und sonstige geformte Partikelchen wahrnehmen. Diese Protoplasmamasse du rch setzt das ganze Gebilde
in völlig gleichförmiger Weise, und das, was w ir oben als Pseudopodien bezeichneten, is t nichts weiter
als eine verdünnte F o rtsetzu n g des eigentlichen Körpers.
Die Bewegungen dieses Organismus geschehen ganz träge. Meist lieg t e r ru h ig a u f demselben
F leck und pendelt n u r langsam m it den Pseudopodien, wobei sich diese, wie w ir bereits sah en , auch
krümmen, einziehen etc. Wie fe rn e r die Nahrungsaufnahme geschieht, konnte ich n ich t bemerken,
zumal ich auch keine Fremdkörpe r im Plasma wahrnahm. Ich möchte daher meinen, dass diese, wie
auch ähnliche Organismen, sich wohl n u r noch von gelösten Substanzen ernähren, deren es im Schlamm
immer g ie b t, wobei es ja auch nich t ausgeschlossen b le ib t, dass sie feinste, festere Partikelchen von
Eiweissstoffen etc. aufnehmen.
D e r deutlichste Beweis de r Leb en sth ätig k eit dieser Gringa sind die Vacuolen, deren sie drei
bis fü n f besitzt. Sie liegen von einander g e tren n t im eigentlichen Körper und gehen n ich t in die
Fo rtsätz e, die d afü r wohl auch zu dünn wären. Sie sind ferner k o n tra k til und pulsieren in ziemlich
regelmässigen In te rv a lle n , so dass sie sich wechselseitig folgen. E s is t dahe r immer eine gefüllte
Vacuole zu sehen, welche sich g erade entleeren w ill, dann eine k le in ere, halbgefüllte und deutlich
wachsende, eine eben e rs t entstehende etc. Solange das T ie r ru h ig liegt, behalten diese Vacuolen ihren
P la tz bei und entstehen immer wieder a u f derselben Stelle. Tre ten hingegen grössere Formveränderungen
des Organismus ein, so mögen sie wohl auch Verschiebungen erleiden.
Im Gegensatz zu den übrigen Lebensäussernngen dieser Gringa muss die T h ä tig k e it d e r Vacuolen
als eine re ch t lebhafte bezeichnet w e rd en , und sie g e s ta tte t einen Rückschluss au f die Lebensenergie
d e r Gringa, welche keine ganz geringe sein möchte.
Einigemale bemerkte ich im In n e rn des Plasmas einen ru n d lich en , d u n k le ren F le ck , den ich
fü r den K e rn hielt. Bei Zusatz von Essigsäure, Alkohol etc. wurde e r abe r n ich t irgendwie deutlicher
und nahm fe rn e r die gebräuchlichen Farbstoffe n ic h t mehr an, als das übrige Plasma. D a nun leider
die Anzahl d e r mir zu Gebote stehenden Individuen n ich t gross genug war, so mussten weitere Proben
unterbleiben, weshalb ich n u r sagen kann, einen Nuclens m it Sicherheit n ich t gefunden zu haben, ohne
dass damit indessen sein Vorhandensein bestimmt ausgeschlossen bliebe.
Über die Fortpflanzung dieses Rhizopoden weiss ich nichts, weshalb ich ih n auch dem Gloidium
Sorokin n ich t u nte rordnen möchte, da dessen Fortpflanzung ja genügend bekannt ist.
Gringa filiformis fand ich im Schlamm eines kleineren Aquariums, das m it Teichwasser angesetzt
worden war.
Gringa verrucosa n. sp.
cfr. Gringa (Protamoeba) flava n. sp., Nr. 27, p. 6, Taf. I, Fig. 3. — Abbild. Taf. IV, Fig. 9 und Taf. VIII, Fig. 4 Vergr. = 1500.
Im Anschluss an den vorhergehenden Organismus möchte ich einen zweiten n amhaft machen,
dessen ich schon im vorläufigen B erich t dieser Untersuchungen (Nr. 27, p. 6, Taf. I, F ig . 3), wo er
als Protamoeba flava au fg efü h rt ist, sowie in N r. 40 gedacht habe, wo e r als Gringa (Protamoeba) flava
bezeichnet is t. Wie aus dein folgenden hervorgehen d ü rfte , h an d e lt es sich h ie r doch wohl um zwei
verschiedene Formen, von denen sich die e rs te enge an G. filiformis anschliesst.
Der eigentliche Kö rp er d e r G. verrucosa is t n ich t gerade kugelig, ab e r, im Gegensatz zu
G. filiformis doch ziemlich isodiametrisch, im optischen S ch n itte oft mehreckig. Die Pseudopodien
laufen a llseitig -als schmale, fa s t fadenförmige F o rtsä tz e von diesen Ecken aus. Sie haben etwa die
G e s ta lt d e r H a a r würzeichen, welche von einer P fahlwurzel ausgehen. F e rn e r werden sie n ich t sehr
viel län g er als d e r Körper, sind meist gekrümmt und verzweigen sich auch wohl, ohne indessen sp äte r
ineinander zu fliessen und Netze zu bilden. Im optischen S ch n itt s ieh t man etwa drei bis fünf solcher
Ausläufer.
