In der Bildung der Mundtheile habe ieh keine bemerkenswerthen Unterschiede nachweisen
können. Ic h begnüge mich daher, dieselben in Fig. 6 von einem Weibchen vergrössert wiederzugeben.
(Siehe dazu die Tafelerklärung und vergl. Fig. V.)
Schliesslich sei. noch bemerkt, dass die Geisselglieder des zweiten Fühlerpaares beim Männchen
eine stärkere Behaarung aufweisen als beim Weibchen. (Um die Form der basalen Antennenglieder
und die A rt ihrer Insertion zu zeigen, ist in Fig. 7 der Kopf eines Weibchens von vorn betrachtet
abgebildet; die Fühler der einen Seite sind hier entfernt, und wir sehen die Gruben, in welchen dieselben
eingelenkt gewesen sind, freigelegt.)
Die Männchen tragen die ihnen eigenthümliehe abweichende Körperform nicht von der Geburt
an zur Schau, sondern nehmen dieselbe erst mit dem Eintritt der Geschlechtsreife an. In der Jugend
gleichen sie den Weibchen in ihrer äusseren Erscheinung vollkommen und sind lediglich durch den
Besitz der beiden penes kenntlich, welche frühzeitig nach den ersteh Häutungen auftreten. Erst späterhin
gehen sie durch einen oder mehrere Häutungsprozesse in die definitive männliche Form über, wobei
gleichzeitig die griffelförmigen Fortsätze, die ich bei jugendlichen, noch nicht geschlechtsreifen Männchen
niemals beobachten k onnte , zur Entwickelung gelängen. Es tritt also offenbar erBt mit der Annahme
der typischen Männchenform die volle Geschlechtsreife und die Fähigkeit der Begattung ein.
Gehen wir nnn zur Betrachtung der inneren Sexualorgane über, so treten uns zunächst beim
Weibchen die Ovarien als zwei platte, zwischen Darm und Aorta gelegene Drüsen entgegen. Fig. 1,
Taf. I I stellt dieselben von einem Weibchen von etwa 2,5 mm Länge dar. Schon in diesem ju g en d lichen
Stadium zeigen dieselben den für fast alle Isopoden charakteristischen Bau. Längs des ganzen Aussen-
randes zieht sich ein schmaler Streifen hin, welcher dichtgedrängte Kerne in einem strukturlosen Plasma
eingebettet enthält; das Keimlager (kl). Nach innen zu machen sich einzelne grössere Kerne bemerkbar,
welche bereits einen Zellkörper um sich gebildet haben, während am inneren Rand des Ovariums die
ältesten, deutlich als solche erkennbaren Eizellen gelegen sind. In der Gegend des fünften Brustsegments
erscheint das Keimlager unterbrochen, indem hier die Ovidukte (od) ihren Ursprung nehmen, die, wie
wir schon gesehen haben, sich nach der Bauchseite herüberbiegen, um an der Basis des fünften Thorakal-
beinpaares nach aussen zu münden.
Am vorderen äusseren Rande des Keimlagers treten nun drei Fortsätze (f1 f* f9) sehr auffällig
hervor, welche man zunächst als Bindegewebsfäden anzusprechen geneigt sein wird, die zur Befestigung des
Ovariums in der Leibeshöhle bestimmt sein dürften. Indessen überzeugt man sieh bei der Präparation,
dass dieselben nirgend mit dem peritonealen Bindegewebe in Zusammenhang stehen; sie können leicht
mit dem Ovarium herausgelöst werden und zeigen stets unverletzte, scharf begrenzte Umrisse. In ihrer
feineren Stru k tu r sind diese Anhänge in keiner Weise von dem ovarialen Keimlager unterschieden; sie
erweisen sich vielmehr als direkte Fortsetzungen desselben, indem sie dichtgedrängte Kerne in einem
strukturlosen Plasma erkennen lassen. Mit dem fortschreitenden Wachsthum des Eierstockes nehmen die
Anhänge an Grösse nicht zu und treten daher an älteren Ovarien viel weniger auffällig hervor, doch
sind sie auch hier stets in charakteristischer Ausbildung und in oft wechselnder Form und Grösse nachweisbar
(Taf. II, Fig. 2).
