Nach Oh. O b e r t h ü r ahmt die ganz stahlblaue Mimica lycoides Oberth. bis in Einzelheiten das
einfarbige Calopteron cyaneu/m Er. nach.
Ausserdem haben noch mehrere Arten von Pionia Walck. reine Lyons-Färbung. So besitzt
P. undulata Godm. et Salv. (Guatemala) ein mittleres und ein apicales braunschwarzes Band auf den
sonst gelbbraunen Vorderflügeln und erinnert an das gemeine Calopteron reticulatum L. Die seltene
Verf?igTioiXIII: 9 (Chiriqui) hat ebenfalls zwei gelbe Vorderflügelbinden, und der gelbe Kopf und Thorax
sind seitlich schwarz gerandet.
c. Anpassungen von Schmetterlingen an stechende Hymenopteren.
1. P a l a e o - u n d n e a r k t i s c h e Re g i o n .
Familie der Sphingiden.
Die Macroglossa-Arten mit glasigen, schmal gerandeten Flügeln muss man für mimetische An passungen
an Bombus-Arten halten. Denn sicher sind sie von Formen mit starker Beschuppung und
dunklen Flügeln abgeleitet, wie solche uns in M. stellatarum und M. croaüca und den meisten Arten verwandter
Gattungen vorliegen; auch kommen sie nur da vor, wo gleichzeitig Vertreter von Bombus leben.
Frisch ausgeschlüpfte Formen von M. fudformis L. besitzen noch zahlreiche zerstreute dunkle Schuppen,
welche so lose sitzen, dass sie bald grossentheils verloren gehen. In viel höherem Maasse als M. fu d -
formis erinnert M. bombyliformis F. mit stärker aufgehelltem Rande und grösserer Durchsichtigkeit der
bläulich schimmernden Flügel an Hummeln. Dazu kommt noch, dass der Körper sich verkürzte und auch
die Behaarung des Hinterleibes sich den Modellen anpasste, indem der schwarze Hinterleibsgürtel sich
verbreiterte und der hinter ihm gelegene Pelz eine median rostbraune, seitlich gelbliche Färbung entwickelte;
so erinnert der Schwärmer etwas an abgeriebene (also weibliche) Bombus silva nm F.
Nach gefälliger Mittheilung des Herrn Dr. M. P a b s t (Chemnitz) „schwirren diese Macroglossen
nur wie die grösseren Sphingiden, auch ist die Art des Fluges und der Nahrungseinsaugung mit dem
langen Rüssel vollkommen anders als bei den Hummeln.“ So wird ihnen ihre Aehnlichkeit hauptsächlich
wohl von Nutzen sein, wenn sie, wie Dr. P a b s t beobachtete, auf den Blüthenköpfen der Wiesenpflanzen
übernachten. Auch in Nordamerika kommen ähnliche Arten (M. difßuis Boisd. etc.) vor.
Familie der Sesiidae (Aegeriidae).
Alle unsere Sesien machen, sobald sie auf Blumen mit anthophilen Hymenopteren zusammen gefunden
werden, durch ihre unruhigen lebhaften Bewegungen und ihre Tracht den Eindruck der letzteren,
wenn auch der aufmerksame Beobachter sie schon auf einige Fuss Entfernung unterscheidet. Doch passirte
es mir selbst, trotzdem ich wusste, dass ich eine Sesie im Netz hatte, dass ich sie mit den kleinen Wespen
als solche durchgehen liess. Diese Aehnlichkeit mit stechenden Hymenopteren beruht besonders auf der
hellen, meist gelben Ringelung des Leibes und den meist glasigen Flügeln. Alle Sesien sind verhältniss-
mässig selten, am häufigsten noch die grösseren Trochilien, welche durch die gelben Nackenflecke und
Leibesringel an Arten von Vespa erinnern. So gleicht besonders TrocMlium sphedforme Esp. einer kleinen
V. crabro L. und Tr. apiforme L. einer Vespa media L. auch in Farbe und Form der Fühler und Beine.
Die Aehnlichkeit des fliegenden Tr. apiforme L. mit Vespiden wird noch dadurch verstärkt, dass
die unschädliche Sesie nach P a b s t auch „genau wie eine Hornisse brummt“, wenn sie um die Pappelstämme
herumfliegt.