Auch dies Rhizopod is t von g erin g er Körpergrösse; denn sein Durchmesser is t ungefähr n u r
10 p und die grösste Ausdehnung von d e r Spitze eines Pseudopods bis zu der eines entgegengesetzten
gemessen wird n ich t viel mehr als ca. 30 — 40 ¡x.
De r Umriss (Contour) dieser Gringa is t noch rau h e r als der d e r vorhergehenden. Sie is t bedeckt
von unregelmässigen Höckerchen und Runzelchen, und während d o rt fe rn e r (filiformis) die Pseudopodien
noch einfach band- oder fingerförmig waren, so sind sie hier von Stelle zu Stelle eigentümlich knotig
oder spindelförmig angeschwollen und v e rd ick t, sowohl an einer Verzweigung, wie auch in ihrem
übrigen Verlaufe.
Im Zusammenhang mit d e r Pseudopodienbildung s teh t die S tru k tu r des Plasmas, welche ähnlich
derjenigen von Gringa filiformis ist. Auch h ie r feh lt nämlich die Scheidung einer inneren von einer
äusseren Plasmaschichte, und es is t gleichfalls n u r e i n e A r t von Plasma vorhanden, welches in gesetz-
mässiger Weise den eigentlichen Körper, wie auch die Pseudopodien erfüllt. Von demjenigen d e r vorhergehenden
Gringa unterscheidet es sich n u r durch seinen grösseren Glanz, wobei es auch leicht
g e lb lic h * ) is t und durch seinen Gehalt an allerdings undeutlichen, wenig mehr glänzenden Körnchen
von derselben F ärbung, die in allen Schichten und Teilen des plasmatischen Körpers und seiner F o r t:
sätze v e rte ilt sind.
Ausser einigen farblosen, fe tta rtig e n Kügelchen fand ich keine Fremdkörper im Plasma, weshalb
ich annehme, dass die E rn ä h ru n g wie bei der vorhergehenden A r t vor sich geht. Dagegen waren im
eigentlichen Körper — nicht also in den Pseudopodien — mehrere kleine vakuolenartige Räume zu sehen,
die jedoch keine Pulsation zeigten. Möglich b le ib t es a lle rd in g s, dass sie sich von Ze it zu Ze it kontrah
ieren , was ich n ich t m it Sicherheit feststellen konnte, zumal sie gewöhnlich ja seh r klein sind und
namentlich n ich t eine solche Grösse wie bei G. filiformis erreichen.
Die Bewegungen dieser A r t sind ein wenig lebhafter als bei d e r vorhergehenden; doch blieb
sie meist an demselben Fleck liegen und bewegte n u r die Pseudopodien in halb schwingender, halb
schlängelnder Weise, ohne sie zu r Ortsbewegung zu verwenden.
E in K e r n is t am lebenden T ie r niemals zu sehen ujid auch n ich ts, was d a rau f hindeuten
könnte. Alle angewandten Reagentien blieben ferner resultatlos. Nach vorhergehender Behandlung
m it P ic rin -, Essig- oder Salpe tersäure wurden zwar beim F ärb en einige Körnchen deutlicher. Ih re
eigentliche N a tu r festzustellen gelang mir dagegen n ic h t, aber — man wird auch h ie r n ich t leugnen
können, dass diese Körperchen oder ein Teil derselben möglicherweise aus Kernsubstanz bestehen könnten,
Die Gringa verrucosa is t deshalb in te re ssan t, weil sie in einer k o n zen trierten Lösung von
Salinensalz (aus dem Süden d e r Provinz Cördobä) a u ftra t, zusammen m it d e r (kernhaltigen) Saccamoeba
alveolata (p, 86 fg ., Taf. V I I , Fig. 3 0 - 3 2 ) und mit G. salinae (S. 97 fg ., Taf. V H , Fig , 26 29).
L e tz te re beiden, wie auch A . tantaculata sind erheblich grösser und auch sonstwie wesentlich von ih r
verschieden. Von G. filiformis unterscheidet sich G. verrucosa hauptsächlich durch ih ren Aufent a t
im Salzwasser. Sie h a t dies aber gemein m it einer ändern F o rm , welche ich ursprünglich
identifizierte, was indessen, wie es scheint, nich t völlig berechtigt war. Es is t dies ^P ro tam o e b a flava
in meinem „Vorläufigen Be rich t“ (Nr. 27, p. 6, Taf. I, Fig. 3), Diese fü h rt zum Unterschied eine grosse
*) Dies ist eine Eigen- und keine Kontrastfarbe, da sie sich beim Heben und Senken des Tubus nicht verändert.