nimmt das Ei in Folge seiner Lebensprozesse und nach den Gesetzen der Eudosmose aus seiner Umgebung
n u r Wasser au f und es wird durch dieses dann der dickliche Dotter in seinen einzelnen Körnern
aufgeschwellt, gleichsam n u r verdünnt. Oder es nimmt das Ei aus seiner Umgebung nicht bloss Wasser,
sondern auch einen formlosen organischen Stoff au f, der dann zur weitern Ausbildung des Embryos
verwendet wird. Wie es mir bedünlcen will, ist es wohl die letztere Ursache, welcher das Ei seine
allmähliche Vergrösserung verdankt, obwohl es mit der Mutter nicht in einer organischen Verbindung
s teh t, wie das E i der Säugethiere, sondern vielmehr ganz lose in der Bruthöhle liegen bleibt. Denn
erstens vergrössert sich der Embryo und mit ihm der Umfang des ganzeu Eies erst dann am meisten,
wenn der Dotter schon grossentheils verzehrt is t, wenn seine Körner schon am stärksten angeschwellt
sind, und wenn seine Abnahme schon langsamer erfolgt als früherhin. Die Beobachtung spricht aber
keineswegs dafür, dass je tzt die einzelnen, in der Entwickelung begriffenen Theile des Embryos besonders
nur durch Aufnahme von wässerigen Stoffen vergrössert werden, da ihre Substanz je tzt nicht weicher,
sondern gegentheils fester wird. Zweitens ist die Flüssigkeit, welche mit den Eiern in der Bruthöhle
vorgefunden w ird , nicht etwa blosses Wasser, sondern enthält, wie ich oft genug bemerkt habe,
organischen Stoff, namentlich Eiweiss, aufgelöst.“
Dass die Flüssigkeit, welche die Eier in d e r Bruthöhle umgiebt, in der Th a t nicht blosses
Wasser ist, davon kann man sich durch einen einfachen Versuch überzeugen.1) Entfernt man die frisch
gelegten Eier des Asellus aquaticus aus dem Brutraum und b ringt sie in Wasser, so beginnen sie sehr
bald zu quellen, das Chorion hebt sich weit vom Dotter a b ; die Eier entwickeln sich nicht weiter und
gehen sehr bald zu Grunde. Diese Beobachtung zeigt deutlich, dass das Fruchtwasser des Brutraumes
noch andere Bestandtheile enthalten muss als reines Wasser.
Dass dies Eiweissstoffe seien, schloss R a t h k e aus folgendem Versuch: E r legte trächtige
Weibchen von Asellus aquaticus, nachdem er sie sorgfältig abgetrocknet hatte, in eine kleine Quantität
von Weingeist oder Sublimatlösung und fand dann in der Regel, nachdem er in solcher Flüssigkeit
den Brutraum geöffnet h a tte , ein sehr schwaches und weissliches Gerinnsel mit dieser Flüssigkeit
vermischt.2)
Ich kann diese Beobachtung durchaus bestätigen und hinzufügen, dass dieselbe Reaktion bereits
e in tritt, ehe die Eier in den Brutraum abgelegt worden sind. Tödtet man ein solches Weibchen in
Alkohol und schlägt man die Brutlamellen auseinander, so erscheint die ganze Bruthöhlung mit einer
flockigen weissen Masse erfüllt, deren Quantität durchaus nicht so unbedeutend ist als R a t h k e angiebt.
Behandelt man ein trächtiges Weibchen in der gleichen Weise, so zeigt sich, dass die Embryonen
infolge der Alkoholwirkung zu einer einheitlichen zusammenhängenden Masse durch eben jene Substanz
verkittet worden sind.
Was kann diese Substanz anderes sein als eoagulirtes Eiweiss, welches dem Fruchtwasser des
Brutraumes vom Blute des Mutterthieres aus in gelöster Form beigemischt worden ist und aus derselben
Quelle fortwährend ergänzt wird ?
*) cf. We is man n , Beiträge zur Naturgeschichte der Daphniden. Z. f. w. Z.
