es Cilio phrys hy aliña, allerdings nur provisorisch, .da er einen Flagellatenzustand, der von der Jahreszeit
abhängt, nicht beobachtet, sondern nur vermuthet hat. Seine Darstellung passt jedoch in mehreren
P unkten nicht zu der uns vorliegenden Form, und da mir scheint, dass sie mit Ciliophrys nichts zu thun
habe, was vielleicht auch von der Form P e n a r d s zu gelten hat, so möchte ich sie dieser auch nicht
anscliliessen. Es bliebe dann noch die von F. E. S c h u l z e 1) aufgestellte Gattung Heterophrys mit der
Species H. varinns übrig. Yon dieser ist jedoch bekannt, dass sie mit Nuclearia identificirt worden i s t2).
Wenngleich mir dies nun nicht völlig berechtigt scheint, so machen sich indessen so viele Unterschiede
zwischen den beiden in Rede stehenden Thierchen bemerkbar, dass eine Vereinigung gleichfalls ausgeschlossen
bliebe. Endlich sei noch hinzugefiigt, dass L e i d y 3) sogar mehrere Heterophrys&vtigé
Organismen aufführt, ohne sie jedoch besonders zu charakterisiren resp. mit einem Speciesnamen zu
belegen.
F ü r unsere Nuclearina nun ist charakteristisch die Einzahl des Kernes und der Vacuole, sowie
der Umstand, dass die Strahlen niemals verästelt sind und eine Gallerthülle fehlt.
V o r k o m m e n u n d A u f t r e t e n . Aus dem Teich in der Nähe des ’Hospitalneubaues in
Cordoba hielt ich einige Liter Wasser mit Schlamm, Pflanzen etc. längere Zeit in einem Glasgefäss.
Nach mehreren Wochen entwickelte sich hier eine Reihe interessanter Organismen, darunter auch der in
Rede stehende, und zwar im Februar, wo ich mehrere Tage hinter einander eine massige Anzahl von
Exemplaren beobachten konnte.
G r ö s s e u n d G e s t a l t . Die Dimensionen der K. Leuckarti sind ziemlich geringe. Die Strahlen
abgerechnet war der längste Durchmesser D ca. 15 bis 18 p , der kürzeste d bei demselben Individuum
ca. 3Obis 12 fi. Ein mehr kugeliges Exemplar maass ca. 13 ft, ein sehr kleines dagegen nur ca.
im Durchmesser (d). Die Gestaltsveränderungen geschehen ähnlich so, wie sie von Heterophrys,
Ciliophrys u. a. angegeben werden und wie ich sie b ei Nuclearella beschrieb (s. d. p. 63 fg.), doch so,
dass sie etwas lebhafter als bei dieser letztem sind, ohne indessen jemals wirklich amöboid zu werden.
Die Grundgestalt ist auch hier mehr oder weniger eine Kugel, die sich nun in verschiedener Weise, hauptsächlich
nach der Formirung der Strahlen umbildet. Wo diese nicht auftreten, herrscht immer eine,
rundliche Begrenzung vor (Taf. VI, Fig . 18); sonst aber entsteht ein mehr eckiger Umriss, indem der
Strahl nicht gewissennassen aus dem Plasma herausspringt, sondern sich mit etwas v erdickter Basis auszieht,
ein Verhäitniss, wie es ähnlich bei Nuclearella vorpegt, bei manchen ändern, sonst ähnlichen
Organismen hingegen vermisst wird.
Die Strahlen stellen spitze,, sich lang ausziehende Dreiecke vor (spitzkonisch) und werden etwa
so lang, wie der grösste Durchmesser des Körpers oder auch noch ein wenig länger.. Stets entspringen /
sie als k räftig er Stamm und verjüngen sich nach dem Ende zu ganz gleichmässig, welches schliesslich
in eine feine Spitze ausläuft. Somit liegt eine recht bestimmte Gestaltung der Strahlen vor. Dazu
kommt, dass sie gern in Büscheln von zweien oder dreien austreten, ähnlich wie dies bei Nuclearella
der Fall ist, und eine möglichst radiäre Richtung einschlagen, also starr abstehen. Sie verzweigen sich
ab e r durchaus nicht. Unter sich sind sie alle von ungefähr gleicher Beschaffenheit. Es macht sich
*) Wo. 23.) F. E. S c h u lz e . Rhizopodenstudien II. p. 386.
2) (No. 24.) O. B ü t s c h li . Protozoa I. p. 320.
