(maculae), wenn sie einen Bindenrest tru g e n , in Augenflecke, deren „Pupille“ dann von dem Bindenkern
gebildet wird.
Eine manchmal schwierige Aufgabe, die aber meiner Ansicht nach nicht zu umgehen is t, wenn
man der Zeichnung überhaupt morphologische Verwerthbarkeit zugesteht, is t die morphologische Deutung
der einzelnen Bandsysteme: hier giebt nur der Vergleich wirklich verwandter, nicht ähnlicher Arten Aufschluss.
So kommt man stets nur schrittweise vorwärts, selbst wenn man über grösseres Untersuchungsmaterial
verfügt, da man jede Einzelheit stets an der abzuleitenden Reihe nachprüfen muss. Wenn ich
nun auch überzeugt sein darf, bei der Aufstellung der hier vertretenen Deutungen redlich nach einem
unbefangenen Urtheil gestrebt zu haben, so wird doch das Erreichte in manchen Puncten anfechtbar sein.
Auch werden die gewaltige Masse des stets fast gleichzeitig zu beherrschenden Stoffes und die geringen
literarischen und musealen Hilfsmittel, die ich bei der Revision meiner Arbeit zur Verfügung hatte,
vielleicht kleinere Unrichtigkeiten entschuldigen helfen.
Da sich die Färbung des P u p p e n f lü g e ls in zwei bis drei Tagen ausbildet, verdankt man es bei
geringem Material selbst mit Zuhilfenahme der sehr brauchbaren Gewichtsbestimmungen !) mehr einem
glücklichen Zufall, wenn man einige Entwickelungsstadien der Zeichnung antrifft. So muss auch ich eine
Lösung der einschlägigen Einzelheiten weiteren Untersuchungen überlassen und mich mit der Anführung
einiger unzusammenhängenden Beobachtungen begnügen.
Die Grundfarbe der Flügel in der jungen Puppe war bei allen untersuchten Arten (P. Philenor L.,
Asterius L., Machaon L., Turnus L., Podälirius L.) zuerst glasklar, dann ein unreines Weiss, das am
Tageslicht in wenigen Stunden gelblich nachdunkelte. Wie die Entwickelung des Rippensystems ist auch
die der Zeichnung auf den hinteren Flügeln früher vollendet. So zeigte eine Puppe von P . Podalirius
mit noch gleichmässig blassen Vorderflügeln auf beiden Flügelflächen der Hinterflügel besonders hinten
stark und breit gesäumte weisskernige Marginalflecke, deren innerster schon vollkommen ausgebildet war,
während der im dritten Randfelde sich erst anlegte, der im zweiten noch fehlte. Dagegen war der sog.
„Prachtwinkel8 E im e r ’s bis zum inneren Rande des siebenten Randfeldes, also weiter als am vollkommenen
Thier entwickelt. Wie die Randmonde bildete auch das „Analauge“ einen weissen Kern mit
dunkler Fassung. Zugleich erkannte man von dem „Prachtbande“ 2) nur den ausserhalb der Zelle gelegenen
äusseren Grenzstreif, der noch keine fortlaufende Linie bildet, sondern durch die ungefärbten Rippen
durchschnitten ist, vom zweiten bis fünften Randfelde besonders der Unterseite.
Wir erhalten damit für die Zeichnung der Flügel eine Bestätigung der auGh von A. W e ism a n n
für die Entwickelung der Raupenzeichnung festgestellten Regel, dass neue Eigenschaften sich von hinten
nach vorn verbreiten, einer Regel, welche E im e r als „antero-posteriores Entwickelungsgesetz“ bezeichnet.
In einem weiter vorgerückten Stadium fand ich die Prachtbinde mit ihren Grenzstreifen auch in d e n
Randfeldern, in welchen sie dem F alter feh lt: hieraus erhellt, dass sie bei den Vorläufern der Art
gleichmässig entwickelt war. Ih r spätes Auftreten aber scheint dadurch zugleich bedingt zu sein, dass
sie sich so bald zurückbildet.
') Vergl. F. U re ch , Bestimmungen der successiven Gewichtsabnahme der Winterpuppe von P. brassicae etc.
(Zool. Anzeiger, XI, 1888, p. 205—212.)
*) Der etwas volle Ausdruck „Prachtband“ bezieht sich auf das von E im e r „Prachtbinde“ genannte, meist
vierfarbige, über die Flügelmitte verlaufende Band der Segelfalter, ein für diese Untergattung sehr char acteristisch es
Zeichnun gselement.
