ovalen Kernen charakterisirt. Ueber die Innenfläche desselben breitet sich eine feine structurlose In -
tima (i) aus, eine Erweiterung der chitinösen cuticula der Körperhaut. Aeusserlich wird der Ovidukt
durch eine sehr zarte Bindegewebsmembran (b) umkleidet, welche als eine Fortsetzung des allgeüieinen
Peritonealepithels zu betrachten ist u n d , wie wir gesehen haben, mit der Bindegewebsschicht des-
Ovariums (b') zu einer zusammenhängenden Gewebelage verwächst. Ob dieselbe Muskelelemente mit sich:
fü h rt, habe ich an den Schnitten nicht mit Sicherheit entscheiden können. Dagegen lässt sie auf
ihrer Innenseite eine zarte Chitinlamelle (t) deutlich erkennen, die ihrerseits in die structurlose tunica
propria (t') des Ovariums continuirlich übergeht.
Im Anschluss an die Ovidukte nimmt ein unscheinbares paariges Organ unsere Aufmerksamkeit
in Anspruch, welches unmittelbar neben der Ausführungsöffnung (in Fig. VI u. IX bei k) gelegen ist.
Ueber die physiologische Bedeutung dieses Organs habe ich nicht ins Klare kommen können. Dass dasselbe
jedoch in seiner Funktion mit den Oviducten in naher Beziehung s teh t, geht daraus hervor, dass-
es bei ganz jungen Weibchen vollkommen fehlt und erst mit den Eileitern zugleich und im engen Anschluss
an dieselben zur Entwicklung kommt. An Fig. V III bemerken w ir, dass an der inneren Umbiegungsstelle
des in Bildung begriffenen Ovidukts die Hypodermis sich zu einer kleinen hügelförmigen
Anschwellung (k) verdickt. Indem diese sich stärker vorwölbt, schnürt sie sich schliesslich ab und liegt
dann als ein kleiner eiförmiger Körper in dem W inkel, welchen der aufsteigende Ovidukt mit der Hypodermis
bildet (Fig. VI, VII). Schon bei äusserlicher Betrachtung des Thieres kann es als ein weisser-
Fleck neben der Genitalöffnung wahrgenommen werden.
Wenn die Lage in unmittelbarer Nähe der Geschlechtsöffnung au f eine Drüse hindeutet, so erscheint
eine solche Auffassung des Organs durch den Mangel eines Ausführungsganges und einer inneren
Höhlung ausgeschlossen. Auf Schnitten wie Fig. IX und X zeigt sich, dass das fragliche Gebilde einen aus
unregelmässig polygonalen Zellen zusammengesetzten Gewebekörper bildet, welcher lebhaft an das Chordagewebe
der Vertebraten erinnert. Man könnte sonach vielleicht an ein Stützorgan denken, welches bestimmt
sein mag, dem Ovidukt an seiner Ausmündungsstelle eine gewisse Festigkeit zu verleihen.
Ehe die Reifung der Eier in den Ovarien ihren Anfang nimmt, geht an den Ovidukten eine-
eigentümliche Veränderung vor sich. Bereits in dem au f Fig. IX abgebildeten Stadium macht sich eine
kleine Auftreibung der mittleren Partie des Eileiters bemerkbar; gleichzeitig lässt das epitheliale Gewebe-
dieses Abschnittes gegenüber den angrenzenden Theilen des Ovidukts einen etwas differenten Charakter
erkennen, bedingt durch die mehr rundliche Gestalt und randständige Lagerung der Zellkerne.
Die Scheidung des Ovidukts in drei Abschnitte, welche hier vorbereitet is t, p räg t sich in d e r
Folge immer schärfer aus und findet erst bei völlig geschlechtsreifen Weibchen ihren Abschluss, nachdem sich
die mittlere P artie zu einer mächtigen kugelförmigen Blase mit dünner Wandung erweitert h a t (Fig. X).
Das ursprüngliche hohe Cylinderepithel, welches diesen Abschnitt ebenso wie die benachbarten Theile-
des Eileiters charakterisirte, ist zu einer dünnen Membran auseinandergezogen, in welcher die Zellkerne-
durch weite Abstände von einander getrennt sind. An der dem Ovarium zugekehrten Seite erscheint
die Blase eingedrückt, indem sich hier der proximale Abschnitt des Ovidukts wie der Stiel eines Trichters,
in die Höhlung derselben einsenkt, während sie sich au f der distalen Seite unter scharfer Einschnürung:
in den als vagina zu bezeichnenden kurzen Endabschnitt des Ausleitungsapparates fortsetzt.
