gleichen, was sich etwa auf eine Annäherung an das Wesen von Pseudopodien beziehen liess, beobachten.
Es ist eben eine e c l i t e G e i s s e l , wie solche bei den Flagellaten vorkommt, aber es ist auch sicher nur
diese e i n e vorhanden.“ Genau dasselbe kann nun auch von der Geissel der 'M. Schulzei ansgesagt
werden. Einer eigentümlichen Bewegungserscheinung sei aber noch besonders gedacht, um so mehr, als
dieselbe einen wichtigen Gegensatz zu den eigentlichen Flagellaten markirt. D e r Kern nimmt nämlich
zwar immer die Mitte des vorderen Poles der Mastigamoeba ein. Dieser selbst jedoch kann in gewissem
Sinne verrückt werden. Aendert nämlich das Tierchen beim Vorwärtswandern plötzlich die Richtung
seiner Bewegung, z. B. wenn es an ein Hindernis stösst, so biegt es n u r selten sein Vorderende in eine
neue Richtung um. F ü r gewöhnlich vielmehr verschiebt sich d e r K ern mit der Geissel durch Drehung seiner
Längsaxe derartig, dass es nun ein neues, seitlich vom ersten liegendes Vorderende bildet, während jenes
.noch einen Augenblick erhalten bleibt (Fig. 9), so dass also scheinbar ihrer zwei vorhanden sind. Geschieht
dies sehr rasch, so kann sogar die Erscheinung zweier öder mehrerer Geissein vorgetäuscht werden, -
indem man sie noch in der ursprünglichen Lage zu sehen glaubt, während sie bereits eine neue angenommen
hat. ln der Regel macht das Ganze hierbei einen Moment lang H a lt; der Kern rü ck t plötzlich
nach einer anderen Stelle des Vorderteils, und ebenso plötzlich schiebt sich liier eine neue Spitze vor.
Wesentliche Gestaltsveränderungen sind bei diesem Vorgänge weder am Kern noch am Kernkörperchen
wahrzunehmen. Auch bei dem geissellosen Exemplar (Fig. 1) sah ich den Kern etwas hin und her
rücken, trotzdem eine Geissel hier sicher fehlte und auch während einer mein* als halbstündigen ununterbrochenen
Beobachtung nicht zum Vorschein kam.
H at die M. Schulzei die Vorwärtsbewegung eingestellt, wobei sie eine mehr kugelige Gestalt angenommen
h a t (Fig. 3, 8), so ist der Kern mit der Geissel noch bedeutender Bewegungen fähig, wobei
er jedoch n i e m a l s u n d u n t e r k e i n e n U m s t ä n d e n die oberflächliche Plasmaschicht verlässt. Will
er mithin zu einem diametralen P u n k te übergehen, so durchwandert er nicht den Leibesdurchmesser,
sondern rü ck t vielmehr un te r einem grössten Kreise des als Kugel gedachten Körpers naeh d e r gewünschten
Stelle hin, wobei er die Geissel wie eine Fahne mit siohs trägt.
Ein derartiges Wandern der Geissel ist höchst charakteristisch und dürfte sich bei keiner echten
Flagellate wiederfinden. Dagegen beobachtete ich es noch bei einigen anderen geisseltragenden Amöben
und möchte es als ein Kriterium derselben im Gegensatz zu den Flagellaten . anseh en, deren Geissel
einmal nicht unmittelbar mit dem Kern in Verbindung steht, und zweitens immer eine ganz bestimmte
unverrückbare Lage hat.
Gehen wir nun wieder zu der M. aspera F . E. Sch. zurück, so wissen wir, dass deren Oberfläche
zum hei Weitem grössten Theile mit ganz kleinen, stäbchenförmigen, wohl am besten mit gewissen
Bacterien (etwa Bacterium termo) zu vergleichenden Gebilden von stärkerem Liohtbrechungs-
vermögen als die Rindenschicht selbst dicht besäet ist (1. c. No. 14 p. 588). Ebenso gab L e i d y (1. c.