2) v. Bene den theilt dieselbe Wahrnehmung mit. Recherches sur l’embryogénie des Crustacées. Bulletins
de l’acad. roy. d. sciences de Belgique, p. 63.
f 1 ™!’Cher ' ' f eiBe gescl'icht m a^er diese- Abscheidung nährender Bestandtheile aus dem
1 — BIU* “ D D hi" ci“ ? Oeffnungen, welche ans d e r Leibeshöhle in den Brutraum
m S B m B m , , <S wen« stens<J nicht nacl.gewicsen werden; auch scheint mir eine
H U H I H H l i d “ BrUStSe«mente ™ sie R a th wenig Wahrscheinlichkeit für sieh zu haben. k e * ) . annimmt, sehr
der B i M H HSD ™ FiS- I tt»d Fig. WM III,M sehen wir, dass die in
der Medmnhme des Rumpfes hmeiehende Ganglienkette mit der Hypodermis der Brustsegmente fest
verbunden ist. Zu beiden Seiten derselben verlaufen die breiten Längsmuskelzüge des Baucl.es, ebenfalls
fest an die Hypodermis sich anschmiegend. Es bleiben also nur schmale Lücken frei, durch welche
Blutstrom der Loibeshöhle mit der Bauchhaut in unmittelbare Berührung treten k ann, und es
euehtet cm , dass eme solche Organisation einer Diosmose in 'den Brutrauin hinein wenig günstig
sein muss. 6
iö m t e a m glauben, dass eine besonders Zartheit der Haut an dieser Stelle eine Blut-
diffusion befördere; indessen ist bei Asellus wenigsteftK'dimifienla hier nicht m e rk li& d ü n n e r als an denjenigen
Brusteegmenten, welche ausserhalb des Brutraums geleg&Jf sind. Ich will nicht unerwähnt lassen
die H ra tP“ & , w ip iS 'd e n Boden des-Brutraums bildet, in sofern
mocbficirt erscheint, als sie die mächtigen Chitmleisti» vermissen lässt, welche bei Männchen und nieht
r chbgen Weibchen in der c « tia« |§ d e r Brustsegmente auftreten. Jedoch glaube ich , dass d i e » Einrichtung
m erste r Linie den Zweck hat, die Embryonen vor. zu heftigem Druck und starker Reibung
m bewahren; andererseits ist die Haut auch hier keineswegs dünner a ffe tw a die Gelenkmembranen der
interen Brust- und Rückensegmente: und da an diesen Stellen kSiAe Diffusion stattfindet, wird sie auch
dort geleugnet werden müssen. Ueberhaupt hat die Annahme einer einfachen Diosmose des Blutes durch
die Korperwandungen etwas Missliches.
W i r w e r d e n d a h e r | | e r m n t h e n d ü r f e * , ä h n l i c h w f c b e i d e n D a p h n i d e n a u c h
h i-e r b e s o n d e r e a n a t o m i s c h e E i n r i c h t u n g e n v o r z u f i n d e n , w e lc h e u n t e r ei h ö h tem
D r u c k e i n e F i l t r a t i o n v | | B l u t b e s f a n d t h e i l e n in d e n B r uW a u m h i n e i n d e n k b a r
l e i n e n l a s s e n . E i n e s o l c h e E i n r i c h t u n g s e h e i c h b e i Asellus aquaticus in clem B a u
e r r u t l a m e l l e n . Derselbe ist bisher wenig beachtet worden; man begnügte sich, die Lamellen
a s chitinöse Schutzoigane der Brut zu betrachten, ohne indess ihrer feineren Struktur eine eingehende
Aufmersamkeit zu schenken.
Bereits m der Schilderung der Entstehung dieser Organe habe ich au f Eigenthümlichkeiten im
histologischen Bau derselben hingewiesen, welche mit fortschreitender Entwickelung immer s c h ä r f i zum
us lu ck kommen. Es zeigte sich, dass die beiden Hypodermisblätter, welche ursprünglich in einfacher
Lage die obere und untere Wand der Lamelle Von innen auskleiden, zu r Herstellung eines Systems
communieirender Höhlungen und Gänge Verwendung finden, in welchen vielfach verzweig# Blutbahnen
ihren Verlauf nehmen.
Die Flächenansicht einer frisch entfalteten Brutlamelle lässt bei mittlerer Vergrösserung diese
Struktur deutlich erkennen. (Taf. VII, Fig. 1). Sie zeigt uns das Bild zahlreicher unregelmässig um-
% S ä s . p . n;.