Fig. 11). Treten ferner clie Strahlen bloss von e i n e m P unkte der Oberfläche ans, so wird hier eine
kegelige Veränderung bewirkt, und es kommt die Gestalt einer Birne zu Stande (Taf. IV F ig . 17).
Mag nun die Form der verschiedenem Individuep sein wie sie wolle, immer wird man linden,
dass sie eine möglichst isodiametrische bleibt, eine Thatsache, die von Neuem au f die Grundgestalt
der Kugel hinweist.
Nicht nur die einzelnen Individuen der Nuclearella zeigen die genannten Verschiedenheiten d e r
Gestaltung der Körpermasse unter sich, sondern jedes ist auch einer gewissen Veränderung derselben
fähig, wie bereits bemerkt wurde. Während aber eine solche bei den Amöben der Regel nach mit
einer steten Umformung der Pseudopodien verknüpft ist, die j a nicht so strenge von der Hauptmasse
des Körpers abgesondert, werden können, so. schliesst sich das Verhalten der Nuclearellen vielmehr an
das des kleinen Sonnentliierchens (Actinophrys sol) an. Nicht nur vollziehen sich hier die Gestaltsveränderungen,
was schon angedeutet ist, recht träge, sondern es ist auch , ein u n m i t t e l b a r e r Einfluss
oder Zusammenhang der Strahlen damit nicht immer nachweisbar. Allerdings sahen wir ja scholl weiter
oben, wie die äussere Form der Nuclearella durch das Austreten der Strahlenbüschel beeinflusst werden
kann (Taf. II, F ig . 2, 11). Ganz unabhängig davon vermag sie aber auch eben so' g u t eine Verschiebung
zu erleiden. Liegt, um wieder vom einfachsten Falle auszugehen, ursprünglich. eine Kugelgestalt
vor, so kann sich diese etwas strecken oder sonstwie umformen, ohne dass oft eine besondere
Veränderung an den Strahlen oder an ihren Austrittsstellen zu verzeichnen wäre. Gewöhnlich allerdings
kombinirt sieh beides. Is t nämlich zuvörderst eine einfache Kugel vorhanden und kommt es zur Aussendung
von Strahlen, so tritt von selbst eine Verzerrung der Grundgestalt ein, indem sieh am Ursprung
jen er ein mehr oder weniger kegeliger Zapfen auszieht (Taf. IV, Fig. 17), der nun die Ecke einer
geometrischen F ig u r bildet, die weiterhin auch mehreckig sein kann-(Taf. II, Fig. 11). Nicht überall
wird abe r das Aussenden der Strahlen durch einen solchen Kegel vermittelt, denn oft entspringen sie
scharf und unmittelbar der Körperoberfläche (Taf. II, Fig. 2). Wahrscheinlich nun sind dies ältere,
schon seit längerem bestehende Strahlen, die hin und wieder eingezogen werden (Taf. I, Fig. 2, Taf. II,
2), während büschelförmige höchst selten oder wohl nie das Phänomen des Einziehens offenbarten.
Wo weiterhin das Thier sich zur Kugel abrundet (Taf. I, F ig . 2), da werden kaum' noch neue Strahlen
entsandt. Diese sind einzeln, seltener büschelig und ohne Zapfenübergang,' der im Gegentheil besonders
dann deutlich wird, wenn das Thier aus dem kugeligen Ruhezustand wieder in einen beweglicheren
übergeht (Taf. IV, Fig. 17). Es lässt sich mithin für die Strahlen der Nuclearella die Regel aufstellen,
dass sie zumeist in Büscheln mit breiterer, kegeliger Basis entstehen, dass diese nach und nach verflacht,
wobei dann gleichzeitig die Strahlen mehr und mehr auseinanderrüeken, um endlich in dieser
isolirteren Lage allmählich wieder ein gezogen zu werden.
Ganz unabhängig von d e r Form des Körpers, womit wir die Hauptmasse der Nuclearella bezeichnen
wollen, ist die der Strahlen. Sie zeigen nämlich einen durchaus konstanten Typus und erinnern einerseits
an diejenigen einer Actinophrys oder an die Pseudopodien eines Dactylosphaeriumradiosum (Taf. I, Fig. 5).
