Es giebt abe r ohne Zweifel noch Formen, welche zw a r m it jener Vampyrella grosse Aehnliclikeit haben,
in wesentlichen P u n k ten indessen davon abweichen. Diese möchte ich nun u n te r dem Genus Vampyrina
zusammenfassen, fü r welches festzuhalten ist, dass, wie bei Vampyrella die beiden Plasmaschichten
wohl geschieden sind, während die Pseudopodien k rä ftig e r aussehen und sich auch gabeln. Hierh er
d ü rfte z. B. die von Möbius*) beschriebene Vampyrella pallida zu rechnen sein.
Die Vampyrina baetschlii t r a f ich zu mehreren Exemplaren während des J a n u a r freischwimmend
im Teichwasser an. Ih r e Grösse, die Pseudopodien abgerechnet, b e trü g n ich t mehr als ca. 10—12 jx
im Durchmesser; jene indessen konnten mehr als doppelt so lan g werden.
Wa s bei diesem Organismus am meisten in die Augen fä llt, is t, wie schon angedeutet, die
scharfe Scheidung des Ecto- vom Entoplasma. Dieses le tz te re ste llt, grad e so wie es Möbius von seiner
V. pallida angiebt, eine regelmässige K u g e l d a r , welche, wie es scheint, kaum irgendwie oder zu
irgend einer Ze it v e rän d e rt wird. E s is t s tä rk e r lichtbrechend als das Ectoplasma und von diesem
mitte ls einer deutlichen Linie geschieden. F e rn e r is t es ziemlich dicht mit kleinen gelben Kugelkrümeln
an g e fü llt, welche durch ih ren Glanz noch einen schärferen Unterschied vom Ectoplasma bedingen,
d a s ausserdem niemals g e fä rb t is t. Mehr im Centrum des Entoplasmas liegen fe rn e r noch
einige ziemlich grosse C ry s ta llp lä ttc h e n , welche hinsichtlich ih re r F a rb e m it den gelben Krümeln
übereinstimmen.
Ob ein K e rn vorhanden, vermag ich nich t anzugeben. Sein Fehlen würde uns indessen nicht
allzusehr verwu n d ern , wenn es wirklich v am p y re lia a rtig e Formen ohne K e rn giebt, wie behauptet
wird. Möbius fand übrigens bei seiner V. pallida einen „ tin g irb a ren “ Kern, und auch die gleichfalls
h ie r zu nennende identische F o rm b esitz t einen solchen (s. d.).
Von W ich tig k eit is t fe rn e r die k o n tra k tile Vacuole, welche ebenfalls dem Entoplasma eigen ist.
Sie h a t die bekannte leichtviolette F arb e, e rre ich t eine be trä ch tlich e Grösse und p u ls irt langsam, aber
ganz unverkennbar. H ierm it w ä re sodann ein w e ite re r Gegensatz zu dem Genus Vampyrella gegeben,
wo nach Biitschli „k o n trak tile Vacuolen, soweit b ek an n t,“ fehlen.
G eh ö rt die Vacuole auch dem Entoplasma an, so wird ih r In h a lt doch nach aussen h in en tle
e rt, zu welchem Zweck sie allmählich ganz an die Grenze jen er Plasmamasse rü ck t, und zw a r an
eine Stelle, wo das Ectoplasma bloss eine seh r dünne Lage bildet. Dies is t, wie noch zu zeigen, etwa
in der Mitte zwischen zwei Pseudopodien der Fa ll. Vacuolen an d e re r A r t fehlten endlich völlig.
Im Gegensatz zum Entoplasma s te llt das Ectoplasma eine völlig hy alin e, schwach glänzende
Substanz d ar. E s überzieht das e rs te re in einer dünnen Schicht und sendet allseitig k rä ftig e Strah len
aus, die m it b re ite r, etwa dreieckiger Basis au stre ten , so dass das Ectoplasma eine etwa sternförmige
G e s ta lt annimmt. E s springen also, und das is t wohl zu beachten, diese Strah len n ic h t etwa un v
e rm itte lt aus dem Plasma hervor. I s t ih re Anfangsdicke ferner n ich t unbeträchtlich, so verjüngen
sie sich doch seh r rasch und enden m it einer feinen Spitze, ganz so wie es bei den Helioamoében üblich
is t, wesshalb w ir das Genus Vampyrina diesem zurechnen und nich t etwa den Heliozoen, da die
b ek an n ten , den le tz te ren eigenthiimlichen Körnchen in unserem F a lle vermisst werden. Einige der
S trah len der V baetschlii sind fe rn e r einfach, andere einmal, jedoch wie es scheint, n ich t ö fte r dicho-
tomisch und zw a r u n te r einem spitzen Winkel gegabelt. Wie die Dicke, so kann auch die Länge der
S trah len v ariiren . Ih re Bewegungen endlich geschehen langsam abe r deutlich pendelnd und ta stend.
