
manchen Cethosienwcibchen') vorliogt, doch ist die Verdunkelung wie bei dem Modell auf die Spitze des
Vorderflügels beschränkt, besondere Anpassungsmittel aber kaum entwickelt.
Bei der Satyride Elymnnias undularis Dru. sind die vier weissen Aussenrandtüpfel auf den Hinterflügeln
der an Dan. Genuüa Cr. angepassten weiblichen Yarietät Protogenia F. als Fortsetzung der noch
bei der Gattung Gorades deutlichen Vorderflügelbinde wohl ebenfalls ein Product des Rückschlages, das
in den Dienst der Anpassung getreten ist. Dagegen ist die eigenartige fuchsrothe Farbe der Flügelmitte,
welche durch den schwarzen Innenrandsstreif der Vorderflügel getrennt wird, nebst der leuchtend weissen
Farbe der Submarginalbinde der Vorderflügel in schwarzem Felde nur als secundäre Färbungsanpassung
an die rothbraunen Danaer der Untergattung Anosicc anzusehen.
In der That sind nun diejenigen Umbildungserscheinungen, welche wir als secundäre Färbungsanpassung
bezeichneten, zumal sie meist auf der bei Tagfaltern im Allgemeinen stärker variirenden Oberseite
der Flügel auftreten, in viel höherem Grade specieller Anpassung fähig als die relativ beständigeren
durch Rückschlag entstandenen Zeichnungselemente.
In Folge der entsprechend wechselnden Färbung der speciellen Modelle passten sich denn auch die
Weibchen der verschiedenen Lokalformen von El. undularis auf Java nach A. S e i t z dem dort häufigen
Dan. Melanippus Cr., in Burma dem Dan. Hegesippus Cr. an. Die L e b e n s w e i s e der mimetischen
Weibchen unterscheidet sich nun dadurch von der der Männchen, dass sie sich weniger an offenen Wegen,
als an freien bebuschten Plätzen aufhalten, auf denen zahlreiche Danaer fliegen, und sich bei Verfolgung
in ein Gebüsch schlagen, in dem die ausgebildete Schutzfärbung der Unterseite sie einem trockenen Blatte
gleichen lässt. Ihre Aehnlichkeit im Fluge mit den Modellen ist so täuschend, dass ich sie erst allmählig
unter den Danaern herausfinden lernte.
Im März dieses Jahres erbeutete ich am Kau Sabab bei Chantaboon (Siam) auch die zuerst von
L. de N i c e v i l l e aus Burma erwähnte Varietät des Undularis-Weibchens mit weisslich aufgehellten Hinterflügeln,
welche wir als v. Hegesippoides bezeichnen können. Zugleich beobachtete ich, dass am selben
Orte eigenthümlicherweise die sonst, in Siam seltenere var. Hegesippus Cr. des Dan. Genuüa Cr., die sich
ebenfalls durch kreideweiss aufgehellte Hinterflügel auszeichnet, viel häufiger war, als die braunflüglige
Form. Ausserdem fiel mir auf, dass die Undularis-Weibchen am Kau Sabab im Verhältnis- zu den vielen
meist paarweise herumspielenden Männchen bedeutend seltener waren, als ich das sonst beobachtete.
Aus den vielen polymorphen Papilio-Arten, wegen deren ich auf Th eil I, S. 4 L —51 verweise,
greife ich als am leichtesten zugängliche Art den Pap. Pammon L. heraus. Wie sich das noch an den
heute erhaltenen Formen stufenweise verfolgen lässt, schliessen sich an die kaum vom Männchen abweichenden
Varietäten mit nur schwächer verdunkelter Deckfärbung der Flügel andere Formen mit all-
mälig zunehmender Aufhellung der Hinterflügel an, bei denen die Randmonde der Unterseite orangeroth
auch auf die Oberseite „durchtreten.“ Endlich tritt durch weiteren Rückschlag auf den Hinterflügeln noch
ein Innenrest der sonst nur bei ursprünglicheren Formen der Rinnenfalter vorkommenden weissen Mittel*)
Erwähnen will ich hier, dass das Männchen von Cethosia Cyane Dru. eine grössere Ms auf die Lcibesfarbe ausgedehnte
Aehnlichkeit mit Dan. Chrysippus hat, als das abweichende schwarz weissliehe Weibchen. Es ist dies der einzige mir bekannte
Fall, in dem das Männchen .einer übrigens wohl selbst immunen Art einer mit ihm zusammen vorkommenden ebenfalls widrigen
Form ähnlicher ist als das Weibchen. Wir dürfen hier natürlich nur an eine selbstständig entwickelte Gönvergenz denken, da
die fuchsrothe Färbung für so viele Männchen der Aryynnis-Gruppe charakteristisch ist.
binde auf und so entsteht die Form Polytes L., die zugleich eine Nachahmung von Ph. aristolochiae F.
darstellt. Als reine Färbungsanpassung haben wir dagegen z. B. die secundäre Verdunkelung der Hinterflügel
bei der var. Domulus anzusehen, deren Modell der Ph. Héctor L. ist, während das Auftreten der
hellen Vorderflügelbinde wiederum als in den Dienst der Anpassung tretende Rückschlagserscheinung zu
deuten wäre.
