An gröberen und feineren Körnchen ist. das-Entoplasma nicht besonders reich. Dagegen enthielten
einige Exemplare zahlreiche kleine Fettkügelchen von gleicher Grösse und ohne Färbung. Gänzlich
vermisst wurden ferner jen e theils farblosen theils röthlichen Kügelchen, welche dem Endosarc der
M. aspera eine so auffällige orangerothe F ärbung verleihen (1. c. No. 14 p. 590). Ebensowenig v e rmochte
ich im Gegensatz zu der soeben genannten Species bei irgend einem Exemplar unserer M. Schulzei
eine Vacuole Oder ü berhaupt einen Flüssigkeitsraum nach A rt einer Vacuole zu entdecken, obgleich ich
manches Individuum mehr als eine Stunde lang mit den Augen verfolgte. Es ist damit ein weiterer
Unterschied gegen .M. aspera gegeben, von welcher F . E. S c h u l z e (1. c. No. 14 p.. 590) „eine oder
zwei, selten mehrere mit heller Flüssigkeit erfüllte kugelige Vacuolen, welche zwar nicht deutlich
rhythmische Pulsationen zeigen, aber doch abwechselnd entstehen und wieder vergehen“, angiebt. Die
Le idy’sehe Dinamoeba endlich scheint eine mittlere Stellung zwischen jenen beiden Species von Mastiga-
moeba einzunehmen. Zwar fand L e i d y (1. c. No. 2 p. 81): „nucleus and contractile vesicles commonly
obscured from view by the other constituents“ ; muss aber doch, wenn auch selten, eine echte kontraktile
Vacuole gesehen haben, da er angiebt (1. c.r2 p. 84): „a conspieuous contractile v e s ie le ................ is rarely
to be seen in Dinamoeba.“ Als Ersatz dafür zeigten sich meist einige kleine Kügelchen, bis zu einem
halben Dutzend, im hinteren Körperende, eine Erscheinung, die uns ja auch von anderen Amoeben
bekannt ist, jedoch, dies sei noch besonders .hervorgehoben, bei M. Schulzei durchaus vermisst wurde.
Die Nahrungsbestandtheile unseres Thierehens sind nicht selten von lebhaft grüner F a rb e und
als einzellige Algen gut kenntlich. D a sich aber eine Reihe von Abstufungen zu bräunlich runzeligen
Klumpen zeigen, deren Ausstossen wir schon bemerkten, so möchte hier eine Symbiose zwischen ento-
parasitischen Algen und Amöben nicht vorliegen. ' -
Des Kernes ist schon weiter oben gedacht worden. Hier s e i. nur noch Einiges angefügt. Ist
er nämlich zwar einer recht energischen Ortsbewegung fähig, so lässt sich doch irgend eine Veränderung
seiner Gestalt nicht bemerken. Es macht vielmehr ganz so den Eindruck, als ob er entweder von der
Geissel mitgeschleppt, oder als ob er von dem kontraktilen Plasma mitsammt d e r Geissel an
seinen neuen Platz geschoben werde. Ob nun dieses kontraktile Plasma mehr in der Rindenschicht oder
mehr in der Centralschicht zu suchen sei, lässt sich, so meine ich, kaum mit Bestimmtheit ausmachen.
Gewöhnlich, und so auch F . E. S c h u l z e (1. c. No. 14 p. 590), welcher sie „sehr kontraktil“ nennt,
sieht man ja die Rindenschicht als das eigentliche kontraktile Element an, wozu man auch deswegen
berechtigt ist, als die so sehr beweglichen Pseudopodien oft nur aus solcher Substanz bestehen, Es
bleibt dabei aber immer noch die Möglichkeit offen, dass sie von in n e n h e r a u s bewegt werden.
Tre ib t man beispielsweise in einen dehnbaren Gummischlauch mittels einer Spritze die Flüssigkeit hinein*,
so wird der Schlauch sich ausdehnen, ohne doch selbst den Impuls zu dieser Bewegung zu geben.
D a sich nun keine der beiden Ansichten strikte beweisen lässt — ein echtes, hyalines Ectoplasma
(Ectosarc) fehlt j a nicht selten — so möchte es angerathen sein, vorläufig beide Plasmaarten als kontraktil
zu betrachten.
Das Kernkörperchen oder Morulit haben wir ebenfalls schon kennen gelernt. Das vermuthlich
entsprechende Gebilde von M. aspera wurde von F . E. S c h u l z e (1. c. No. 14 p. 591) wie folgt beschrieben.
