auch wieder weniger au sg ep rägt, als es in anderen F ällen zu sein pflegt. In Folge dessen bemerkt
man im voranscbreitenden Theile der Thiereben s te ts eine b re ite , h y a lin e Ectoplasmaschicht, in
welche sich das mehr körnige Entoplasma hineinwölbt. Dieses h a t fe rn e r einen gelblichen Schein,
welcher gewöhnlich von kleinen le ich t gelblichen Krümeln h e rrü h rt, die darin in reichlicher Menge
suspendirt sein können. Sie machen weniger einen körnigen als vielmehr einen flockigen Eindruck,
indem sie wenig glänzen und unregelmässig geformt sind. In einigen F ällen fehlten sie ganz und machten
ziemlich grossen s tä rk e r gelb gefärbten homogenen, aber trübeglänzenden Kugeln P la tz , die von v e rschiedener
G-rösse waren (Taf. Y II Fig. 20). Ih re Anzahl liess sich au f etwa 10 bis 15 im optischen
S ch n itt schätzen. Dazwischen Hessen sich sodann einige kleine starkglänzende Körnchen, wohl F e tt,
erkennen. Kleine Exemplare un serer Amöbe besassen n u r die e r s te re n , blassgelben Krümelkörner,
grosse die Kugeln. Zwischenformen waren dabei indessen nicht zu k o n s ta tiren , so dass es fraglich
bleibt, ob die le tz te ren aus den e rste ren h e r vor gehen.
D e r bisher geschilderte In h a lt des Entoplasmas is t meist dicht geh äu ft und lä ss t fü r andere
Bestandtheile wenig Raum. N ich t selten tre te n abe r noch vacuolenartige Flüssigkeitskugeln hinzu,
die zahlreich genug werden, um dem Plasma einen „schaumigen“ C h a rak te r zu verleihen. Sie en tha
lten eine matte, schwachviolette, seh r trü b e Substanz, so dass sie sich von dem umgebenden Plasma
lange n ich t so sch a rf unterscheiden, wie es sonst d e r F a ll is t. Ih re Anzahl en tsp rich t ungefähr derjenigen
d e r gelben K ugeln, ih re Grösse i s t dieselbe oder etwas geringer. Zusammen mit diesen sind
sie n ich t anzutreffen; abe r es is t durchaus n ich t unwahrscheinlich, dass sie sich in sie umwandeln.
Jedenfalls haben diese vacuoienartigen Räume m it den contractilen Vacuolen n ichts zu th u n , und eine
contractile Vacu ole feh lt h ie r ganz zweifellos, was zum Unterschied von der sp äte r zu besprechenden,
sonst ähnlichen F o rm besonders b eto n t sein möge (s. A . tentaculifera).
D e r Nueleus u n serer Amöbe is t wegen d e r Häufung des plasmatischen In h a lte s schwer sichtb
a r; besser is t es der Morulit-Nucleolus, d e r seines compacteren Gefüges und seines Lichtbrechungsvermögens
wegen sch ärfer h e rv o rtritt. Man erk en n t dann den K e rn als einen hellen Hof um ihn
herum und k an n schon darau s au f seine Blä schennatur schliessen, die übrigens k la re r w ird , wenn
man ein wenig Süsswasser zu dem P rä p a ra te fliessen lä sst. Es erfo lg t hierbei ein Z ustand der S ta rre
oder Lähmung, die n ich t n u r die Bewegungen des Thierchens hemmt, sondern auch die, Umrisse der
In h a ltsk ö rp e r sch ärfer h e r vor tre te n lässt.
Amoeba tentaculifera n. sp.
Abbild. Taf. VII. Fig. 21 bis 25 incl. Vergr. = ca. 1200 bis 1500.
E s möchte au f den e rsten Blick so scheinen, als wenn sich das uns h ie r beschäftigende Rhizopod
n u r wenig von der auch in Córdoba gefundenen A . actinophora, Auerbach (s. d. S. 89 fg., Taf. V III,
Fig. 19 u. 20) unterscheide. Ebenso liesse sich die von Auerbach*) fü r die le tz te re gegebene Beschreibung
vielleicht m it demselben Rechte h ie rh e r beziehen, so dass sowohl die A . actinophora wie auch unsere
A . tentaculifera und mögHcherweise noch A . tcntaculata, A. Gruber, sämmtlich au f das hinausliefe, was
jen er A u to r zusammenfasste. H a tte abe r schon A. Gruber**) berechtigten Anlass, seine Form als
eine selbständige abzutrennen, so werden w ir es auch m it d e r A . tentaculifera th u n müssen, obgleich
*) (Nr. 5.) L. Auerbach. Die Einhelligkeit der Amöben 1. c. S. 392 fg.
