Darauf deutet auch die Zusammensetzung der Doppelbinde, deren innerer Theil weiss, der äussere gelb
is t, und ihr äusserer Grenzstreif hin. Obwohl die Verbindung hinter der Mitte unterbrochen is t, gehört
doch der hinten schwarz gesäumte orangerothe „Prachtwinkel“ im siebenten bis achten Randfelde der
Prachtbinde an. Dagegen entspricht der unter ihr gelegene blauschwarze Augenfleck nicht den übrigen
blaugekernten Hinterrandflecken, sondern, wie die morphologische Vergleichung der TAcws-Gruppe ergiebt,
dem Submarginalbande. Weiter sind die vom vierten bis siebenten Randfelde reichenden blaugekernten
Mondflecke aus einer aussen beginnenden Blaufärbung der ursprünglich gelben Marginalmonde hervorgegangen,
was man an bleicheren Varietäten leicht verfolgen kann. Weist somit die Zeichnung von
P . Podalirius auf eine indische Abstammung hin, welche E. H o fm a n n 1) dazu bewog, sie als aus Mittelasien
eingewandert anzusehen, so müssen wir sie doch andererseits als peripherische Form des Stammes
auffassen, wie dies das nahe Zusammentreten der zwei hintersten Medianäste der Hinterflügel an die Cubitalis
beweist. Eine nähere auch von C. und R. F e l d e r durch ihre Gruppirung der Art erkannte1 verwandtschaftliche
Beziehung zu dem australischen P . Leosthenes Dbld. spricht ebenfalls für den vertretenen
Ursprung unseres Segelfalters in heisseren Strichen. Auch lä sst sich dafür seine geringe nördliche Verbreitung
anführen. Die Futterpflanze der Raupe gehört den Amygdaleen und Pomaceen an und bildet
in dem Schiehstrauche ihren nördlichsten Ausläufer; allerdings soll A. C o s t a (nach E im e r ? || c.- p. 69)
die Raupe auch auf Disteln und Nesseln angetroffen haben. Nach E. H o fm a n n frisst die Raupe um
Süden Europas ausser den Blättern von Mandel- und Pfirsichbäumen auch die von Aronia rotundifolia,
ebenfalls einer Pomacee. Nach B o i s d u v a l lebt sie auch an Berberis, einer den Annonaceen etwas
verwandten Gattung.
Die Puppe zeigt noch grosse Aehnlichkeit mit der des nearktischen P . A ja x , mit welcher sie die
in der scharfen Nackenspitze zusammentreffenden infrastigmalen und dorsalen feinen Kiele, die supra-
stigmalen, segmental unterbrochenen schrägen hellen Zeichnungen und die feinen dunklen Flecke über
dem Stigma und an der Innenseite der hellen Schrägbinden theilt, nur ist die Puppe von P . A ja x plumper
und bauchiger. Ich hebe diese Aehnlichkeit der Puppenform deshalb besonders hervor, weil die letzten
Stadien der Raupen so grundverschieden sind, indem bei P . A ja x im dritten Stadium auf hellem Grunde
in jedem Segment vier schwarze Ringbänder erscheinen, während die Färbung der Podalirius-Raxxpe grün
mit gelben Rücken- und Seitenlinien, über die Segmente ziehenden feinen Schrägbinden und je sechs
segmentalen Flecken geziert ist, somit an die Zeichnung beider Puppenformen erinnert.
Während P . Podalirius ganz isolirt steht, können wir für die palaearktischen Rinnenfalter folgende
Entwickelungsreihe aufstellen:
Hospiton Guene.
Machaon L. Xuthus L.
Älexanor Esp.
Haunus - ähnliche Formen.
’) E. H o fru an n , Die Isoporien der europ. Tagfalter. (Inaug.-Diss.) Stuttgart 1873.
Indo-australische Papilionen.
