Nachschrift.
In der vorangehenden Aufzählung und Beschreibung ist Manches vorweggenommen worden, was
von allgemeinerer Natur ist. Doch erschien es nicht zwecklos, an geeignetem Platze Stellung zu den
verschiedenen Ansichten über die Natur der Protozoen zu nehmen. In der zweiten H älfte. dieses speciellen
Theiles soll sodann eine weitere Aufzählung der übrigen Rhizopoden und Helioamoeben folgen, die mit
dem allgemeinen Theil ihren Abschluss finden wird. Dieser letztere soll auch Alles dasjenige bringen,
was den speciellen Theil überlastet hätte und was sich nicht allein au f die argentinischen Protozoen, sondern
au f die Protozoen überhaupt bezieht. In Betreff der verschiedenen Loka litäten, denen ich mein
Untersuchungsmaterial entnahm, sei vor der Hand au f den „Vorläufigen Bericht“ verwiesen, den ich den
verschiedenen Theilstücken meiner „Untersuchungen über die Mikroskopische Fau n a Argentiniens“ vorangehen
liess (Nr. 27. Arch. f. Mikrosk. Anatom. Bd. 38 p. 1 fg.). Ausserdem ist von den „Untersuchungen“
erschienen:
U e b e r d e n B a u u n d d i e S p o r e n b i l d u n g g r ü n e r K a u l q u a p p e n b a c i l l e n . Ein Beitrag
zur KenntDiss der Bakterien. — Zeitschrift f. Hygiene u. Infectionskrankheiten. Bd. 11. S. 207 fg.
U e b e r e i n i g e m e r k w ü r d i g e P r o t o z o e n A r g e n t i n i e n s . Zeitschrift f. Wissenschaftl.
Zoologie. Bd. 53. S. 334 fg.
L e i d y o n e l l a c o r d u b e n s i s n. g. n. sp. Eine neue Trichonymphide. Archiv f. Mikr. Anat.
Bd. 38. S. 301 fg.
S a l i n e l l a s a l v e n. g. n. sp. Ein vielzelliges, infusorienartiges Thier (Mesozöon) —v Archiv
fü r Naturgesch. 1892.
U e b e r d e n M i t t e l d a rm v o n A r t e m i a . — Zoolog. Jahrbücher. Abtheil. f. Anatom, und
Ontogenie der Thiere. Bd. 5. S. 249 fg.
Im Druck befindet sich endlich: U e b e r e i n i g e a r g e n t i n i s c h e G r e g a r i n e n . (Jenaische
Zeitschrift f. Naturwissensch.)
Neue Folge.
Saccaraoeba in s e c tív o ra n. sp.
Abbild. Taf. VIII. Fig. 6 bis 12. Vergr. = ca. 1200. Fig. 13, 14. Vei-gr. = ca. 600.
Jos. L e id y fü h rt in seinem c itirten W e rk Taf. VITT Fig. 17 bis 30 eine Anzahl kleiner Amöben
auf, welche er fü r Jugendformen von Amoebci pr&teus hält. E r fand sie an verschiedenen Lokalitäten,
auch gemeinsam m it grossen Exemplaren der le tzteren. Hinsichtlich, d e r äusseren Form sowie des
Vacuoleninhaltes schliesst sich die uns h ie r beschäftigende Form nahe an jene an , unterscheidet sich
davon jedoch besonders hinsichtlich ih re s übrigen In h a lte s sowie ih re r Lebensweise, wie sie ferner
auch nich t als Jugendform einer anderen b e tra ch te t werden darf. Endlich sei noch hervorgehoben,
dass sie zw a r m it S. punctata (s. e rs te H älfte dieser I. und I I . Abtheilung d e r Monographie S. 2 und 3
Taf. I I I Fig. 5, 6) und mit S. mórula (s. e rste Hälfte S. 14 Taf. I Fig. 10) in mancher Hinsicht übereinstimmt,
in anderen indessen bedeutend differirt.
Die S. insectívora t r a f ich während des J a n u a r an mehreren Stellen an, wo verwesende Insektenkörper,
wie Fliegen, Fliegeneier etc. vorhanden w a ren , so in einer Pflanzeninfusion, in schlammigem
Wasser, in Brunnenwasser etc. Das A u ftre ten w ar mithin g a r kein seltnes und ste ts w a r eine grössere
Anzahl von Individuen gemeinsam au f und in einem jen er Körper anzutreffen, der ihnen zu r Nahrung
diente. W a s die äussere G e sta lt anlangt, so e rin n e rt diese am meisten an S. renacuajo (s. e rste Hälfte
S. 16 fg. Taf. I Fig. 7, 8), deswegen', weil der Körper gewöhnlich etwas gestre ckt i s t, so dass ein
Hin te r- von einem Vordertheil zu r Unterscheidung kommt, von denen le tzteres deshalb meist b re ite r
is t, weil sich h ie r die bruchsackförmigen Pseudopodien ausstülpen, welche ih re Richtung nicht immer
geradeaus, sondern bald mehr nach der einen, bald mehr nach der anderen Seite h in nehmen; und da
ih re r meist mindestens zwei vorhanden sind, so kommt es, dass ih re Masse dann auch die des H in te rendes
überwiegt, das gewissermassen ein ruhendes oder ein negatives Pseudopod v o rstellt. (Taf. V I I I
Fig. 6). Eine bestimmte Bewegungsrichtung is t indessen dabei nich t zu bemerken: denn es kann auch
h ie r eine kürze Pause in d e r Bewegung eintreten, worauf nach einer anderen Richtung h in ein Pseudopod
entwickelt wird, so dass dann eine, wenn auch n u r vorübergehende, isodiametrische, klumpige Gestalt
vorliegt.
Die S. insectívora g eh ö rt zu den k l e i n e r e n Amöben. Dass ich es mit ausgewachsenen In dividuen
zu tliun h a tte , lä sst sich durch das Vorhandensein von C y sten beweisen. Diese h a tten einen
Durchmesser von ca. 11 bis 12 p. L ap p ig e, isodiametrische Exemplare massen in der grössten Ausdehnung
ca. 20 p, g e stre ck te , ty p isch e Formen h a tte n ca. 26 p in d e r Länge und 8 bis 12 p in der
Breite, eine Schuhsohlenform endlich 30 p in der Länge und 8 p in der grössten Breite. Der kugelige
Nucleus mass, um auch dies sogleich abzumachen, ca. 4 bis 6 p im Durchmesser. Die Vaeuolen endlich
waren th e ils kleiner, th e ils ebenso g ro ss, the ils grösser als der Kern. Eine irgendwie differenzirte
Umhüllung besitzt die S. insectívora n ic h t, womit aber h ie r wie an anderen Orten das Vorhandensein
einer oberflächlichen D i f f e r e n z i r u n g d e s E c to p la sm a s n i c h t g e l e u g n e t werden soll. Greeff*)
*) (Nr. 35.) flber die Erdamoben 2. Mittheil. Sitzber. Gesellsch. etc. Naturwiss. Marburg. 1891, p. 3.
Bibliotheca Zoologica. Heft 12. H