Die aus elf Segmenten bestehenden V o r d e r a 111 e n n e n reichen zurückgeschlagen noch nicht
bis zum Hinterrande des ersten Cephalothoraxsegments.x) Die relativen Längen der einzelnen Segmente
entsprechen denjenigen bei Cycl. bicolor (s. das. und Taf. VI, Fig. 13.)
Sämtliche A e s t e d e r S e h w im m f ü s s e „zeigen n u r zwei deutliche Glieder, indem eine 'Trennung
zwischen dem zweiten und dritten Gliede wenig oder gar nicht angedeutet ist.“ (H e ll e r .)
Das r u d im e n t ä r e F t i s s c h e n h a t genau den Bau wie dasjenige von Cycl. viridis (cf. Taf. V III,
Fig. 13.) Also: Das erste Segment ist sehr b re it und träg t an d e r Aussenecke eine lange Borste; das
zweite sehr schmale Glied ist an seinem apikalen Ende mit einer eben-solchen Borste besetzt, während
am Innenrande ein minutiöses Dörnchen2) entspringt.
Ueber den Bau des R ë c e p t a c u l u m s e m i n i s fehlt jed e Angabe.
„Die E i e r s ä c k c h e n schief nach aussen gerichtet.“ (H e l l e r .) — D a d a y dagegen: „Sa'cci^ovi-
feri oblongö-ovati, abdomen partim obtegentes.“ 3)
G r ö s s e : H è l l e r und R e h b e r g : 2,5 mm. D a d a y : 2,4—3 mm. R i c h a r d : Die Grosse
überschreitet 2 mm.
F ä r b u n g : „Körper licht, nach vorn gelblichgrün.“ (Heller.)4)
E r k e n ü u n g s m e r k m a l e : Von allen CycZops-Arten mit zweigliedrigem rudimentären Füsschen
ist diese Species leicht durch die Elfgliedrigkeit ihrer kurzen Vorderantennen zu unterscheiden.
V e r b r e i t u n g : In Deutschland ist der Cycl. Clausii bisher n u r durch P o p p e 5) in einem
Graben bei Bremen und durch R e h b e r g im Brackwasser bei Bremerhafen gefunden worden.
Ist Cyclops Clausii Heller eine selbständige Art oder nur eine Jugendform
einer solchen?
Schon einleitend habe ich ausgesprochen, dass ich geneigt b in , den ersten Teil der F rag e zu
verneinen und den zweiten zu bejahen. Veranlasst haben mich dazu die H e ll e r 's e h e n Angaben, besonders
seine Zeichnungen.
I 11 Fig . 1 bildet H e l l e r ein weibliches Tier ab, dessen Körper aus a c h t Abschnitten excl. der
F u rk a besteht. Beim vollkommen entwickelten Tiere sind abe r bekanntlich stets n e u n deutlich von
einander geschiedene Leibessegmente vorhanden. D e r f ü n f t e K ö r p e r a b s c h n i t t d e r H e l l er'seh en
Z e i c h n u n g h a t e i n e g a n z a b s o n d e r l i c h e u n d v o l l k o m m e n u n m ö g l i c h e F o rm . Wenn
derselbe zum Céphalothorax gehören soll, so hätte das Abdomen nur drei (statt vier) Segmente; oder
soll er zum Abdomen gehören, so bestände wieder der Céphalothorax aus nur vier (statt fünf) Ab-
*) Diese Längenangabe der ersten Antennen findet sich bei H e l l e r , R e h b e r g und R i c h a r d ; nu
D a d a y schreibt: „Antennae primi paris . . . . fere cephalothoracis segmentorum duorum anteriorum longitudine. ■
H e l l e r und R e h b e r g bezeichnen die ersten Antennen als „kräftig,“ D a d a y dagegen als „tenues .
2) Dieser Dorn ist nach der Zeichnung H e l l e r s ein einfacher Cbitinvorsprung ; W a l t e r dagegen sagt-,
dass seine aus Turkestan stammenden Exemplare an dieser Stelle nicht „bloss einen sehr kurzen Zahn, sondern einen
deutlichen Dorn“ trugen. — Wie p. 99 erwähnt, sind bei Cycl. viridi diese Verhältnisse die gleichen.
3) Welche von diesen beiden Angaben richtig ist, lässt sich natürlich nicht entscheiden, zumal da bei den
übrigen Autoren sich nichts hierüber findet.
4) Die übrigen Autoren erwähnen die Färbung nicht.
5) Nach R e h b e r g 1. c. — Obgleich P o p p e in seinen „Notizen z. Fauna“ die Umgebung von ^Bremen
mit berücksichtigt, erwähnt er die Anwesenheit der Cycl. Clausii daselbst nicht.
