B. Cyclops serratus Pratz.
„Grosse Antennen siebzehngliedrig.
Diese Form beobachtete ich am häufigsten gegen Ende November und Anfang Dezember. Sie kommt viel
seltener vor, als die zwei oben beschriebenen Arten. Die Länge ist 1—1 V2 mm. Die Gestalt des Körpers gedrängt,
viel breiter als die der zwei vorhergehenden Spezies. Das erste Segment ist halb eiförmig, eben so lang
als breit; die übrigen vier Segmente etwas kürzer als das obige. Das Abdomen (ohne Furka) hat annähernd die
Länge der vier letzten Segmente (vor dem Ansätze der Furka zur Spitze an Breite stark abnehmend||S) Von den
Gliedern des Abdomens ist das erste so lang als die drei folgenden. Die Furka ist kurz, in der Länge nicht viel
mehr als das Doppelte der Breite. Die Anhänge derselben sind sehr stark gefiedert. Die beiden Ruderborsten )
haben an der ersten Hälfte ihrer Länge eine Einbiegung, welche ihnen das Aussehen einer dreifachen Gliederung
giebt. Die innere Seitenborste ist doppelt so lang als die äussere, ebenfalls stark gefiedert. Die oben stehende
Borste ist eben so lang als die äussere untere. Die Haarreihe vor dem Ansätze der Furka am Abdomen ist sehr
fein. Das zweite, dritte und vierte Körpersegment sind ziemlich gleich breit; das fünfte ist etwa um die Hälfte
schmäler. Die oberen Antennen sind sehr gedrängt,- siebzehngliedrig. Am Ende des ersten Gliedes derselben steht
eine nach oben gerichtete Borste, welche alle übrigen Anhänge der Antennen bedeutend an Länge übertrifft. Dem
Körper angelegt, reichen die grossen Antennen etwa bis zur Mitte des zweiten Körpersegments. Das kleine (innere)
Antennenpaar ist im Baue ebenfalls sehr gedrängt, die Glieder annähernd von gleicher Länge. Die untere Seite der
drei ersten Glieder trägt neben den grösseren Haaren noch kleine, in einer Reihe stehende. Am ersten Gliede befindet
sich ein kurzes, gefiedertes und nach unten gerichtetes Haar. Das zweite Glied ist an der Basis schmal,
wird aber zum Ende bedeutend breiter, so dass es die übrigen drei an Durchmesser übertrifft. An seiner Spitze
nach aussen steht unter anderen ein starkes Haar. Als Charaktermerkmal, wovon auch der Name, dient das äussere
Glied des vierten Fusspaares, an welchem die nach unten stehenden Dornen stark und gesägt sind; die übrigen Ansätze,
namentlich die des nach innen stehenden Gliedes sind stark gefiedert. Das rudimentäre Fusspaar ist zweigliederig,
das erste Glied mit einem, das zweite mit zwei, — einem längeren und einem kürzeren — Stachel besetzt. Die
Zahl der Eier ist gewöhnlich nicht sehr gross, vom Abdomen in einem Winkel von 40—50 Grad abstehend. Die
Farbe derselben ist gelblich.
Das Grössenverhältnis der einzelnen Teile zu einander giebt folgende Messung, in Millimetern ausgedrückt:
Länge des Cycl. serratus = 1,10.
Breite = 0,23.
Erstes Segment M f e § , 2 5 .
Die vier übrigen Segmente = 0,2.0,.
Abdomen = 0,19.
Furka = 0,07.
Lange Ruderborste = 0,39.
Kurze Ruderborste = 0,26.
Aeusserer Dorn S S i’05- Innerer Dorn = 0,1 0 .
Die Bewegungen des Oycl. serratus sind langsamer als die der zwei vorigen Arten. Das Männchen übertrifft
das Weibchen etwas an Grösse. Der Name ist durch das sägenförmige Aussehen der Dornen des vierten
Fusspaares bedingt worden.“
Cy cl. s e r r a t u s i s t w a h r s c h e i n l i c h m i t C yc l. v i r i d i s J u r i n e i d e n t i s c h . D a der
Bau des Receptaculum seminis nicht bekannt ist, so kann natürlich auch hier wie bei Cycl. subterraneus
*) Der in ( ) gesetzte Satz steht in der mir vorliegenden Abschrift der. Pratz’schen Diagnosen an anderer
Stelle. Er gehört aber naturgemäss hierher.