Wie schon A. S e i t z hervorhob, copiren sämmtliche Sesien nur gut geschützte Insecten aus der
Wespenfamilie: so ähnelt nach ihm Sdapteron tabaniforme Rott. einem Odynerus, Sesia asiliformis Rott.
einer Cerceris e tc .!) Allerdings sind die Aehnlichkeiten mit bestimmten Arten nur gering, doch genügt die
eigenartige Tracht vollständig, um den Eindruck von Wespen überhaupt hervorzurufen, und damit sind
die seltenen Arten vor den Nachstellungen zahlreicher Feinde geschützt.
Auch in N o r d am e r i k a kommen ähnliche, oft noch stärker an Wespen erinnernde Arten vor.
So gleicht Trochilium polistiforme durchaus (Amer. Naturalist, LXIV, p. 600) dem gemeinen Polistes fuscus,
so dass „auch ein Vogel sich täuschen würde.“
2 . I n d i s c h - a u s t r a l i s c h e R e g i o n .
Familie der Sphingiden.
Obwohl bei der von Australien bis Natal verbreiteten häufigen Loplvura Hyas Bsd. die Vorderflügel
ganz schmal gerandet sind, gleicht doch diese Art in ihrer Leibesform mehr den verwandten dunkelgeflügelten
Formen. Immerhin wird auch ihr die geringe Hymenopteren-Aehnlichkeit von Nutzen gegen
gewisse Feinde sein; mehrmals fing ich sie in Bangkok an blühenden Bäumen in Gesellschaft mit einer
gelbgrünen, dichtbehaarten Xylocopa sp.
Familie der Sesiiden.
Unter den Sesien treffen wir schon entwickeltere Fälle mimetischer Anpassung. So besitzen die
Arten von Melittia Hb. weit abstehend beborstete, gespreizt getragene Hinterschenkel, so dass sie an die
mit Pollen beladenen Bürstensammler (Scopulipcäes)i eine Abtheilung der Bienen (Anthophila Latr.) erinnern,
welche vielleicht dieselben Blüthen besuchen.
Diese Aehnlichkeit mit stechenden Hymenopteren ist in dem schönen von P r y e r 2) entdeckten,
auch von Wa l l a c e in seinem „Darwinism“ abgebildeten Beispiel besonders hoch entwickelt, in welchem
Scoliomima insignis Pryer einer Scolie, der Triscolia patricialis Burm., in der auffallenden Färbung der
Flügel und des Leibes gleicht. Nach P r y e r sind beide auf sechs Fuss Entfernung nicht zu unterscheiden;
die Dolchwespe ist sehr gemein, dagegen fing P r y e r nur e i n e Sesie.
3. N e o t r o p i s c h e R e g i o n .
In dieser Region haben die Anpassungen von Schmetterlingen aus der Familie der Sesiiden, vor
Allem aber der Glaucopiden die weiteste Verbreitung und zugleich den höchsten Grad der Ausbildung erreicht.
So erinnert die grosse gelbgeringelte, nach Go dma n und S a l v i n sehr seltene Sesiide Spheda
Campioni (Guatemala) an Vespiden.
Noch viel wunderbarer aber sind die Anpassungen aus der Familie der Glaucopiden. Leider bin
ich für die meisten Parallelfälle nicht im Stande, die Namen der Modelle anzugeben; vielleicht wird sich
]j'. \i)^ Mehrere Arten (S. cynipifonnis, S. liylaeiformis) erinnern an Odynerus-'Fovmen.
*) H. P ry e r, On two remark, cases of niimicry froin Elopnra (Trans. Ent. Soc. 1885, p. 369—373, Taf. X).
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