die übrigen Hypodermiszellen, bei denen Zellplasma und Zellkern deutlich unterschieden s in d , sondern
zeigen gleich elastischen Bändern eine homogene Tinction. K u rz , sie sind ganz zu den Endsehnen
der einzelnen Faserzüge umgewandelt. Im Uebrigen besteht das Hypodermisepithel aus langgestreckten,
spindelförmigen Zellen, die in mehreren Schichten über einander zu liegen scheinen. In Wirklichkeit
sind sie jedoch nur einreihig angeordnet, indem jede Zelle mit ihren Endfäden beide Begrenzungsflächen
der Hypodermis erreicht.
Die nach aussen gerichtete Fläche des Diaphragmas wird von einem Geflecht von Bindegewebsfasern
begrenzt, welche ebenfalls von der Ventralseite der Hüften zu deren Dorsalseite verlaufen und
deutliche, runde Kerne enthalten.
Die Mittelschicht, der Haupttheil des ganzen Organs, welcher von der Hypodermis durch eine
bindegewebige Scheide getrennt ist, erscheint auf Schnitten als ein Netzwerk von Fasern, in dessen
Maschen Zellen von unregelmässiger Gestalt liegen. In der unteren Hälfte ist diese Schicht von ziemlicher
Stärke, während sie in der Mitte der oberen sehr dünn ist und fast nur von dem distalen bindegewebigen
Faserwerk gebildet wird. Das Centrum des Diaphragmas wird von dem starken Beinnerv
(Taf. III, Fig. 22 bn) durchbohrt, von welchem sich im Diaphragma selbst Faserzüge (Taf. III, Fig. 22 nf)
abzweigen, die nach der Ventralseite zu einem merkwürdigen Zeliencomplex verlaufen. Derselbe liegt
nach innen zu in dem Hypodermisepithel und besteht aus einer grossen, mit auffallend grossem Zellkern
versehenen Zelle, welche von mehreren kleineren umgeben ist (Taf. II I , Fig. 22 gzg). Ueber die Natur
dieses Zellencomplexes lässt sich nichts Bestimmtes aussagen. Ich glaubte, dass er ein Sinnespolster sei und
mit dem grossen Hüftsporn in Verbindung stehe, welcher sich an der Ventralfläche jeder Coxa vorfindet und
mit der Spitze nach hinten gerichtet is t, doch zeigte es sich bald, dass derselbe sein eigenes Sinnespolster
besitzt und mit dem Coxalorgan nichts zu thun hat.
Das Diaphragma wird von drei Löchern durchbohrt. Durch eines geht der Beinnerv, welcher
neben sich gewöhnlich noch Platz frei lä ss t, während die beiden anderen zum Ein- und Austritt des
Blutes dienen mögen. Ich sah, wie an diesen Löchern die Fasern ringförmig angeordnet sind, wodurch
die Löcher verschlossen werden können, und das Ausströmen des Blutes verhindert wird, wenn das Bein
abgebrochen ist. Mit der einen Oeffnung sah ich auch eine Arterie in Verbindung stehen , doch konnte
ich ihren Zusammenhang mit dem Supraneuralgefäss nicht nachweisen.
Die Function der Coxalorgane.
Ueber die Function der merkwürdigen im Vorigen beschriebenen Organe werden wir vielleicht
aufgeklärt, wenn wir die Thatsache berücksichtigen, dass die Beine von Scutigera bei der leisesten Berührung
abbrechen, und dass der Bruch stets zwischen Coxa und Trochanter stattfindet. Wir können
deshalb annehmen, dass das genannte Organ, welches ja an dieser Stelle lieg t, eine Vorrichtung ist,
welche das Abbrechen der Beine gerade an dieser Stelle begünstigt. Ein besonderer Umstand spricht
noch für diese Annahme, nämlich dass, abgesehen von einer sehr dünnen Muskelsehne, die nur auf einem
Schnitte an der Ventralseite sichtbar is t, keine starken Muskelbündel aus dem Trochanter resp. Femur
in die Coxa übergehen, sondern dass dieselben vor resp. h inter dem Organ enden, wo sie sich an den
Einbuchtungen des Chitinpanzers ansetzen. Der Zusammenhang des Beines ist also — abgesehen vom
Beinnerv — blos durch die Gelenkhäute mit der Coxa hergestellt. Bei Lithobius findet sich von einer
derartigen Unterbrechung der Muskulatur keine Spur. Ihm fehlt aber auch die leichte Abbrechbarkeit
der Beine.
Es ist unschwer einzusehen, dass eine derartige Abbrech Vorrichtung für die Scütigeriden von dem
grössten Vortheil ist. Ein Feind nämlich,* welcher eine solche fangen möchte, kann den Körper selbst
nicht erreichen, da derselbe auf eine weite Strecke von den langen Beinen geschützt ist. E r kann also
die Scutigera höchstens an den letzteren zu packen suchen. Dieselben brechen jedoch sofort ab, und der
Scutigera is t Gelegenheit gegeben, dem Angreifer zu entfliehen.
Wenn das Abbrechen der Beine der Scutigera wirklich von Nutzen is t, und durch die Coxalorgane
begünstigt wird, so muss sie natürlich die Fähigkeit haben, ihre verlorenen Gliedmassen zu
regeneriren. Ich selbst habe freilich bis je tz t noch keine Beobachtungen über diesen Gegenstand gemacht,
doch h at N e w p o r t 24) die Reproduction von verloren gegangenen Beinen und Fühlern bei Julus
und Lithobius bewiesen.-
Capitel III.
Das Gefässsystem.
1. Die grobe Anatomie.
A. Scutigera.*)
Das Gefässsystem von Scutigera besteht in der Hauptsache aus zwei Bestandtheilen, nämlich
erstens dem für alle Arthropoden charakteristischen Rückengefäss oder Herzen und zweitens dem in
phylogenetischer Beziehung so wichtigen Supraneuralgefäss (Taf. I, Fig. 1, 2, 4 ; Taf. IV, Fig. 23, 24, 25 bg).
Das Herz erstreckt sich von der ersten bis zur achten Rückenplatte und zeigt schon bei oberflächlicher
Betrachtung zwischen den einzelnen Rückenplatten deutliche Einschnürungen (Taf. IV, Fig. 23 und 24),
Jedem wirklichen Körpersegment entsprechend entsendet es feine Arterienästchen, welche unterhalb der
Ostien aus den unteren Seitentheilen des Herzens entspringen und sich bis in das Fettgewebe hinein
verfolgen lassen, das über und neben dem Darme entwickelt ist. Auf Totopräparaten gelingt es leicht,
zu constatiren, dass sich dieselben gleich nach ihrem Ursprung zu verzweigen beginnen (Taf. IV,
Fig. 23 hsa). Auf der Grenze zwischen, dem ersten Körpersegment und dem Kopfe geht das Rückengefäss
in die Aorta cephalica über (Taf. IV, Fig. 23 und 24 ac). Diese entsendet gleich bei ihrem Beginn
im Kieferfusssegment zwei ziemlich weitlumige Seitenzweige, welche fast senkrecht nach unten verlaufen,
den Oesophagus umfassen und ventralwärts in eine Anschwellung des Supraneuralgefässes einmünden.
Wir wollen diese beiden Gefässe Aortenbogen nennen (Taf. IV , Fig. 23 und 25 ac). Um zu der Aorta
cephalica zurückzukehren, so lässt sich dieselbe, anfangs nur wenig nach abwärts gerichtet, in den Kopf
*) Taf. IV, Fig. 23 giebt einen schematischen Ueberblick über das gesammte Gefässsystem von Scutigera
cöleoptrata.