Schon T h . H o r s f i e l d und F. M o o r e 1) machten den Versuch, die Papilio-Arten dieses Gebietes
in natürliche Gruppen zu theilen, deren sie ebenfalls drei ungefähr den von mir angenommenen entsprechende
unterschieden.
ln die e r s t e Gruppe, welche nur Rinnenfalter enthält, stellten sie die Arten „mit an der Basis
fadenförmigen, in ihrer ganzen Länge mit vorstehenden kantigen Ringen besetzten und mit cylindrischer,
an beiden Enden zugespitzter Keule endigenden Antennen, deren glatte und am vierten bis fünften Segment
angeschwollene Larven sich nach vorn schnell, nach hinten allmälig verschmälern“. Dahin rechneten sie
P . Memnon, Polymnestor, Helenus, Pammon, Hemolion, A rjuna , Erithonius, Xuthus, Machaon.
Die z w e i t e Gruppe, welche mit Ausschluss des von mir zu den Rinnenfaltern gerechneten
P . dissimilis meinen Aristolochienfaltern entspricht, besitzt undeutlich geringelte Antennen und eine an
beiden Enden sehr schwach verjüngte Larve, die ziemlich dick und fleischig, oben g la tt und mit kurzen
Fleischzapfen besetzt ist. (Hierher gehört P . Harsius, Pompeus, Hector, Hiphilus.)
Die d r i t t e Gruppe endlich entspricht meinen Segelfaltern und zeichnet sich durch ovale verbreiterte
und zusammengedrückte, eng geringelte Fühlerkeule und durch platte, schwach verschmälerte, in
der Mitte etwas gewölbte, mit regelmässigen Querbändern gezeichnete Larvenform aus, deren Hinterleib
in zwei Spitzen endigt. (Hierher gehört P . Sarpedon, Agamemnon, Antiphates.)
Die nächste natürliche Eintheilung entwarf A. R. W a l l a c e 2) in seiner berühmten Arbeit über
die malayischen Papilioniden.
Von den drei Abtheilungen H o r s f i e l d und M o o r e ’s behielt er nur die der Segelfalter bei,
welcher er durch die kurzen, stumpfen Antennen, die schmalen, behaarten Genitalklappen des Männchens,
das nach oben umgeschlagene, innen wollige oder haarige Analfeld der Männchen, den starken Körper
und schnellen Flug der F a lte r, die verlängerte, hinten zugespitzte und oft zweispaltige grüne, schief
und hell gestreifte Raupe characterisirte und in die Macareus-, Antiphates-, Eurypylus-Gruppe unterschied.
Dagegen trennte W a l l a c e die von mir als Rinnenfalter zusammengefassten Gruppen mit schwachem
Körper, welche auch er durch das flache, aber nicht zurückgeschlagene Analfeld der Männchen kennzeichnet,
in zwei Hauptabtheilungen (B und C). Die erste derselben umfasst die Gruppen mit langen
Fühlern, stark verbreiterten, oft geschwänzten Flügeln, mit stark gekrümmter Puppe und am dritten
Segment geschwollener, quer oder schräg gebänderter Larve, die Ulysses-, Peranthus-, Protenor-, Memnon-,
Helenus-, Et'ectheus-, Pammon- und Hemolion-Gruppe.
Dieser Abtheilung B. stellte er als g le ichw e rtig eine aus der Erithonius-, Paradoxa-, Hissimilis-
Gruppe gebildete weitere gegenüber, welche er durch kurze Antennen mit dicker gekrümmter Keule,
ganzrandige Flügel und eine subcylindrische, verschieden gefärbte Raupe kennzeichnete. Jedoch bemerkte
W a l l a c e selbst, dass die Larven und Puppen der Erithonius - Gruppe „something like those of
P . Hemolion“ sind.
In der That ist diese Gruppe C. aufzulösen, denn die Erithonius-Gruppe gehört unstreitig schon
nach ihren Fühlern, ihrer Raupe und Puppe in die Nähe der Machaon- und Hemolion-Gruppe, während
'*) Th. H o r s f ie ld and F. Moore, Catal. Lepid. Ins. Mus. Easfc-Ind. Comp,, London 1857, p. 118—119.
4) A. R. W a lla c e , On the Phenomena of Variation and Geographical Distribution as illustrated by the
Papilionidae of the Malayan Region. (Trans. Linn. Soc. London, XXV, 1865, p. 23.)