der wichtigsten systematischen Charaktere. Da es ohne die P r a t z ’sehen Abbildungen absolut unmöglich
ist, sich auch n u r ein ungefähres Bild von den thatsächlichen Verhältnissen machen zu können, so
füge ich hier die drei bezüglichen Figuren in genauer Copie bei. Le ider ist ein solches Verfahren für
alle Abbildungen nicht angängig. Wohl aber sollen die Diagnosen wörtlich abgedruckt werden, und zwar
schon aus dem Grunde, um der ausserordentlich schweren Zugänglichkeit der uns hier interessierenden
Arbeit wegen mein Urteil über die drei Arten nicht unkontrollierbar zu machen.
Copien der drei P r a tz ’schen Figuren -29, 36 und 42: Ein rudimentäres Fässchen von Cycl. coecus (Fig. 1), Oyd.
(Fig.’ 2) und Cycl. serratus (Fig. 3). a „äusseres Gliedes“, b. „inneres Glied“.
Schon ein einziger Blick au f diese Copien lässt erkennen:
1. Dass P r a t z die Organisation des rudimentären Füsschens vollkommen falsch aufgefasst
hat, und
2. dass w ir'e s hier mit Extremitäten zu thun haben, welche nach dem Typus des entsprechenden
Fusspaares bei Cycl. strenuus und seiner Verwandten gebaut sind. Di<e d r e i .
M ü n c h e n e r B r u n n e n - (7ope_porZea g e h ö r e n a l s o z u d e r e r s t e n H a u p t a b t e i l u n g
d e r C y c l o p id e n . (cf. p. 36.)
P r a t z glaubt, dass die mit einer Fiederborste bewehrte äussere P artie des ersten Segmentsein
selbständiges Glied repräsentiere, das er als „äusseres“ (Cycl. coecus) oder als „erstes“ -(Cycl. serratus)
bezeichnet. Den Hauptteil des ersten Segments (bei Cycl. coecus und serratus) d en k t e r sich als gemeinsames
Basale, das nach aussen das erwähnte „äussere“ oder „erste“', nach innen das „innere'L(C|/gL
coecus) oder „zweite“ Glied (Cycl. serratus) trä g t; oder mit anderen Worten: e r m e i n t , d a s s b e i d i e s e n
b e i d e n A r t e n d a s r u d im e n t ä r e F ü s s c h e n e i n v o l l k o m m e n t y p i s c h e r S p a l t f u s s m i t
e in em B a s a l s e g m e n t e u n d z w e i e i n g l i e d e r i g e n A e s t e n s e i ! Dass eine solche Organisation
der rudimentären Füsschen n u r in der Phantasie von P r a t z existiert, ist selbstverständlich: bei
keiner Cyclops- A rt ist eine derartige Bildung dieses Extremitätenpaares zu fin d en !
Bei Cycl. subterraneus. bei dem die äussere Partie des ersten Segments nicht besonders entwickelt
is t, ist nach der Meinung von P r a t z das „äussere“ Glied nicht zur Ausbildung gekommen:
.„vor dem Ansätze des (einzigen, „inneren“ ) • Gliedes befindet sich an Stelle eines zweiten Gliedes bloss
■eine einfache, lange Borste.“ Darum, ist auch diese Zeichnung (Fig. 2) noch die relativ richtigste.
(Ueber minderwertige Ungenauigkeiten s. bei der Beurteilung dieser Art.)
Dass P r a t z den Bau des Receptaculum seminis nicht berücksichtigt hat, erschwert die Beurteilung
seiner Arten ausserordentlich, kann ihm aber nicht zum Vorwurfe gemacht werden; denn in vorliegender
Arbeit ist ja zuerst versucht, nachzuweisen, dass der Bau dieses Organs als das wichtigste
..systematische Merkmal angesehen werden muss.
1. Cyclops coecus Pratz.
„Grosse Antennen elfgliedrig.
Diese wohl kleinste aller bis jetzt bekannten Formen kommt ziemlich häutig vor. Dieselbe¿^sst vom
'Kopfe bis zum Ende der langen Ruderborste 0,7—0*9 mm. Der Körper ist langgestreckt; das ('i-ste Segment helm-
förmig, etwas länger als breit. Die übrigen vier Segmente sind nahezu so lang als das erste, an Breite regelmässig
abnehmend. Das Abdomen ohne Furka hat die Länge der vier letzten Körpersegmeute. Die Furka ist gestreckt,
die an ihr befestigten Ruderborsten1) lang und schwach gefiedert. > Die zwei unteren Seitenborsten2) kurz
und ungefiedert. Die über diesen stehende Borste3) lang und sehr biegsam. Die in der Mitte der Furka stehende
Borste4) kurz. Die Furka ist etwa vier mal länger als breit und kommt an Länge nahezu den drei letzten Segmenten
des Abdomens gleich. Vor dem Ansätze der Furka am letzten Abdomensegmente steht jederseits eine Reihe
feiner Haare. Solche'finden sich ebenfalls an den unteren Teilen der Segmente f, g, h.5|^D ie Gestalt der einzelnen
Körpersegmente wird durch die Figur am besten verdeutlicht. Die obere Antenne besteht aus elf Gliedern, von
-denen, wie es bei dieser Zahl immer der Fall ist, das dritte und siebente Glied die längsten sind. Die oberen
Antennen reichen, an den Körper gelegt, bis zürn dritten Segmente. Das dritte und siebente Glied tragen an ihrer
oberen Seite zwei Borsten, eine kürzere, hintere und eine längere, nach vorn gestellte. In der Mitte des dritten
Gliedes steht eine krumme, nach oben gerichtete und nach hinten umgebogene Borste. Das zweite (untere) Antennenpaar
ist vierglied-rig, die Glieder von ziemlich gleicher Länge,. Das erste Glied trägt nach unten zwei lange,
nach oben, an seinem Ende, eine kurze Borste, das zweite Glied eine kurze Borste nach unten. Das dritte Glied
hat nach oben an seinem Ende eine kurze und eine lange, an der unteren Seite sechs bis acht nebeneinanderstehende
Boisten. Das vierte: Glied ist an seinem Ende wie immer mit mehreren langen Borsten besetzt. Die drei
äusseren Glieder des vierten Fusspaares sind bedeutend kleiner als die drei inneren. Die nach aussen stehenden
Borsten der beiden letzten Glieder schwach gefiedert; ebenso die untere äussere Borste des Gliedes a/6.) Die rudimentären
Fusspaare (Füsse des fünften Paares) zweigliederig. Das äussere Glied derselben sehr klein und in einen
langen Dorn auslaufend. Das innere Glied etwa drei mal so lang und zwei mal so breit als das vorige, mit zwei
nach aussen stehenden Stacheln versehen. Die Eier, von grauer oder grünlich-grauer' Farbe, hängen über das
Abdomen zurückgeschlagen, so dass sie sich'fast berühren. Die Zahl derselben variiert sehr bedeutend, und mag
vom Alter des Tieres abhängig sein.
Das Verhältnis der Grösse der einzelnen Glieder zu einander wird folgende Messung am besten vorf
deutlichen.
H So nennt P r a t z die beiden mittleren Apikalborsten der Furka.
2) D. s. die innerste und äusserste Apikalborste der Furka.
8) D. i. die dorsale Furkalbörste.
4) D. i. die Borste des Aussenrandes der Furka.
5) Hiermit sind die drei ersten Abdominalsegmente beim Q gemeint.
"6) Des zweiten Segmentes des Aussenastes.