Sie entspringen, wie bereits gesagt, mit etwas breiterer Basis, ziehen sich lang aus und enden stets
s p i t z , ganz wie der Strahl eines Sonnenthieres und entgegengesetzt dem Verheilten der Amöbenpseudopodien,
welche selbst in den extremsten Fällen ein abgerundetes Ende besitzen. Auch hierin liegt also
wieder eine grössere Verwandtschaft mit den Heiiozoen, eine Verwandtschaft, die nun aber rein äusserlich
wieder dadurch gestört wird, dass die Strahlen der Nuclearella erstens gern in Büscheln stehen und dass
sie zweitens, so etwa wie die der Euglypha oder der Nuclearia, eine G a b e l u n g aufweisen, die sowohl
den echten Amöben, wie auch den Heiiozoen normalerweise abgeht. Damit wird, nebenbei gesagt, ein
rech t inniger Zusammenhang zwischen unserer Nuclearella und den feinstrahligen schalentragenden
Formen bedingt (Euglypha, Pseudodifßugia, Microgromia etc.),, die man gemeinhin den amöbenartigeu
zuzählt.
Die genannte Gabelung ist stets eine diehotomische und beschränkt sich zumeist auf die End-
strecke eines Strahles, ähnlich wie bei Nuclearia. Doch kommen von letzterer Regel eher Ausnahmen
vor (Taf. II, Fig. 2 unten), während mehr als zw e i Gabeläste n iem a ls zu sehen waren. In Ueberein-
stimmung mit Nuclearia ist der Winkel, den diese letzteren bilden, stets ein sehr spitzer und dürfte
wohl gewöhnlich nur 10 bis 2 5 0 erreichen. Dies hängt offenbar damit zusammen, dass die Strahlen
selbst möglichst geradlinig verlaufen, ähnlich wie bei den Heiiozoen, und dass die Abweichung von
dieser Richtung bei der Gabelung eine möglichst geringe bleibt. Zwar können die Strahlen auch
gekrümmt werden, doch bleibt der Radius der Krümmung meist ein grösser, und sie selbst beschränkt
sich mehr au f das freie spitze Ende.
Ganz wie die Bewegungen des Körpers, so sind diejenigen der Strahlen als recht träge zu bezeichnen,
im Gegensatz zu den Amöben und in Uebereinstimmung mit den Heiiozoen. Entsteht ein
Strahl öder ein Strahlenbündel, so schiebt es sich recht langsam heraus, zwar so dass es gut mit dem
Auge verfolgt werden kann, aber bei Weitem nicht so energisch wie bei den Amöben. Hier haben ja
auch die Pseudopodien die wichtige F u nktion des Ortswechsels; denn schieben sie sich nach einer
Richtung vor und folgt ihnen der Körper in demselben Sinne, so sind sie es zunächst, welche eine
Bewegung von Ort zu Ort zu Stande bringen, die gemeinhin eine recht lebhafte ist. Eine derartige
Funktion der Strahlen 1 iegt nun bei Nuclearella ebensowenig vor, wie bei den Heiiozoen. Zwar hat
dies E. P em a rd * ) z. T. behauptet, jedoch mit Unrecht. E r glaubt nämlich, dass die Sonnenthiere wie
ein Ball au f einer Tafel rollen, eine Bewegung, die man dahin zusammenfassen könne, „dass das Thier
einige seiner Fäd en von sieh streckt, welche momentan ihre Starre verlieren, dann erstarren und den
Körper nach sich ziehen, indem sie ihn ein wenig von oben nach unten wenden; andere Fäden ersetzen
die ersten und ziehen ihrerseits“ etc. Schon an anderer Stelle**) habe ich einige Einwände gegen diese
Theorie, gemacht und werde darau f noch einmal ausführlicher zurüekzukommen haben. Hinsichtlich der
Nuclearella sei hier n u r betont, dass an eine solche A rt der Bewegung nicht zu denken ist. Diese, die
ortsverändernde, ist womöglich noch träger, wenigstens unter dem Mikroskop, als die gestaltsverändernde.
Ein eigentliches Schwimmen liess sich niemals wahrnehmen, woran aber .vielleicht die beträchtliche
Grösse der Thiere Schuld war, die eine Freihe it unter dem Deckgläschen nicht recht gestattete, auch
wenn dies gestützt wurde. Gewöhnlich lagen diese vielmehr ruhig an einer Steile, und nur zuweilen
Verschoben sie sich langsam und ganz allmählich, ohne dass man die Ursache dieser Bewegung erk an n t
hätte. Unter Umständen mochte damit wohl auch eine Mitwirkung seitens der Strahlen vergesellschaftet
sein. Denn liefen sie; nach einer Richtung hin aus, so wurde nicht nur d e r Schwerpunkt des Ganzen
nach dieser hin verlegt, wodurch schon das Gleichgewicht gestört werden konnte, sondern dem Aus-
*) (No. 22.) D. Heiiozoen d. Umgeb. v. Wiesbaden. Jahrbüch. Nassau-Verein Naturkunde. Jahrg. 43 p. 44.
**) tNo. 26.) Ueber die primitiven Ortsbewegungen der Organismen. Biolog. Centralbl. Bd. 11, p. 466.