Während sich Nuclearia, Nudearella, Nudearina und Heliosphaerium aster durch kräftige,
pfriemförmige Strahlen auszeichnen, so lernen wir in H. polyedricum. eine Form mit sehr feinen Strahlen
kennen, die an eine Nähnadel erinnern, obgleich sie nicht ganz so spitz wie diese enden, sondern
ungefähr eine gleichbleibende Dicke beibehalten. Sie springen scharf aus dem Körper heraus, ganz,so,
wie e s 'b e i vielen der kleineren Heliozoen der Fall ist. Niemals zieht sieh an ihrer Basis das Plasma
des Körpers zapfenförmig aus, wie man es bei Nudearella etwa bemerkt, iijlh re Länge übertrifft meist
die des Durchmessers, wird jedoch höchstens das Doppelte von diesem. Sie können verschieden lang
werden, bleiben dabei aber gleiehmässig fein. Wie sie sich langsam weiter »«Strecken, so können sie
auch allmählich ganz eingezogen werden, was ohne weitere Veränderungen in ihrem Aussehen vor sich
geht. Ebenso sind sie auch im Stande, ohne ihren Ursprung zu verändern, langsame seitliche Bewegungen
zu machen. Körnchen nach A rt de r Heliozoen besitzen sie durchaus rieh t, stellen vielmehr einen ganz
homogenen, oft schwer sichtbaren Faden dar.
Die Körpergestalt des H. polyedricum ist keine so starre wie die des H. aster. Sie geht vielmehr
langsame und nicht bedeutende Formveränderungen ein, indem sieh bald: jpine Ecke abrundet und eine
Kuhdung eckig hervorhebt. B e g in n t'e in Strahl cingczogen zu werden, so verschwindet oft auch di»
Ecke, au f der er sitzt. Zur Bildung wirklicher Pseudopodien, wie man es oft auch b e i Actimphrys
sieht,’ kommt és indessen nicht-. Allenfalls könnte dies b lg d e r Nahrungsaufnahme der Fall se iiy -ü b e r
die ich jedoch nichts zu sagen weiss. Es sei n u r bemerkt, dass diese Helioamoebc wie die meisten
ihresgleichen, kein Räuberleben fü h rt und mehr von Abfallstoffen, Verwesungsprodukten etc. lebt, im
Gegensatz zu vielen Heliozoen, welche arge Räuber sind. -Im engsten Zusammenhang igbe int mir damit
der ümstand zu stehen, dass den Helioamöben jene starkglänzenden Körnchen a b p b i |g welche den
Strahlen der Heliozoen So’, eigenthümlich sind, und welchen sehr wahrscheinlich eine lähmende resp.
giftige Eigenschaft zukommen dürfte. Einzelne Zellen von Algenfäden vermag Nuclearia wohl zu
erbeuten, wie A r t a r i * ) genauer studirt hat. Mir ist aber kein Fall bekannt geworden, dass sie oder
eine ihrer Verwandten eine lebende e i n z e l l i g e Alge oder irgend einen Protisten gefangen und ge-
fressen hätte.
Beliosphaerium polyedricum ist nackt u n í membranlo|i Der Umriss ist recht » h a r f , doch der
Glanz des Ganzen kein besonders erheblicher. Vom Ectoplasma ist nur in den Strählen etwas zu s eM j l
alles übrige besteht aus. einem körnigen Plasma.
Der Kern liegt stets mehr oder weniger genau central. Wie sonst bläschenförmig, zeichnet er
sich zuweilen durch eine besondere Grösse aus. Gewöhnlich ist sein t = ca. Vs desjenigen der Zelle,
nämlich = ca. 7 bis 9 p. E r besitzt eine deutliche Membran, die nur dicker erschien als m anderen
Fällen, wo sich dieser Blasenkem findet. Das Morulit besitzt die gewöhnliche Grösse und kann zuweilen
auch recht gross aussehen, während es, wie wir sahen, bei H. oster meist kleiner bleibt, (vergl. Taf. VI
Fig . 10 u n d Taf. X Fig. 5)., Es ist, wie immer, trübe und von rauher Oberfläche.