**) (Nr. 37.) A, Gruber 1, c. S. 460 fg.
es ja ohne Zweifel misslich is t, die A rten der Amöben wieder um eine neue zu bereichern. Es is t
abe r vor d e r Hand g a r n ich t abzusehen, wie man anders aus dem W irrs a l in der S y stem a tik der
amöbenartigen Formen herauskommen soll, als dass man sich vorläufig bemüht, nach Möglichkeit zu
s o n d e r n und b e s t im m t e r zu umschreiben. Rich tig e r wäre es vielleicht, in diesem Falle nicht
sofort von .einer species nova, sondern u n te r Umständen bloss von einer V a r i e t ä t oder von einer
neuen F o rm zu sprechen. Das W o rt „V a rie tä t“ d rü ck t jedoch zu sehr das Zusammengehörige aus,
als dass es h ie r anwendbar wäre, und der Begriff der „neuen F o rm “ is t in u n serer systematischen
Nomenklatur ungebräuchlich und fä llt gewöhnlich m it dem d e r „species novau zusammen. Wa s uns
nun bestimmt, die A . tentaculifera fü r sich zu behandeln, is t vor Allem der Umstand, dass sie uns
auch im en c y stirten Zustande vo rlag, so dass also die Annahme, sie sei n u r ein Entwicklungszustand
eines anderen Organismus, wenig Wahrscheinlichkeit fü r sich hat.
Die A. tentaculifera w a r in einer Anzahl von Exemplaren im J a n u a r ku rze Ze it hindurch in
einer Blumenpflanzeninfusion zu sehen, wo sie sich zwischen verwesenden Pflanzentheilen aufhielt,
ohne den Bodensatz zu .bevorzugen. Sie bewegten sich Ifmgsam, die Pseudopodienbüschel v o ran , vom
Fleck. Ih re Grösse blieb s te ts eine gerin g e, was am sichersten aus einer Messung e n c y s tirte r In d ividuen
hervorgeht. Diese h a tte n nämlich n u r ca. 14 bis 16 ¡j. im Durchmesser, während längliche,
amöboide Formen ca. 18 ¡x in der Länge und 10 ¡x in der Breite massen.
Die G e sta lt d e r A . tentaculifera is t ähnlich der A . actinophora, Auerbach. D e r eigentliche Körper
is t nämlich etwa kugelig, aber nicht so regelmässig wie bei dieser, sondern etwas höckerig und runzlig,
eine Erscheinung, die sich durch das wichtige Unterscheidungsmerkmal e rk lä rt, dass u n s e r e Amöbe
a l l s e i t i g Pseudopodien aussenden k ann, während w ir diese Gebilde bei unseren Exemplaren der A.
actinophora au f einen bestimmten Bez irk, eine Oeffnung, beschränkt sehen. Allerdings entwickelt die
A . tentaculifera m it Vorliebe n u r e i n g r ö s s e r e s Pseudopod resp. eine zusammenhängende Gruppe
von solchen; doch können auch an anderen Stellen Pseudopodien ausgestreckt werden, die schliesslich
dominiren, während die früheren sich zurückbilden. Es is t mithin ähnlich so, wie bei unserer A.
salinae D d. S. 97 %.), mit dem Unterschiede n ur, dass die Pseudopodien je tz t lappiger sind und nicht
so regelmässig cylindrisch, wie es bei d e r le tzteren A r t die Regel ist. Ih r Aussehen e rin n e rt infolge
dessen wieder mehr an A . actinophora, wo ja auch lappenartige Verbreiterungen zu sehen sind (cfr.
Taf. IX , Fig . 19, 20). Man kann somit ih re E n tsteh u n g so auffassen, dass an irgend einer Stelle ein
lappenförmiges Pseudopod herv o rwäch st, das nun seinerseits wieder ähnlich g e sta lte te Pseudopodien
entwickelt. Oft kann man auch mehr von einer Gabelung sprechen. E rin n e rt man sich fe rn e r daran,
dass dem Genus Amoeba von Rechtswegen u n v e r z w e i g t e resp. u n g e t h e i l t e Pseudopodien zukommen,
so w ird man finden, dass Formen wie A. actinophora, A . salinae und A. tentaculifera eine Gruppe, ein
Subgenus, fü r sich bilden, das einerseits zu den schalentragenden Formen, andererseits zu den Helio-
amöben hinüberleitet, bei denen ja das A u ftre ten irgendwie g eth eilter Pseudopodien eine regelmässige
Erscheinung ist.
Wie schon w eiter oben fü r unsere A. tentaculifera bemerkt wurde, unterscheidet sie sich von
A . actinophora dad u rch , dass sie auch an n ich t präformirten Stellen Pseudopodien h at. Dies r ü h r t
nun daher, dass s iek e in e schalenartige Hautschicht besitzt, sondern blpss einen membranartigen Ueber-
zug, d e r durch die Pseudopodien mit Le ichtigkeit überwunden werden k an n , ohne dass indessen eine
Durchbrechung stattfinde t. Man s ieh t dahe r den eigentlichen Körper sch arf umschrieben (k o n tu rirt),
die Pseudopodien hingegen bloss z a rt umgrenzt. (Taf. VII, Fig. 21, 22.)
Der plasmatische I n h a l t. unseres Thierchens is t .ebenfalls ein, ande re r als bei den zum Vergleich