Leider fehlen bisher die ersten Entwickelungsstufen der Zeichnung au f den Vorderflügeln. Auf den
mir zur Verfügung stehenden Stadien treten bei P. Podalirius L. schon alle überhaupt vorkommenden dunklen
Bänder hervor, so auch regelmässig das fünfte Zell- und das Inframarginalband. Letzteres reicht bei einem
jüngeren Stadium über die Zelle hinaus und schliesst sich hinten derart an das Terminalband an , dass
-ihre Fortsetzung eine gemeinsam gebildete zu sein scheint. Alle Bänder legen sich, wie die Zeichnungen
der Hinterflügel, stets intercostal an. Besonders entstehen sie innerhalb der Einsenkungen des Flügels, so
in der taschenartigen Zellfalte der Vorderflügel viel früher als au f den exponirten Flügelstellen und
wachsen erst allmälig über letztere hinaus.
E i n t h e i l u n g s p r i n c i p i e n d e r P a p i l i o n i d e n .
Bei der Besprechung der Unterfamilien und einzelnen Gattungen der Papilioniden halte ich mich
an die durch das Geäder begründete Stufenreihe und beginne so mit der Gattung Papilio, welche über
400 Arten enthält, von denen mir leider fast vierzig vollkommen unbekannt geblieben sind, trotzdem ich
die grössten Sammlungen Deutschlands durcharbeitete.
In der Besprechung der Arten von Papilio halte ich mich an die durch die geographische Verbreitung
gegebenen Hauptgruppen, welche ich mit Benutzung der ausgezeichneten, auf Merkmale des Geäders etc.
gegründeten Monographie von C. und R. F e l d e r ') , die bisher noch unerreicht dasteht und erst neuerdings
von G o dm a n und S a l v i n 2) nach Verdienst gewürdigt wurde, nach ihrer Verwandtschaft in drei
hiermit zuerst begründete U ntergattungen Pharmacophagus%), Gosmodesmus4), Papilio s. str. zusammenfasse.
Dieselben characterisiren sich durch wenig auffällige Eigentümlichkeiten, welche aber bei den
meisten Arten mit Ausnahme einzelner mimetischer Formen, sich recht constant erhalten und so auch die
Einordnung neuer Formen gestatten. Hoffentlich dürfen wir von der Zukunft eine bessere Eintheilung
erwarten.
Die Untergattung der A r i s t o l o c h i e n f a l t e r , P h a rma c o p h a g u s , welche ich an die Spitze
von Papilio stelle, ist ausgezeichnet durch meist undeutlich geringelte, ganz allmälig verdickte Fühler,
durch meist rothe Färbung an Kopf, Bru st, Hals und Abdomen, die fast nur in der eigenartigen südamerikanischen
Philenor - Gruppe fehlt , durch die Verkürzung des achten Randfeldes der Hinterflügel,
in welchem- der Marginalmond mit dem Randsaum verschmilzt, durch die deutliche Entwickelung der
Analfalte, den Besitz von Dufteinrichtungen in den meist nach oben, selten nach unten (Priamus-Gruppe)
umgeschlagenen zwei letzten Randfeldern der Hinterflügel der Männchen. Das Analfeld ist wie bei den
Segelfaltern flach ausgebreitet und ebenso stark wie das Subanalfeld entwickelt. Die schwarzen, mit
rothen Fleischzapfen besetzten Raupen fressen Aristolochien; die Puppen sind dick und plump und tragen
auf dem Rücken sattelartige Höcker.
Die Untergattung der S e g e l f a l t e r , Go smo d e smu s , ist der vorigen näher als.de r folgenden
verwandt und kennzeichnet sich meist durch die kurze und breite ovale und oft platte Fühlerkeule, die
starke Behaarung der Stirn, die concave Disco cellulare im dritten Randfelde der Hinterflügel,, die oft in
') C. et R. F e ld e r , Species Lepidopt. I. Papilionidae. (Verk. zool.-bot. Ges. Wien, XIX, 1864, p. 289—378.)
*) Godman et S a lv in , Biolog. centrali-americ. Rhopaloc. 1889, p. 189 ff.
3) fpccQ'Ucacoi' = Gift, paystu = fressen, weil die Raupen Aristolochien fressen.
xöafioe = Schmuck, Band, wegen der typischen Entwickelung des „Prachtbandes“ für die Segelfalter
s. || angewandt.