3) (No. 2.) p. 242 fg. Taf. 45 Fig. 1—6, Taf. 46 Fig. 4 -1 3 .
indessen darin eine Verschiedenheit bemerkbar, dass sie-seltener a l l s e i t ig ausstrahlen, sondern gewöhnlich
mehr am vorderen Pole des Thieres und dass sie dann gleichfalls ihre Richtung mehr nach vorne
nehmen, gewissermaassen .wie Antennen vortastend (Taf. VI, Fig. 8, 18).
Während Sowohl Nucleäria, wie auch Nuclearella u. a. gewöhnlich ruhig am Orte liegen oder
diesen n u r • recht langsam verändern, so zeichnet sich unsere Nuclearina durch eine viel grössere Ortsbewegung
aus, die freilich lange nicht so intensiv wie bei den meisten Amöben ist. Ob sie mehr frei
schwimmt oder mehr au f der Unterlage gleitet, Vermochte ich nicht mit Bestimmtheit festzustellen.
Unter dem Deckglas war letzteres jedoch viel wahrscheinlicher, und wenn man sich erinnert, dass dieses
Thierehen im Bodensatz des Gefässes lebte und freischwimmend vermisst wurde, so mag wohl auch die
gleitende' Bewegung die gewöhnlichere sein. Sie äussert sich nun dadurch, dass sich der ganze Körper
langsam vorwärts schiebt, ohne,'J wie gesagt, lebhafte Gestaltsveränderungen auszuführen. An dem so
entstehenden v o r d e r e n P o l e entwickeln sich dann besonders die Strahlen,, die sich nun auch ihrerseits
trotz der radiären Richtung in die der Vorwärtsbewegung einzustellen suchen (Taf. VI Fig. 8, 18). An
den Seiten und am Hinterende macht sich dabei seltener ein Strahl bemerkbar. Sonst verhalten sich
diese Gebilde ähnlich wie bei Nuclearella, sind aber womöglich noch starrer und ruhiger, an die Strahlen
der echten Heliozoen erinnernd. Sie unterscheiden sich mithin wesentlich von den eigentlichen Pseudopodien
der Amöben und bewirken durchaus nicht in aktiver Weise die Orts Veränderung.
Auch die E n tsteh u n g 'd e r Strahlen geht ziemlich langsam vor sich und nicht so energisch wie
die der Pseudopodien. J ed e r von ihnen entwickelt sich schon mit breiter Basis und streckt sich
allmählich lang au s, ohne dabei an der Basis erheblich dicker • zu werden. So besteht er fast
unverändert längere Zeit, um dann zu verschwinden, ein Vorgang, der ähnlich wie bei Nuclearella
zu verlaufen scheint. Einen Axenfaden besitzen die Strahlen nicht; sie sind vielmehr völlig homogen.
U m g r e n z u n g . Die Umhüllung d e r Nuclearina ist eine zarte, nicht membranartige, also ganz
so wie bei Nuclearia u. a. Der Umriss (Contur) ist dabei ein recht scharfer und bestimmter, vor allem
nicht höckerig oder runzlig. Namentlich die 'Strahlen sind scharf umschrieben, fast wie mit dem Lineal
gezogen.
D e r P l a s m a k ö r p e r . Lässt sich hier zwar eine Sonderung zweier Plasmazonen nicht so durchführen
wie bei Nuclearella, so ist doch hervorzuheben, dass die Strahlen immer und .ohne Ausnahme aus
durchaus hyalinem Ectoplasma zusammengesetzt sind, das höchstens bei sehr starke r Vergrösserung feinste
staubartige Körnchen erkennen lässt. In Folge dessen sind sie recht blass und glänzen auch n u r wenig,
so dass sie si ch von dem umgebenden Medium nicht allzusehr abheben. Es will mir so scheinen, als
wenn das sonst ebenso beschaffene Ectoplasma in den Pseudopodien der Amöben stärke r lichtbrechend
ist als dasjenige der Strahlen der Helioamöben.
Der Basaltheil der Strahlen besitzt dasselbe hyaline Plasma, und man kann es stellenweise noch
u n t e r ’der Oberfläche des eigentlichen Körpers wahrnehmen, namentlich am vorderen Pole. Es liegen
mithin dieselben Verhältnisse vor wie bei der von F . E illi. S c h u lz e beschriebenen Heterophrys varians.
Das körnige Plasma stellt den Haupttheil des Körpers vor. Es ist, wie gewöhnlich, farblos und
mässig körnig ohne erheblichen Glanz. Die Körnchen machen einen mehr flockigen Eindruck, sind gleichfalls
nicht stark aufblitzend und rundlicheckig. Namentlich am hinteren Körperpole und um d ie Vacuole
herum sind sie gut zu sehen, da sie hier weniger mit den übrigen Inhaltsbestandtheilen vermischt sind.