No. 2 p. 81) von seinem Genus Dinamoeba an : „Surface of the body everywliere, including pseudopods and
papillae, th ick ly bristling with minute spicules, which are, however, in some conditions entirely absent.“
Fern er (1. c. No. 2 p. 82): „A remarkable feature of Dinamoeba (pl. VI.) is seen in every part of the
surface, including the pseudopods and posterior papillae, bristling with exceedingly minute spicules, or
rig id cils, which are directed perpendicularly to the surface. Not unfrequently these minute cils are
absent, fgs 2, 3, 5 —9 pl. V I I ; and in several instances in which they were abundantly present, after
some hours, on the same individuals, they had disappeared.“
F . E. S e h u l z e liess die Möglichkeit offen, dass seine Mastigamoeba mit Dactylosphaerium
vitreum, beschrieben durch H e r tw i e h und L e s s e r , identisch sei, obwohl die von ihm „gegebene D a rstellung
der an der Oberfläche des Körpers und der Pseudopodien vorkommenden Rauhigkeiten von der
Auffassung jen er Beobachter beträchtlich abweichen“ würde, „welche in denselben . . . . eigentümliche
bewegungslose Protoplasmafortsätze oder Zöttehen sahen und sie dementsprechend auch in der Zeichnung
1. c. 16, Taf. II, Fig. 1B, als blosse zackenförmige Fortsätze der hyalinen Rindenschicht darstellen.“
D a H e r tw i g und L e s s e r von diesen Bildungen ferner aussagen, dass sie „offenbar den schon öfter
beschriebenen Zottenanhängen der Amöben sehr ähnlich, wenn nicht gleich“ seien, so war F . E. S c h u l z e
jedenfalls im vollsten Rechte,, wenn er seine Stäbchen von jenen Zäckchen oder Zöttehen scharf absonderte.
In der Th a t muss eine Vergleichung der von F . E . S e h u l z e , L e i d y und mir einerseits mit den von
H e r tw i g u n d L e s s e r andererseits gegebenen Abbildungen den Unterschied zwischen beiderlei Gebilden
vor Augen führen, da man bei zwei so tüchtigen Forschern, wie den letzten beiden, eine Missdeutung
so charakteristischer Erscheinungen nicht annehmen darf. In der Fauna von C o r d o b a habe ich kein
Dactylosphaerium vitreum angetroffen, sodass ein unmittelbarer Vergleich nicht vorgenommen werden
•konnte, dagegen habe ich früher hier in Deutschland Organismen gesehen, die recht mit jenem Dactylosphaerium
stimmten und ebenfalls kleine buckelförmige Zäckchen hatten, die mit den Stäbchen der
Mastigamoebd nichts gemeinsam haben. Es möchte daher nach all’ diesen Erwägungen durchaus gerechtfertigt
sein, das Genus Mastigamoeba von dem Genus Dactylosphaerium als verschieden zu betrachten.
F . E. S c h u l z e sagt von den Stäbchen aus, „dass sie mit ihrer Längsaxe der Rindenoberfläche
parallel liegen“ und an dieser „gleichsam angeklebt zu sein“ schienen. „Selten“ , so fährt er fort, „sieht
man sie schräge oder g a r senkrecht von derselben abstehen.“
Damit stimmen auch die von F . E. S c h u l z e gegebenen Abbildungen überein. Anders L e i dy ,
denn dieser sagt zwar von den spicules, dass sie senkrecht zur Oberfläche stehen (1. e. No. 2 p. 82),
gieb t aber insofern davon abweichende Darstellungen, als er sie ohne Ausnahme in der Zeichnung unter
e in em 's p itz e n Winkel abstehen lässt (li c. No. 2, Taf. IV), ein Verhältniss, das zwar immer noch von
dem bei M. aspera verschieden zu sein scheint. Was nun unsere M. Schulzei anbetrifft, so glaube ich
diesen Widerspruch der Hauptsache nach lösen zu können, da nämlich jed e der drei angegebenen
Stellungen, und zwar die senkrecht abstehende, die schiefe und die parallel aufliegende vorkommt. Das
gewöhnliche Verhalten bei M. Schulzei ist allerdings das, dass die Stäbchen u n t e r e in em s p i t z e n
W i n k e l , zur Oberfläche stehen, ohne dass dabei aber alle in gleicher Richtung laufen. Sie stehen
vielmehr theils nach vorne,, theils nach hinten, theils nach den Seiten ab, jedoch nicht wirr und regellos
durcheinander, sondern lassen zweifelsohne eine gewisse Ordnung nicht verkennen. Im optischen Schnitt
sowie am grössten Theil des Körpers ist diese allerdings schwer zu erkennen. Stellt man dahingegen die
Oberfläche des Vordertheils scharf ein, so sieht man eine an ein Schachbrett erinnernde Anordnung. Es
laufen nämlich stets mehrere 2, 3 bis 5, meist' 3 oder 4 Stäbchen unter sich parallel und in einem Abstand
von. einander, der erheblich breiter ist als ihre Dicke (Fig. 7). Ihnen lagert sich unter einem
rechten oder schiefen Winkel ein anderes ähnliches System an, das also , wenn das erste nach vorne
gerichtet war, mehr seitlich gerichtet ist. Alle Stäbchen liegen dabei stets in ungefähr gleicher En t