Einen ungleich höheren Werth als die Arbeit K o c h ’ s 'haben die Publikationen von S. F i s c h e r ,
die in den Jahren 1851 *) und 18532) erschienen sind. Derselbe beschrieb in trefflicher Weise eine
Anzahl Arten, welche er hauptsächlich in der Umgebung von St. Petersburg beobachtet hatte. Uns
interessiert an diesem Orte nui* seine Angabe, dass er bei Baden-Baden und bei Schlangenbad von diesen
zur Fauna Russlands gehörigen Arten drei wiedergefunden habe, den Cyclops vernalis n. sp., diäphanus
li. sp. und fimbriatus n. sp.
Der erste, welcher sich eingehend mit d e u t s c h e n Süsswasser-UopepocZe» beschäftigte, war C a r l
C l a u s , der in seinem dem L e u c k a r t ’sehen Laboratorium entstammenden „Genus Cyclops“ (1857) die
von ihm beobachteten und als sicher erkannten Arten charakterisirte. Leider versäumte er, die keineswegs
unbedeutenden Forschungen J u r i n e ’s und F i s c h e r ’s in gebührendem Maasse zu berücksichtigen.
So kam es, dass die meisten der von ihm als neu beschriebenen Arten bereits von seinen Vorgängern
— abgesehen von K o c h — erkannt u n d — der Zeit entsprechend — meist wohl charakterisirt und
abgebildet waren.
C l a u s beobachtete in der Nähe von Giessen folgende Cyclops-Avten:
Cyclops coronatus n. sp. = Cyclops fuscus Jurine,
„ tenuicornis n. sp. = „ albidus Jurine,
„ brevicornis n. sp. = „ viridis Ju rin e u. Fischer,
„ brevicaudatus n. sp. = „ strenuus Fischer,
„ Leuckarti n, sp.,
„ pennatus n. sp.,
„ serrulatus Fischer,
, canthocarpoides Fischer = Cyclops phaleratus Koch.
In einem Nachtrage3) zu dieser Arbeit (ebenfalls aus dem Jah re 1857) fügte er diesen Arten
noch die folgenden hinzu:
. Cyclops gigas ü. sp.,
„ fu rc ife r n. sp.,
„ bicuspidatus n. sp.,
„ insignis n. sp.
Da C l a u s in seiner späteren4), für die Copepoden-KmxAo grundlegenden Arbeit Aon Cycl. pennatus
und furcifer selbst wieder fa llen § l|e ss, er ferner n u r sehr mächtig entwickelte Individuen von Cycl.
viridis J u r. als Cycl. gigas beschrieb, so bleiben von den zwölf angegebenen Arten neun für Deutschland
neue Arten übrig, von welchen drei bis dahin überhaupt noch nicht beschrieben waren.
Später h at S. F i s c h e r , wie aus einer im Jah re 1860 publicirten A rb e it5) hervorgeht, bei Baden-
Baden abermals zwei neue Copepoden-Arten beobachtet, nämlich den bereits erwähnten Cycl. prasinus
n. sp. und den Canthocamptus horridus n. sp.
}) F is c h e r , Beiträge zur Kenntniss der in der Umgegend von St. Petersburg sich findenden Cyclopiden.
2) F is c h e r , Beiträge zur Kenntniss etc. Fortsetzung.
3) C lau s, Weitere Bemerkungen.
*) C lau s, Die freileb. Copepoden.
°) F i s c h e r , Beitr. zur Kenntniss der JSntomostraceen.
Eine weitere Bereicherung unserer faunistischen Kenntnisse verdanken wir abermals C. C l a u s ,
(1863), der in seinen „freil. Copepod. etc.“ den in seinen 'ersten Arbeiten aufgeführten Arten noch
folgende hinzufügt:
Cyclops elongatus n. sp. = Cyclops vernalis Fischer,
„ spinulosus n. sp.,
„ minutus n. sp. ==i Cyclops diaphanus Fischer,- ■
Canthocamptus staphylinus Jurine,
„ minutus n. sp.,
Diaptomus Castor Jurine.
De r Cycl. spinulosus Claus kann m. E . als selbständige A rt nicht angesehen werden, ist demnach
in das Verzeichniss der deutschen Copepoden von mir nicht mit aufgenommen worden (cfr. p. .)
Im J ah re 1866 erschien eine mir trotz aller Bemühungen nicht zugängige Arbeit von E. P r a tz I),
in welcher derselbe nach den Angaben von M o n i e z 2) drei neue Arten, Cyclops coecus, subterraneus und
serratus beschreibt, welche er in Brunnengewässern der Stadt München entdeckt hatte.
Wegen der Mangelhaftigkeit der Diagnosen dieser Arten und wegen des unglücklichen Umstandes,
dass dem Exemplare der P r a t z sehen Arbeit, welches M o n i e z vorlag, die zugehörigen Figurentafeln
fehlten, vermochte dieser Forscher nicht anzugeben, ob diese drei Arten selbstständige seien oder ob sie
anderen bereits bekannten zugehören. Da ausser M o n ie z kein andWer Forscher die von P r a t z aufgestellten
Arten weiter erwähnt und beurtheilt hat, so ist es wohl berechtigt, dieselben in das Verzeichniss
der s i c h e r b e k a n n t e n deutschen Copepoden-Arten nicht mit aufzunehmen.
Erst im J ah re 1878 wurden durch G r u b e r 8) die bereits bekannten Arten wieder um zwei für
Deutschland neue vermehrt: Heterocope robusta Sars = H. saliens Lilljeborg und Diaptvmus gracilis Sars,
zwei Calaniden, welche in einigen Seen nördlich der Alpen beobachtet wurden.
Im verflossenen Jahrzehnt haben die deutschen Zoologen, angeregt durch F o r e l und P a v e s i
welche zuerst rationell einige der grossen Süsswasserbecken ihrer Heimat durchforschten, d e r Thierwelt
des Süsswassers, und damit auch den Copepoden, wieder ein grösseres Interesse zugewandt. Viele Seen
Deutschlands sind je tz t durchforscht, und die Resultate dieser Forschungen in zahlreichen, allerdings
immerhin meist noch sehr lückenhaften Verzeichnissen niedergelegt.
Indem wir nunmein die streng chronologische Reihenfolge der einzelnen Publikationen der besseren
Ucbersichtlichkeit wegen verlassen, wenden wir uns zunächst R e h b e r g ’s A rbeiten4) zu. Dieser Forscher
untersuchte vor allen Dingen einige Gewässer des nordwestlichen Deutschlands (speciell die der Umgegend
B H B E,> ¡ H einige im Grundwasser lebende Thiere. Beitrag zur Kenntniss der unterirdischen Crustaceen
(bt. Petersburg 1866.)
2) M-oniez, R., Faune des eaux souterraines. p. 32.
s) G r u b e r , Ueber zwei Süsswasser-CaZamden.
*) R eh b e rg , Beitrag zur Kenntniss der freilebenden Süsswasser-Cbpepoden.
„ Weitere Bemerkungen über die freil. Süsswässer-Cbpepoden.
„ Zwei neue Crustaceen aus einem Brunnen auf Helgoland.
» Beiträge zur Naturgeschichte niederer Crustaceen.