Die veränderte Lagerung der Organe, bedingt durch das mächtige Wachsthum der Ovarien und
•die erwähnte Umgestaltung der Eileiter soll Fig. V II an einem Querschnitt durch das fünfte Segment
-eines völlig geschlechtsreifen Weibchens vor Augen führen.
Fragen wir uns nun, welches die physiologische Bedeutung dieser in den Verlauf des Ovidukts
-eingeschalteten Blase sein mag, so kann es nicht zweifelhaft sein, dass dieselbe bestimmt is t, bei der
Befruchtung eine Rolle zu spielen. Bezüglich der äusseren Vorgänge bei d e r Begattung kann ich auf
d ie eingehende Schilderung von S a r s 1) verweisen. Von April bis September findet man die Männchen
un d Weibchen in der Copulation. Das Männchen umfasst dabei das kleinere Weibchen vom Rücken
her zwischen dem zweiten und dritten Thorakalsegment und zwar so fest, dass es häufig nur mit Zer-
reissung dieser Extremität gelingt, das Paar zu trennen. In dieser Stellung verweilen sie viele Tage
lang und gehen wie sonst eifrig ihrer Nahrung nach. Den Begattungsakt selbst hat S a r s nicht beobachten
können; er vermuthet aber, dass das Männchen den Moment der Eiablage abwarte, um die
in den Brütraum übertretenden Eier zu befruchten. E r stützt sich dabei auf die Wahrnehmung, dass
d ie Eier in den Brutraum abgelegt werden, ehe das Weibchen aus der Begattung entlassen worden ist.
Dies ist indessen nicht immer der Fall. Vielmehr tritt die Häutung, durch welche die Brutlamellen enthüllt
werden und somit die Ablage der Eier sehr häufig erst dann ein, wenn die Weibchen bereits
isolirt sind. Wenn diese Thatsache schon an sich vollkommen genügt, um den Schluss zu rechtfertigen,
dass die Befruchtung eine innerliche sein muss, so ist es andererseits Ijiicht, die Spermatozoen in den
weiblichen Geschlechtsgängen nachzuweisen. In welcher Weise allerdings die Einführung des Samens
in die vagina erfolgt, habe ich ebenfalls nicht direkt beobachtet, jedoch kann man sich unschwer eine
Vorstellung davon bilden.
Schon S a r s wies darauf hin, dass die Abdominalfüsse des zweiten Paares, welche bei den
Männchen eigenthümlich ausgebildet sind, während sie bei den Weibchen vollkommen fehlen, als Hilfsorgane
b ei der Begattung fungiren dürften. In der That bemerkt man bei den Männchen zur Zeit der Begattung,
d a ss die beiden penes, in welche die vasa deferentia einmünden, an diese Abdominalfüsse fest angelegt
¿sind und sich nur mit ihnen gemeinschaftlich bewegen. Die Begattung muss nun offenbar zuerst au f der
einen, alsdann au f der anderen Seite stattfinden, da weder die Copulationsglieder, noch deren Hilfsorgane
lang genug sind, um gleichzeitig vom Rücken her mit den beiden Vaginalöffnungen in Berührung treten
zu können.
Untersucht man ein Weibchen, welches soeben aus der Begattung entlassen worden ist, so findet
man die erweiterte Blase des Oviducts mit der voluminösen Samenmasse angefüllt. Dabei bemerkt man,
dass die Spermatozoen zunächst nicht frei beweglich erscheinen, sondern durch ein schleimiges Secret,
-ein Ausscheidungsprodukt der vasa deferentia, zu einem einheitlichen und sehr umfangreichen Convolut
vereinigt sind. (Fig. X sp.) Dieses Secret beginnt indessen sehr bald zu zerfallen und die frei gewordenen
.Samenfäden vertheilen sich regellos durch die innere Höhlung der Blase. (Fig. VII.) Hiermit scheint
mir gleichzeitig die physiologische Funktion dieses Organs genügend erklärt zu sein. Es kann als ein
receptaculum seminis betrachtet werden, dessen Bestimmung eine doppelte ist: einmal die voluminöse
Samenmasse in sich aufzunehmen, alsdann den nöthigen Spielraum darzubieten, in welchem nach Auf-
1 S a r s . H i s t o i r e n a t u r e l l e d e s C r u s t a c é s d ’e a u d o u c e d e N o r v è g e . 1. L e s M a l a c o s t r a c é s . 1 8 6 7 .
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