ßclmitten. Eher möglich wäre es, dass H e l l e r den oberen Teil des rätselhaften Abschnittes als zum
Céphalothorax und den unteren Teil desselben als zum Abdomen gehörig aufgefasst habe. Aber auch
dann wäre die Zeichnung noch vollständig falsch, denn die Breite des letzten Vorderleibsabschnittes ist
bei allen Cyclops-Arten stets geringer als die des vorletzten (während es nach der Figur H e l l e 'r s
gerade umgekehrt sein würde) und d e r zum Abdomen gehörige untere Abschnitt wäre für ein geschlechtsreifes
Weibchen viel zu kurz.
Ob H e l l e r beim Entwerfen der Fig. 1 ein vollkommen entwickeltes Tier oder nur eine Jugend-
forra Vorgelegen h a t, ist nicht zu erkennen: d i e Z e i c h n u n g i s t f ü r b e i d e F ä l l e g r u n d f
a l s c h , sie verwirrt eher, als dass sie imstande wäre, die mangelhafte Diagnose aufzuklären.
F ü r die H e l l e r 's e h e Fig. 2 ist dagegen mit Sicherheit zu sagen, d a s s s i e n a c h e i n e r
J u g e n d f o rm g e z e i c h n e t i s t . Es geht dies aus den Längenverhältnissen der vier Segmente deutlich
hervor. Während bei einem geschlechtsreifen Weibchen bekanntlich das erste Segment des Abdomens
den drei folgenden zusammengenommen an Länge gleich, oder fast gleichkommt, ist hier das
erste Segment noch ein wenig kürzer wie jedes der drei folgenden ! Nach dem Stadium, in welchem
H e l l e r das Tier gezeichnet hat, tritt erst noch durch Spaltung ein weiteres Hinterleibssegment au f, so
dass sich die Anzahl derselben schliesslich a u f fünf beläuft Während beim Männchen alle Segmente
selbständig bleiben, verschmelzen beim Weibchen die beiden vorderen zu dem grossen Geschlechtsabschnitte,
in welchem das Receptaculum seminis zur Entwicklung gelangt.
In demselben Masse, wie diese F ig u r aller weiblichen Charaktere entbehrt, in demselben entbehrt
sie auch aller männlichen. Denn sollte sich die Zeichnung wirklich au f ein Männchen beziehen, dann
müsste das Abdomen fünfgliederig (excl. der Furka), und die Spermatophorenkapseln müssten doch
wenigstens angedeutet sein.
E s s t e l l t d i e s e F i g u r e b e n w e d e r m ä n n l i c h e n o c h w e i b l i c h e V e r h ä l t n i s s e d a r
s o n d e r n d i e e i n e r J u g e n d f o rm u n d z w a r d i e v o n C y c l. v i r i d i s im S t a d i u m d e r e l f -
g l i e d r i g e n V o r d e r a n t e n n e n . Und zwar passen alle Angaben der H e l l e r ’schen Diagnose —
mit einer einzigen, später noch zu erwähnenden Ausnahme -— au f diese Jugendform von Cycl. viridis. 1)
Nämlich :
1. Die ersten Antennen von Cycl. Clausii zeigen dieselben Segmentationsverhältnisse wie die
des erwähnten Jugendstadiums von Cycl. viridis. Diesem Umstande d a rf allerdings kein
besonderes Gewicht beigemessen werden, denn es ist bereits erwähnt, dass zwischen der
ontogenetischen und phylogenetischen Antennenentwicklung ein strenger Parallelismus besteht.
Ebenso g u t, wie es einige vollkommen sichere Arten mit elfgliederigen Antennen
giebt, ebenso g u t könnten auch noch bei einer weiteren Art (Cycl. Clausii) Vorderantennen
auf treten, welche aus elf Segmenten bestehen.
2. Bei der erwähnten Jugendform von Cycl. viridis sind wie beim Cycl. Clausii die Hinterränder
der drei letzten Cephalothoraxsegmente ausgezackt (gezähnelt). Diese Zähnelung
ist beim geschlechtlich entwickelten Cycl. viridis nicht mehr vorhanden.
*) R ic h a r d (Recherch. sur les Copép) sagt über den Cycl. Clausii (den er — wie angeführt — nach
R eh b e rg s Vorgänge irrtümlich mit dem Cycl. omatus Po g g e n p o l identifiziert): „Ce Cyclops ressemble beaucoup
k un Cycl. viridis qui serait arrêté dans le développement de ses antennes et de ces pattes natatoires.“