Vergleichen wir nun diese Darstellung eines jugendlichen Ovariums von Sph. rugiemda mit den
Abbildungen, welche M a y e r von den hermaphroditischen Genitaldrüsen der Cymothoiden gegeben hat,
so lässt sich die Aehnliehkeit der drei erwähnten Fortsätze hinsichtlich ihrer Form und Insertion am
Ovarium mit den Hodenschläuchen der letzteren nicht verkennen. Wie diese sind die beiden oberen
Anhänge nahe bei einander angefügt, während der dritte etwas tiefer seinen Ursprung nimmt,
Wie M a y e r gezeigt hat, ist der Hermaphroditismus der Oymothoidm als ein protandischer zu
bezeichnen. In der Jugend tritt die männliche Reife ein; die Hoden entwickeln sich zu mächtigen
Schläuchen, die mit Spermatozoen gefüllt erscheinen. Erst im. späteren Alter fungirt dasselbe Thier als
Weibchen, indem die anfangs kleinen Ovarialdrüsen sich zu umfangreichen Eierschläuchen ausdehnen
und die Ovidukte zur Ausbildung kommen. Gleichzeitig werden die Hoden nun mehr und mehr zurück-
gebildet und schrumpfen schliesslich zu kleinen Anhängen an der Aussenseite der mächtigen Ovarien
zusammen. Betrachten wir eine Abbildung, welche die Zwitterdrüse in diesem Stadium der weiblichen
Reife zur Darstellung bringt, so- tritt die Aehnliehkeit mit dem Gphaeroroiden-Orarium ganz besonders
auffällig hervor.
Es kann nun mit Recht eingewendet werden, dass eine bloss morphologische Uebereinstimmung
noch kein vollgiltiger Beweis für die Homologie der in Rede stehenden Gebilde sei. Indessen lässt sich
diese noch au f anderem Wege wahrscheinlich machen. Ich fand nämlich ein Weibchen, bei welchem
diese Anhänge abnorm gross entwickelt waren, derart, dass s f e d e n Hodenschläuchen eines erwachsenen
Männchens nahezu an Grösse gleichkamen. Ein solches Ovarium ist in Fig. 3, Taf. I I abgebildet.
Wenn schon diese Variabilität der Grössenentwiekelung verbietet, die fraglichen Gebilde als Binde-
gewebselemente oder als integrierende Theile des Keimlagers aufzufassen, so vollends ihre histologische
Beschaffenheit in diesem Falle. Am Querschnitt (Taf. II, Fig. 4) zeigte sich, dass die Anhänge hier
nioht mehr blosse Fortsetzungen deB ovarialen Keimlagers darstellten, sondern dasB sie mit epithelialer
Wandung bekleidete, völlig ausgebildete Schläuche repräsentirten. Zur Entwickelung von Spermatozoen
war es freilich auch hier nicht gekommen; vielmehr sehen wir das Innere der Schläuche angefüllt mit
unregelmässig gehäuften Kernen von verschiedener Grösse, welche wohl SamenmutterzeUen in verschiedenen
Stadien der Entwickelung darstellen dürften.
Die männlichen Organe der Sph. rugicauda weichen in ihrem Bau von demjenigen anderer
Isopodm nicht wesentlich ab. Sie treten uns in Form von drei Hodenschläuchen (h1 h ! h*) jederseits
entgegen (auf die Analogie derselben in Form und Anordnung mit den erwähnten Anhängen der Ovarien
(Fig. 1, F ig . 3), sei hier nochmals hingewiesen), welche sich zu je einem vas deferens (vd) vereinigen.
Diese biegen sich nach der Bauchseite herüber und münden getrennt an der Spitze der beiden oben
beschriebenen penes am hinteren Rande des siebenten Brustsegments mrnh aussen. Schon bei jugendlichen
Männchen von etwa 2,5 mm Körperlänge finden wir die Hoden wohl entwickelt vor (Taf. H , Fig. ).
Bei der Zartheit und Durchsichtigkeit des jugendlichen Hodens lassen sich einzelne Eigenthum-
u.v,lr»;tCT d e r inneren Struktur schon bei äusserlicher Betrachtung wahrnehmen. Die äussere Hülle der
Drüsen sowohl wie der AuBführungsgänge wird durch ein grosszelliges Epithel gebildet Die Spitze
eines jeden Schlauches erscheint durch ein strukturloses mit zahlreichen Kernen versehenes Plasma angefüllt
: das Keimlager der SamenmutterzeUen. Bei jugendUchen Hoden nimmt dieses Keunlager fast die
ganze innere Höhlung der Schläuche ein; indessen treten uns im unteren Theil derselben hier bereits
Bündel von Spermatozoen entgegen, welche, sich durch die feine paraUele Längsstreifung als solche zu er-
kennen geben.