In Betreff der Vacuolen herrscht bei H. polyedricum eine- ziemliche Mannigfaltigkeit. Zu v e rmissen
waren sie niemals, zuweilen aber nur -eine einzige zu sehen, auch wenn man durch Heben und
Senken 'des Tubus das ganze Thierchen durchmusterte (Taf. VI Fig. 17). Hier zeigte sie deutliche, aber
in unregelmässigen und längeren Intervallen eintretende Contraktionen und entstand immer wieder an
*) (No. 25). Zool. Anzeig. XII, Nr. 313.
derselben Stelle. Ein anderes Individuum besass 2 Vacuolen,;. die abwechselnd thätig waren (Taf. X,
Fig. Verschwand mithin die eine, so wilcto: die andere heran. Auch mit drei oder vier Vacuolen
kamen einzelne Individuen v o I jT a f . VI, Fig. 9), selten eins mit mehreren (Taf. VI, Fig. 6). Ob alle
diese V a c |f l ||| kontraktil sind, vermochte ich nicht, zu bestimmen, da ja ihre Thätigkeit, auch wenn
n u r eine vorhanden, immer eine träge ist und es wohl noch mehr wird, , wenn ihre Zahl steigt. Denn
dann theilt sich ihre Arbeit, und da jed e von ihnen nur einen Bruchtheil davon übernimmt, so folgt,
dass sie nifCh langsamer zu a rb d ien hat, wenn nicht vielleicht die Mehrzahl der Vacuolen einem grösseren
Exkretionsbedürfniss entspringt. • ^ . .
Der übrige Inhalt des H. polyedricum ist ein wechselnder. Zuweilen besteht er aus zahlreichen
gelblichen Krümelchen (Taf. VI, Fig. 17) und Körnchen, deren Natur schwer festzustellen ist. Sie sind
nicht im Stande, den Kern zu verdecken,. so dass dieser deutlich durchscheint. Wiederholt sah ich auch
mehr oder weniger stark veränderte OMteophyllkörner ( » X, F i g l® und in einigen Fällen eine
grössere A n z aC z iem lic h dicht liegender hellgelblicher Ballen, deren Herkunft unklar blieb (Taf. VI
F ig .M W D a n e b e n fanden sich überall feine Fetttröpfchen in jo f t .^lieblicher M;imge, ■
Im .‘Vr.sch.luss an d ä s |p j | e n ¡gekennzeichnete Heliosphaerium p o ly ed rm m sei nun eine andere
Form genannt, die vielleicht mit jenem identisch ist und daher,pgwie deswegen, weil ich sie n u r einmal
sah nicht als besondere A rt angespfochen werden darf. Sie lebte gleichfalls im Schlammwasser derselben
Regenpfütze an einer todten Copepode. Die Gallerthülle war eine sehr breite und stand weit
ab (Taf. V I Flg. 14). Ausserdem war sie h'esor.ilers dicht mit Bakterien etc. besetzt. Bei Zusatz von
verdünnter Essigsäure .entstand kein Niederschlag in der Snbstanz der Hülle. Die Strahlen waren sehr
?lhin, sonst .-aber wie bei II. polyedricum, beschaffen. . . | H j . I
D er eigentliche.: Körper, etwa kugelig, war kleiner als f c i d e r letztgenannten Art. Der Umriss
rauh, oder vieleckig. D er Kern lag central und besass ® n e twg abwe ich en d gebautes Morulit (Taf. X )
Dies’ war nämlich wie sonst ein ^m p a k te r , trübe glänzender Körper, zeigte sich im opt. Schnitt jedoch
r in g f ö rm ig , ein Zeichen, dass e r eine H ö h lu n g hatte. Dabei schien mir aber eine Aelinlichkeit mit dem
Ringkern gewisser Ainoeben nicht obzuwalten, da bei diesen die Mantelsehieht ein anderes Aussehen
hat. ' . . _ ,
, Als . organischer Bestandtheil ist endlich noch eine träge arbeitende Vacnole zu erwähnen,
während der übrige Inhalt nichts der Bemerkung werthes aufwies.
Zu dem Genus Heliosphaerium- gehört endlich noch eine weitere Form, die ich einmal an einer
: todten Kaulquappe antraf. Sie nahm etwa eine mittlere Stellung zwischen der zuletzt genannten Form
und dem typischen H. polyedricum eir. und dürfte daher wohl ebenfalls diesem beizuzählen sein. Die
Strahlen waren fein und nnverästelt.
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