Amerikanische Papilionen.
Ich theile die amerikanische Region in die neaxktische und die neotropische Subregion und bespreche
die nur der ersteren angehörigen Arten am Anfänge der Untergattungen, um die verwandtschaftlich
von ihnen abzuleitenden neotropischen darauf folgen zu lassen.
1. Amerikanische Aristolocliienfalter.
Der einzige bis in die südlichen Staaten Nordamerikas vordringende Vertreter der Untergattung
ist P . Philenor L., ein Vertreter einer eigenen Gruppe, die aus wenigen in beiden Geschlechtern geschwänzten
Arten besteht und mit der .Polydamas- nnd.ProfocZamas-Gruppe die rein amerikanische Paerii'as-Cohortei)
bildet, welche in manchen Puncten zwischen Rinnen- und Aristolochienfaltern zu vermitteln scheint. Vor
allen übrigen Angehörigen der Untergattung Pharmacophagus zeichnet sich diese Cohorte dadurch aus,
dass Kopf und Halsschild keine rothe Färbung, sondern wie bei vielen abgeleiteteren Formen der Rinnenfalter
weisse Tüpfel besitzen; ebenso is t auch Bauch und Brust gelbweiss gefleckt. Weiter unterscheidet
sie sich von den übrigen neotropischen Aristolochienfaltern durch kürzere, stärkere Antennen mit stumpfer
Keule, länger behaarte Stirn, kürzeres Abdomen, kürzere und breitere Hinterflügelzelle, kleinere und
spitzere Genitaldeckklappen des Männchens. Auch die bedeutend geringere terminale Verengerung der
V orderflügelzelle, die Kürze des Radialgabelstiels und der Ursprung des dritten Radialastes etwas vor dem
Zellende lässt uns diese als die ursprünglichere Cohorte der amerikanischen Aristolocliienfalter ansehen.
Dieselbe ist auch durch die in beiden Geschlechtern gleichmässigere Ausbildung des Analfeldes der Hinterflügel
ausgezeichnet, welche eine nur geringe Entfaltung der männlichen Dufteinrichtung gestattet. So
entwickelt sich letztere nur in dem schwach erweiterten, nach oben umgeschlagenen Innenfelde, in dem
sich ein Besatz kurzer brauner Duftschuppen findet, die, wie ich an frisch ausgeschlüpften Männchen
feststellte, fein und aromatisch duften, während das Thier selbst unangenehm .muffig“ riecht. Ausserhalb
der Dorsalrippe liegt ein schmaler glänzender Raum, an welchen sich der Umschlag der Dufteinrichtung
anschmiegt, der wiederum selbst an der Basis sich schmal nach aussen umschlägt. So erinnert diese
Cohorte nach den Structurmerkmalen der Hinterflügel in gewissen Puncten an die Pnewwws-Gruppe, auch
entspringt der vorderste Medianast der Vorderflügel noch hinter der Mitte des Zellschlusses. Diesen
ursprünglicheren Structurmerkmalen gegenüber ist die Zeichnung dagegen als stark abgeleitet anzusehen,
doch lassen einige Merkmale uns auch bei ihr ursprünglichere Verhältnisse erkennen.
So finden wir nur in dieser Cohorte unter den Aristolochienfaltern wie in der Priamus- und
Awfewor-Gruppe eine entwickeltere Zeichnung der Vorderflügel. Dieselbe tritt besonders bei den Formen
mit entwickeltem Hinterflügelschwanz, in der Philenor-Gruppe, hervor.
Die ursprünglichste Zeichnung dieser Gruppe scheint P . Zetes Westw. zu besitzen, eine äusserst
seltene, aus St. Domingo stammende Art. Zwar kenne ich von derselben, wie C. und R. F e l d e r , nur
die von W e s tw o o d gegebene Abbildung, doch glaube ich sie schon nach dieser wegen der Form des
Analfeldes in die Laertias-Cohorte versetzen zu müssen, entgegeji C. und R. F e l d e r , welche sie in die
') Laertias, eine von S. H. S cu d d e r (Butt. East. Un. States Can. p. 1283) für P. Philenor aufgenoimuene
Gruppenbezeichnung.