Wie die El/ymnias-kxt kommt auch der P. Pammon in Siam nur in der mimetischen bedeutend
selteneren Weibchenform var. Polytes L. vor, welche sich im Fluge von ihrem Modell, P. (Pharm.) ari-
stolochiae var. Diphilus Esp., mit dem sie besonders häufig an Leguminosenblüthen (Gaesalpinia pidcherrima)
zusammen getroffen wird, nur durch die schwarze Leibesfarbe und das bei Verfolgung flüchtigere Benehmen
unterscheiden lässt. Auf Singapur dagegen findet man in ungefähr gleicher Zahl männchenfärbige
und Weibchen der Polytes-Form, obwohl der Aristolochienfalter fehlt. Es wäre der Mühe werth festzustellen,
ob die unstreitig eingew'anderte mimetische Form allmählig dort aussterben wird. — In grösseren
Höhen des Himalaya, wo der Aristolochienfalter wohl fehlen dürfte, kommt ebenfalls nur die männchenfärbige
ursprüngliche Form vor, während die Weibchen in den heissen Thälern derselben Gegend im Kleide des
Aristolöchienfalters erscheinen, der wahrscheinlich selbst nur selten über 4000 Fuss hinausgeht. Leider
fehlen bei dieser Notiz J. H. H o o k i n g ’s, welche D i s t a n t 1) als Beweis, dass die „Variation somewhat
of a seasonal nature“ ist, mitgetheilt hat, die Angaben über das Modell.
Es wäre nun sehr interessant, die mimetischen und die nicht mimetischen Weibchen darauf hin
zu untersuchen, ob erstere nicht vielleicht eine geringere Anzahl von reifen 2) Eiern oder von Eikeimen
überhaupt enthalten. Die von mir untersuchten Pammon-Weibchen in Bangkok, ebenso die von Elymnias
undularis hatten von letzteren stets nur 20—30, so dass schon die geringe Fruchtbarkeit der Art eine
grössere Sicherheit des befruchteten Weibchens bedingen muss.
Dass aber in der That die Verbreitung der widrigen Modelle die Anpassung der mimetischen
Weibchen bestimmt, indem zugleich Rückschlags- mit Anpassungserscheinungen vereinigt werden können,
sehen wir am schönsten bei P. Merope L.
Ein Vergleich der auf Taf. I , Fig. lf|p3 abgebildeten weiblichen Formen der subsp. Anünorii
Oberth. zeigt uns eine „bis auf den Tüpfel“ vollkommene Uebereinstimmung der Zeichnung bei beiden so
durchaus verschieden gefärbten abweichenden Weibchen (Fig. 2 und 3). Diese Zeichnung unterscheidet
sich von der des männchenfärbigen Weibchens (Fig. 1) vor allem durch grössere Regelmässigkeit und erinnert,
mehr noch als an die der madagassischen subsp. Meriones, von der sich subsp. Anünorii durch
stärkere distale Aufhellung und Erlöschen der dunklen Bänder entfernt, an den Stammformen der Merope-Gr.
nahestehende Arten, wie P. var. Thersander F., die ursprüngliche, an die monomorphe Gonstantinus-Gruppe
erinnernde Weibchenform von P. Phorcas F. So nehme ich an, dass Formen wie die abessynischen var.
niavina Kheil und var. mspinae Kheil entstanden, indem Weibchen von dem Typus der Fig. 1 zuerst nur
in der Zeichnung auf die den mimetischen Varietäten gemeinsame Urform der letzteren zurückschlugen
und dass die gelbgefärbten Formen unter ihnen im Kampfe um die Existenz wohl ausstarben, während die
unter afrikanischer Sonne zuerst wohl weniger auffällig, dann intensiver weiss (var. Niavina) oder ziegel-
') W. L. D is ta n t, Rliopalocera Malayana, London 1882—86, p. 349.
2) In diesem Falle, d. li. wenn die Eiablage nur langsam und allmählig vor sich geht, würde die mimetischo Anpassung
besonders die lä n g e re Sicherheit vor Feinden bewirken.