*) (No. 6.) C. Möbius. Rhizopod. d. Kiel. Bucht 1. c. S. 10 und 11.
Vampyrina pal 1 ida Möb.
(No, 6). Vampyrella pallida Möb.
Abbild. Taf. IX. Fig. 1. Vergr. = ca. 900.
Es d ü rfte wohl ric h tig sein, den h ie r folgenden Organismus mit demjenigeil! zu identificiren,
den C. Möbius*) als Vampyrella pallida beschrieben h atte . Von der Aufstellung einer neuen Species
möchte ich schon deswegen absehen, als ich leider n u r Gelegenheit h a tte , ein einziges Individuum zu
beobachten, das im F e b ru a r in meinem Teichwasseraquarium lebte. Dagegen möchte es wohl angeb
rach t erscheinen, diese A r t von dem Genus Vampyrella abzuzweigen und dem Genus Vampyrina
u n te rzu o rd n en , hauptsächlich d e r k rä ftig en , verzweigten Strah len wegen. Die V pallida verdient
ih ren Namen mit Recht, denn sie resp. ih r Ectoplasma is t sehr blass und wegen des geringen L ich tbrechungsvermögens
n u r wenig von der Umgebung zu unterscheiden. Das Entoplasma sah ich in Ges
ta l t einer reg elrech ten Kugel, von stärk e rem Brechungsvermögen. Sie enthielt einige grössere und
kleinere grüne F remdkörpe r sowie zahlreiche kleine, aber gleichmässig grosse und ungefärbte Kügelchen,
die wohl f e tta rtig e r N a tu r sein dürften. F e rn e r waren noch eine Anzahl trübe, graue Kugeln v o rhanden,
sowie endlich ein im Entoplasma peripherisch liegender Kern in G e sta lt eines Bläschens mit
kleinem Morulit. Contraktile oder andere Vacuolen resp. vakuolenartige Räume wurden hingegen
gänzlich vermisst, ebenso auch sonstige Körner und ähnliche Einschlüsse.
W ie bei ähnlichen Formen, so umgiebt auch h ie r das ganz k la re, h y a lin e und körnchenfreie
Ectoplasma den Innenkörper in Form einer dünnen Schicht, die ganz ungleichmässig aussieht, je nach
d e r Anordnung d e r Pseudopodien. Diese sind bald k rä ftig e r, bald schlanker und strah len bald allseitig
aus, bald mehr nach einer bestimmten Richtung hin, die der Rich tu n g d e r Vorwärtsbewegung
entspricht, welch’ le tz te re langsam v o r sich geht. Der Habitus der S trah len ist-so , wie Möbius sie
beschreibt und wie w ir sie auch bei V baetschlii an trafen ; n u r sind sie h ie r reicher entwickelt und
ö fte r verzweigt und zwar n ich t u n te r einem so spitzen Winkel, wie es bei der letzteren A r t zu sein
pflegt. Eine Uebereinstimmung b esteht indessen darin, dass die Strah len auch h ie r nicht u nmitte lbar
von dem kugeligen Körper abspringen, sondern b re it entfliessen, um sich dann schnell zu verjüngen.
Oft tre te n sie p a a rig aus und dann annähernd parallel, oft einzeln. Ih r e Verzweigung scheint dann
immer e rs t mehr nach der Spitze zu zu geschehen. Da sie endlich s p i t z enden u n d k e i n e
K ö r n c h e n führen, so w ird auch dadurch eine Zugehörigkeit dieses Organismus zu den Helioamoeben
demonstrirt. Das Strahlenplasma is t fe rn e r viel weniger glänzend als es bei den Heliozoen zu sein
pflegt, wie auch d e r bei diesen so ty p isch e Achsenstrahl in unserem Fa lle gänzlich fehlt.
Die Grösse der von mir gesehenen V pallida b etru g — die Pseudopodien ungerechnet —
ca. 30 p im Durchmesser, während die le tzteren etwa doppelt so lang oder noch län g er werden konnten.
Wegen ih re r reichen Verästelung gaben sie dem ganzen Organismus ein reizvolles Aussehen, doch
wurden sie e rs t bei scharfer Einstellung g u t sichtbar.
Nuclearia Simplex Cienk.
Abbild. Taf. 10. Fig. 8; Vergr. ca 800.
In dem Wasser, welches dem Beh ä lte r au f dem Akademiedache zu Córdoba entnommen war,
fand ich eine grössere A n zah l von Helioamoebm, welche n u r einen K e rn besassen und auch sonst keine
*) (No. ß.) C. Möbius. .Rhizopod. d. Kieler Bucht. 1. e. S. 10 ü.. 11. Taf. 5, Fig. 1—-12 b.