| Section XL, zu der Caiguanabus-Gruppe der Rinnenfalter, stellen. In der Vorderflügelzelle liegt der Rest
einer Zellbiude und weiter zieht sich um erstere vom Vorderrande bis zum ersten Randfelde ein heller
Bindenrest, den man nur als Vörbinde ansprechen kann und zu dem auch die drei hellen , im dritten bis
[fünften Randfelde gelegenen Tüpfel gehören dürften. Dann entspräche die im Vorgabelfelde beginnende
Binde der Zwischenbinde und wäre bei den Vorläufern der A rt,d as Inframarginalband verhältnissmässig
[stark entwickelt gewesen. Von diesen Binden setzt sich auf der Oberseite der Hinterflügel die Mittel-
|binde, welche durch Verdunkelung zu einer Aussenzellbinde reducirt is t, bis zum Innenrande breit fo rt;
dagegen scheinen die Randmonde au f den Vorderflügeln wie bei allen amerikanischen Aristolochienfaltern
ganz erloschen zu sein. Auf der .Unterseite der Hinterflügel liegt bei P . Zetes innerhalb der Zelle als
[Rest der ursprünglich wohl bis zur.Basis der Flügel reichenden Mittelbinde ein heller Randsaum, dagegen
setzt sich eine breite .Aussenzellbinde“ vom ersten bis achten Randfelde vollständig fo rt, hinter der im
letzten Randfelde ein schmaler Bindenrest lieg t, welcher' der Schmuckbinde von P . Antenor entspricht.
[So wären auch hier nur sechs echte Randmonde vom zweiten bis siebenten Randfelde auf der Unterseite
entwickelt, von denen keiner mehr, oben vortritt und deren zweiter bis vierter vorn weiss gesäumt sind,
¡während der fünfte im sechsten■ Randfelde beiderseits weiss is t, wie bei P . Philenor L. Nach der Abbildung
WTe s tw o o d ’s träg t der Hals oben vier gelbe Tüpfel und der Leib einen gelben Längsstreifen.
An P . Zetes .schliesst sich der ebenfalls deutlich geschwänzte P . Villiersii Godt. (Cuba, Florida)
Jan, der sich auf P . Z ete s. zurückführen lässt. So besitzt er noch ausserhalb der Vorderflügelzelle drei
{helle Vorbindentüpfel und zugleich ist die Mittelbinde so stark an den Aussenrand gedrängt, dass sie an
[Marginalmonde erinnert. Als Reste einer ursprünglich breiteren Mittelbinde der Hinterflügel betrachte
[ich einen am Vorderrand nahe der Basis gelegenen Bindenrest, einen in der Zelle und zwei um letztere
[herum gelegene Tüpfel. Wie bei P . Zetes sind die Randmonde auf der Unterseite der Hinterflügel vom
'zweiten bis siebenten Randfelde weiss gesäumt, so der.im siebenten innen, der im sechsten beiderseits,
[der im zweiten bis fünften vorn oder aussen; auch ist der Saum der Hinterflügel stark ausgebildet, und
[der Schmuckbindenrest im achten Randfelde noch ziemlich breit.
Aus ähnlichen Formen entstand nun endlich P . Philenor L., eine bis in die südlichen Staaten
[Nordamerikas vordringende sehr gemeine A rt, bei der die Vorderflügeltüpfel nur noch bis zum zweiten
I Randfelde hinaufgehen, während die randmondartigen Aussenzellbindentüpfel sich bis in ’s achte Randfeld
Eier Hinterflügel fortsetzen, aber nur auf der Oberseite auftreten und unten vollkommen fehlen. Auf der
[Unterseite der Hinterflügel leuchten die grossen rothen, weissgesäumten Randmonde in metallo-rünem
IFelde hervor, und der einzige Rest der Mittelbinde liegt vor der Radialzelle. Die bläuliche Bestäubung
©es. schwarzen Bandes innerhalb der Randmonde eriunert an das Submarginalband von P . Antenor. Ebenso
Is t der rothe Tüpfel im achten Randfelde, der keine weisse Einfassung besitz't, der Schmuckbinde
Buzuschreiben.
Von ähnlichen Formen mit deutlichen Hinterflügelschwänzen. sind die. übrigen Arten dieser Cohorte
pbzuleiten, und zwar schliesst sich die kleine centralamerikanische Corbis - U ntergruppe nach der runden
Form der Marginalmonde auf der Unterseite der Hinterflügel an P . Philenor, die übrigen Formen aber
|n it gewinkelten Randmonden an P . Zetes Westw. an.
Am nächsten steht letzteren noch die F e l d e r 's Subsection B entsprechende Polydamas- Gruppe, Po|yd“mas
pie sich.durch eine mit P . Zetes, gemeinsame helle Seitenbinde des Hinterleibes und starke Hinterfliigel-
jacken auszeichnet. Auch in dieser Gruppe zeigen einzelne Formen noch die Spaltung der Mittelbinde
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