2) Die Bezeichnungen wie bei Oycl. coecus; s. die Fusfiioten daselbst.
ein genauer Beweis nicht geführt w erd en ; nachfolgende Erwägungen dürften jedoch meiner Annahme
mehr denn einige Wahrscheinlichkeit g eb en .'
1. Das von P r a t z gegebene Habitusbild (Fig. 37) kann sehr wohl einen Cycl. viridis zur
Darstellung bringen. Die G e s t a l t d e s K ö r p e r s bezeichnet P r a t z selbst als „gedrungen,
viel breiter als die d e r zwei vorhergehenden Spezies.“ Das Verhältnis der beiden Hauptachsen
des Vorderleibes ist nach den Messungen von P r a t z : 4 5 :2 3 , d. h. also wie bei
Cycl. viridis ungefähr 2 : 1 . — Die Länge des Abdomens ist zu kurz angegeben, denn P r a t z
h a t, wie das Habitusbild deutlich erkennen lässt,‘die Messungen an einem gequetschten
Präparate ausgeführt, bei welchem die Abdomiualseginente sich weit übereinander geschoben
hatten.
■ 2. Die Angabe über Länge und Breite der F u r k a kann sich ebenfalls auf Cycl. viridis beziehen. Die
Bewehrung derselben ist aber genau so wie bei dieser A rt: die äusserste Apikalborste ist befiedert,
also nicht zu einem Stachel umgewandelt und halb so lang als die innerste; die
beiden mittleren Apikalborsten sind' von entsprechender Länge, und die Aussenborste ist
etwas unterhalb der Mitte der F u rk a inseriert. — Die Erscheinung, dass „die beiden
Ruderborsten (d. s. die beiden mittleren Apikalborsten) in der ersten Hälfte ihrer Länge
eine Einbiegung44 zeigen, scheint P r a t z für ein Charakteristikum seiner Art zu halten.
Wie aber au f p. 18' bereits erwähnt, finden sich solche Einstülpungen („Einbiegungen“
nach P r a t z ) bei allen Cyclops-Arten ; sie sind abnormer Natur, können also zur Charakterisierung
einer Spezies nicht verwendet werdenf
. Auch die Länge der ersten A n t e n n e n ist ungefähr eine solche wie bei Cycl. viridis.t
Sie reichen zurückgeschlagen „etwa bis zur Mitte des zweiten Körpersegments“, d. h. also:
sie überragen den Hinterrand des ersten Vorderleibsäbsehnittes n u r wenig, und ich fand sie
(ebenso wie die übrigen Forscher) „m e is t nur bis an den Hinterrand des ersten Cephalo-
thoraxsegments“ reichend.
4. Der r u d im e n t ä r e F u s s von Cycl. serratus scheint auf den ersten Blick mit dem von Cycl.
viridis n u r wenig, oder gar keine Aehnlichkeit zu zeigen. Es ist aber inbetracht zu ziehen,
dass P r a t z — wie oben bemerkt — den Bau dieser Extremität vollkommen unrichtig aufgefasst
hat. Bei Cycl. viridis ist das erste Segment am breitesten und am weitesten nach aussen v e rlängert.
Wenn diese A rt wirklich P r a t z vorglegen hat, so muss er den äusseren Abschnitt
desselben (d. i. sein „erstes . . . oder äusseres“ Glied) auch am grössten gezeichnet
haben: und dies ist — wie die Copie 3 zeigt — der Fall. Den k t man sich die Abschnürung
des „äusseren“ Gliedes in der P r a t z ’schen F ig u r hinweg und den etwas zu
gross gezeichneten Innendorn des zweiten Segments etwas höher g e rü ck t: so h a t man that-
sächlich ein wenn auch mangelhaftes Bild des rudimentären- Fusses . von Cycl. viridis.
Das sägeförmige Aussehen der Dornen des vierten Fusspaares h at P r a t z bewogen, seine
Art „serratus“ zubenennen. Dass diese Bezeichnung nich t gerade glücklich gewählt ist,
ist kla r, da ja die Dornen aller Arten ein solches „sägenförmiges Aussehen“ haben.