zu diesen Angaben habe ich bei Scolopendra cingulata nur eine Kammer im letzten Körper-
segment aufgefunden. Dieselbe ist vermittelst Bindegewebsfasern am Hinterende des betreffenden
Segmentes befestigt und entsendet nur eine A rte rie , welche über dem Enddarm
nach hinten verläuft.
2) Die Zahl der Herzkammern beträgt nach N e w p o r t 22. Dies ist auch rich tig , wenn auf
das Endsegment zwei Kammern kommen, besitzt dasselbe jedoch nur eine — wie bei
Scolopendra cingulata -ipsslso kommt nur die Zahl 21 heraus.
3) Von der Dorsalseite des hinteren Theils jeder Kammer entspringt nach N e w p o r t ein Paar
Muskelbündel, welche sich im darauffolgenden Segment inseriren. Bei deri von mir untersuchten
Species ist das Herz nur vermittelst dünner Bindegewebsfasern an den Rückendecken
befestigt (Taf. V , Fig. 28). Dieselben sind allerdings da am mächtigsten entwickelt und
zeigen einen schrägen von vorn nach hinten gerichteten Verlauf, wo das Rückengefäss in
Folge der Hauteinstülpungen, welche zwischen je zwei Rückenplatten liegen, Knickungen nach
abwärts erfährt.
4) N e w p o r t meint, dass mit den Ostien zarte Venen in Verbindung stehen. Ich glaube, dass
diese Angabe ein thatsächlicher Irrthum von seiner Seite ist.
5) Die Hauptverzweigungen des viertletzten Paares der Seitenarterien des Rückengefässes sollen
zu den MalpighiVchen Gefässen gehen und an diese viele kleine Zweige abgeben. Obwohl
auch ich bei Scolopendra an dieselben hier und da Blutgefässe *) herantreten s a h , so habe
ich doch keinen derartigen Hauptstamm auffinden k ö n n en , der nach den Abbildungen von
N e w p o r t die Malpighi’schen Gefässe von ihrem Ursprung aus dem Enddarm an begleitet.
Nur einen dicken Tracheenstamm sah ich an ihnen verlaufen.
6) Bei Scolopendra alternans gehen von jedem Aortenbogen zwei Arterien ab. Die hintere von
diesen verläuft zu den Speicheldrüsen. Bei Scolopendra cingulata sah ich von jedem Aortenbogen
und zwar d a , wo er sich mit dem Supraneuralgefäss vereinigt, nur eine Arterie abgehen,
welche — wie bereits oben erwähnt — zu den Kieferfüssen geht (Taf. V, Fig. 32 amxp).
In dem Drüsencomplex von System III und IV der Kopfdrüsen von Scolopendra, welcher den
Speicheldrüsen N e w p o r t ’s und der alten Forscher entspricht, habe ich zwar auch Blut-
gefässe beobachtet, doch scheinen mir dieselben aus den Seitenarterien des Rückengefässes zu
stammen.
7) Die Kieferfussärterie soll einen Ast in den Kopf entsenden. Ich habe denselben nicht aufgefunden.
8) Nach N e w p o r t giebt die Kopfaorta zwei Paare feiner Seitenarterien a b , welche sich unter
der Speiseröhre zu einem Stamme vereinigen, der in • das Supraneuralgefäss übergeht. E r
nennt sie deshalb „secondary arches“ im Gegensatz zu den Hauptaortenbogen, welche im
Kieferfusssegment das Rücken- mit dem Bauchgefäss verbinden. Bei Scolopendra cingulata
liegen die Verhältnisse wie folgt:
Das Supraneuralgefäss erstreckt sich über die Einmündungsstelle der beiden Aortenbogen
hinaus noch weiter in den Kopf'hinein und th e ilt, sich etwa in der Mitte der Commissuren,
*) Dieselben sind nicht zu verwechseln mit dem bindegewebigen Balkenwerk, welches bereits oben bei den
Kopfdrüsen erwähnt wurde und das auch an den Malpighi’schen Gefässen zu beobachten ist.
