacoplmgus - Arten als relativ immun vor den Angriffen der Feinde der Tagfalter
D Ich kenne diese Ansicht, welche'für gewisse Fälle der Anpassung unter den neotrópischen Eryciniden nicht
ganz von der Hnnd zn weisen sein dürfte, nur aus emem Gitat bei S i c a r i , Le Mimétisme (Paris 1888), p. 54.
Blbliotheca zoologica. Heit VIII. j g