Zunächst stellt es sich ebenfalls als dunkler, kompakter, trübe r Körper d ar, umschliesst aber
in seinem Innern „eine grössere Anzahl kleiner, kugeliger, scharf begrenzter heller Flecke“ und vermag,
„wenn auch langsam, seine Gestalt zu ändern“ . Beide Eigentümlichkeiten vermisste ich nun bei unserer
M. Schulzei. Die S tru k tu r des Morulits war vielmehr ganz die typische, ohne besondere Einschlüsse und
seine Form éine ebenso konstante wie die des Gesammtkernes.
Gewöhnlich und normalerweise besitzt die M. Schulzei nur einen einzigen Kern, und nur zwei
Ausnahmen davon habe ich zu verzeichnen. In einem Individuum war nämlich ein Kern mit der Geissel
von der oben angegebenen Beschaffenheit. In dem mehr isodiametrischen Körper ihm ungefähr entgegengesetzt
sah ich nun einen zweiten, sonst ganz ebenso beschaffenen Kern, also auch in mehr oberflächlicher
Lage, jedoch ohne Geissel. Mir scheint daher, dass hier .eine Theilung vorgenommen werden sollte
und dass die neue Geissel noch nicht entwickelt war. Diese müsste mithin nicht wie der Kern aus
einer Halbirung des Ursprünglichen entstehen, sondern vielmehr in einer anderen, noch unbekannten Weise.
Ein anderer Fall war besonders merkwürdig und soll zum Schluss besprochen werden. Das
letzte Exemplar unseres Thierehens nämlich, das ich auffand (Februar), war fast genau kugelig und
dicht mit den radiär abstehenden Stäbchen besetzt, welche auch die kurzen, gleichgrossen spitz kegeligen
Pseudopodien überzogen, so dass das Ganze das Aussehen eines sog. Morgensternes erhielt. Eine Geissel
war nicht mehr vorhanden, eben so wenig ein normaler Kern, dagegen noch zahlreiche Nahrungsbestand-
theile, von denen in schön beschriebener Weise ein bräunliches Klümpchen entleert wurde. Anstatt des
Kernes erblickte ich zwei riesig grosse kugelige Körper von einander getrennt und nach der Peripherie
zu geschoben, die beide mit Essigsäure Kernreaktion ergaben und eigentlich wie Infusorienkerne aussahen.
J ed e r war nämlich ein recht kompaktes Gebilde und erfüllt entweder mit groben dicht liegenden
Granula von gleicher Beschaffenheit oder — dies wäre denkbar —1 mit einem enggewundenen groben
Netzwerk (Fig. 2). Da ein normaler Kern durchaus vermisst wurde, so möchte ich dafür halten, dass
hier ein Fortpflanzungsprozess vorbereitet wurde, entweder als Folge einer Kernhalbirung oder einer
Konjugation zweier Mastigamoeben. Da eine Kerntheilung oben schon erwähnt wurde, wo der zweite
Kern dem ursprünglichen glich, so scheint hier ein viel komplicirterer Prozess zu verlaufen, der sich in
einer gänzlichen Umgestaltung der Kerne kund giebt. Da hierbei ferner eine erhebliche Vermehrung der
Kernsubstanzen Platz gegriffen hat, so durfte nicht eine einfache Zellhalbirung nachfolgen, sondern vielmehr
irgend ein anderer Vermehrungsmodus, der mir leider, unbekannt blieb. Während eines Zeitraumes
von lVs Stunden vermochte ich eine weitere Veränderung des Bildes nicht zu konstatiren und
konnte nur aus der Defäcation ein vorhandenes Leben vermuthen.
Niiclearina L e u ck a rti n. g. n. sp.
Abbild. Taf.. VI, Fig. 4, 8 und 18. ;
. C i c n k o w s k i h at im Jah re .1-865*) das Genus Nuclearia aufgestellt au f Grund zweier Organismen,
von denen der zweite N . simplex nur e i n e n Kern (Cytoblast) besitzt. Le id er aber ist diese Beschreibung
eine so knappe geblieben, dass es sehr schwer hält, andere Organismen damit zu vergleichen.
Ferner ist in neuerer Zeit von E u g . P e n a r d 2) u n te r den Heliozo©hf|ein Thierchen • angegeben worden,
das sowohl mit jener Nuclearia wie auch mit unserer Nuclearina viel Gemeinsames hat. P e n a r d nennt
*) (No. 2 1.) L. C ie n k o w s k i . Beitragé z. Kenntniss dei* Mona
’’) (No. 22.) Die Heliozoen der Umgegend von Wiesbaden von J
Bibliotheca Zoologica. Heft 12.
)r. E ■ p. 48. Taf. I, Fig. 1—3.
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