welche das Unterschlundganglion mit dem Ganglion der Kieferfüsse verbinden, in zwei
Schenkel, welche sich bis über das erst genannte Ganglion verfolgen lassen. Was die Seitenzweige
der Kopfaorta betrifft, so vertheilen sich dieselben folgendermassen: Das erste
Arterienpaar entspringt aus ihr im Bereiche der zweiten Maxillen. Da, wo sich auf Querschnitten
die ersten Maxillefi zeigen, begegnet man einem zweiten Paar. Jede Arterie
dieses Paares verläuft anfangs eine Strecke weit nach vorn und unten und theilt sich dann
unter den Seitenlappen des Gehirns in zwei Schenkel. Von denselben richtet sich der eine
nach abwärts, während der andere an den Seiten des Gehirns weiter nach vorn verläuft
und schliesslich mit dem Antennennerven in die Antenne der betreffenden Seite eintritt. Vor
der Speiseröhre kommt die Kopfaorta eine Strecke weit mit zwei Muskelbündeln in eine
Höhle des oberen Schlundganglions (Taf. V, Fig. 36 gh) zu liegen, die dadurch gebildet wird,
dass die beiden hnteren Seitentheile desselben unterhalb der Aorta verschmelzen. Weiter nach
vorn theilt sich dann das Gehirn in zwei Lappen. Die Aorta wird in Folge dessen wieder frei
und liegt nun zwischen den zwei Gehirnlappen. Gleich nach ihrem Austritt aus der Gehirnhöhle
entsendet sie einen unpaaren Ast nach unten in die obere Schlunddrüsenmasse hinein
und ein Paar Aeste nach den Seiten. Schliesslich th e ilt sie sich in zwei Aeste, deren Verbindung
mit den Endzweigen des Supraneuralgefässes ich ebensowenig nachweisen konnte wie
einen Zusammenhang der letzteren mit irgend einem Paar der Seitenarterien der Kopfaorta.
9) Die Seitenarterien des Supraneuralgefässes sollen, nachdem sie Aeste an die vier Spinalnerven
abgegeben haben, wieder mit einem dünnen Endstück in dasselbe einmünden. Es würde sich
also auf jedem Ganglion ein Gefässbogen oder „vascular circle“ (nach N ew p o r t) befinden.
Ich war nicht im Stande, diesen Kreislauf auf der Oberfläche der Ganglien nachzuweisen.
10) Zwischen den bereits oben erwähnten hinteren Endschenkeln des Bauchgefässes soll noch ein
sehr feiner Medianast verlaufen. Ich habe denselben nicht auffinden können.
11) In der dorsalen Mittellinie des Herzens soll eine kleine Arterie verlaufen. N e w p o r t hat
, offenbar irrthümlicherweise den dorsalen Herznerv für eine Arterie angesehen (Taf. V,
Fig. 28 und 29 hn).
Zum Schlüsse will ich noch einige Punkte besprechen, die N e w p o r t entweder unberücksichtigt
gelassen oder ungenau dargestellt hat, und die keine Speciesunterschiede aufzuweisen scheinen.
1) Hierher gehört zunächst die Besprechung der sogen. Flügelmuskeln und ihrer Beziehung zu
dem Pericardium. N e w p o r t the ilt jeder Kammer zwei Gruppen von Muskelbündeln zu, von
denen die eine von der vorderen, die andere von der hinteren Hälfte derselben entspringt.
Präparirt man ein Rückengefäss heraus, so bemerkt man in der That an jeder Seite der
Herzkammern die beiden Gruppen von Flügelmuskeln, die an ihren Ursprungsstellen schmal
sind find nach dem Herzen zu divergiren, indem sich die anfangs einheitlichen Bündel in
mehrere Züge auflösen. Ausserdem constatirt man, dass sich die deutlich quergestreiften
Muskelbündel nicht direct an das Rückengefäss ansetzen, sondern dass sie in einiger Entfernung
von diesem in eine vielfach durchlöcherte Membran übergehen, die sie erst mit dem Herzen
in Verbindung setzt. Diese Membran ist weiter nichts als das bereits von N e w p o r t erwähnte
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