Wassorschiclit aber so dünn, d a s s 'd a s Tier die feste Unterlage berührt, dann liegt es unbelrilflich meist
au f der Seite and vermag sieb höchstens durch kräftige Schläge dés Abdomens urid der Schwimmfüsse
ein Stück fertzuschncllen. Aber diejenigen Cyclopiden, deren Körper .s ta rk in dorso-ventraler Richtung
zusammengedrückt ist, zeigen in dieser' Lag e ein von den übrigen Arten vollkommen abweichendes Benehmen.
Sie werden, falls man: das Wasser durch Fliesspapier ahsnugt, s t e t s m i t d e r b r e i t e n
B a u c h s e i t e d i e ü n t e r 1 a g e b e r ¡ ih r e n u n d s in d d a n n im s t a n d e n a c h A r t v i e l e r h ö h e r e r
T i e r e g e s c h i c k t u n d a n d a u e r n d z u k r i e c h e n . D ie einmal eingeschlagene Richtung wird meist
ziemlich lange Zeit (beibelialten, dann aber plötzlich durch ein oft fast rechtwinkeliges Abbiegen verlassen.
Sobald die geringe Wassermenge, welche ein solches':- Tierchen beim Verlassen des winzigen Wassertröpfchens
noch umhüllte, verschwindet, hört ns « ic h auf, sich r.\ bewegen, und dann tritt der Tod als-
bald ein.
Koch W ill- der erste, welcher an Öyd. phaleratus diese Bcwegungsweisc bemerkte. E r sagte
darüber folgendes4); „Dieses nette Tierchen ist stets unruhig, steigt gerne, während man cs beobachtet,
aus dem Tropfen Wasser und kann geschwind und geschickt an dem Uhrglase, auch ausser d-m Wasser
sieh fortbewogen.“ Zu dieser Art der Lokomotion greift Cycl. phaleratus, ebenso wie jode der weiter unter,
genannten A rten , niemals freiwillig — wie dies aus dem angeführten K o eh'sèîren Citate hervorzügehen
Scheint — sondern, wie ich durch vielfache Experimente mich überzeugen konnte, erst daun, wenn e r
durch die veränderten Bedingungen dazu gezwungen wird. So lange der T ro p fen , in dom sich cm
solches Tierchen befindet, noch gross genug zum Schwimmen ist, verlässt es denselben niemals. E rs t
nachdem das meiste Wässer abgesaugt worden ist, nachdem also das Tier an freier Sehwimmbewegung
gehindert mit seiner Bauchseite, auf welche es wogen Seines dorso-vcntral zusammongedriiekton Vorder-
lcil.es zu liegen kommt, die festet Unterlage berührt, e rs t dann sucht es durch Kriechen sich aus dieser
unangenehmen Situation zu befreien.
Diese eigentümliche Fortbewegungsweise kommt aber nicht allein Cycl. ■phaleratus zu, sondern
,iael , ,vio ich dies bereits in meinen „Beiträgen z. K e n n t“ e rw äh n t— Cycl. affin is, fimbriatus, lantjmdus
an d H - wie ich je tz t noch hinzufügen kann H Cycl. bisetosus. S a r s 8) h a t dieselbe ebenfalls beim Cycl.
phaleratus und R i c h a r d “) beim Q /d . ßmbrlatus beobachtet. Alle übrigen Forscher erwähnen — meines
W issen s nichts davon. Der soeben genannte sorgfältige französische N aturforscher sagt in seinem kürzlich
erschienenen wichtigen We rke bezüglich Cycl. fimbriatus: „Des C. fimbriatus placés sur le porte-objet
à peine humide progressent très rapidement, ce que je n ’ai vu faire à aucun antre Cydops; cela tient
sans doute aux nombreuses soies fortement ciliées de ses antennes antérieures et qui font de ces appendices
très courts e t très épais des organes aussi aptes à la reptation qu’à la natation.“ D ad u rch , dass
Cÿd. fimbriatus nicht allein diese A rt der Lokomotion eigen ist, sondern noch einer Anzahl weiteren
Arten, bei welchen die ersten Antennon ziemlich abweichend von denjenigen ie sC y d -. fimbriatus g eb a u t
sind, geht schon hervor, dass die von R i c h a r d angeführten Gründe als hinfällig bezeichnet werden
müssen, i n der That ist auch liier wie bei allen übrigen Arten die plattgedrtiekte Form des Cophnlo-
*■) Ko ch, Deutschlands Crustac. Heft 21, Nr. 9.
2) S a rs , Oversigt, 255 und 256.
s) R ic h a rd , Recherches sur les Copép. p. 239.
thorax die alleinige Ursache dieser Bewegungsweise. Nebenbei sei noch bemerkt, dass bei Cycl. fimbriatus
die Anzahl der Antennenborsten keine grössere ist, als bei allen übrigen Species des Genus Cyclops
(cf. p. 20), wie R i c h a r d anzunehmen scheint.
Angefügt an die kurze Charakteristik des Genus Cyclops mögen einige Bemerkungen werden
ü b e r a u s s e r o r d e n t l i c h z a r t e H ä r c h e n , d i e d e n C h i t i n p a n z e r d e s C é p h a l o t h o r a x u n d
d e s A b d om e n s d u r c h b r e c h e n , u n d w e l c h e i c h a ls „ S i n n e s h ä r c h e n “ an z u s e h e n g e n e i g t b in .
Diese zarten Härchen habe ich nicht nur bei allen deutschen Cydops-Arten, s o n d e r n b e i a l l e n
d e u t s c h e n S ü s s w a s s e r c o p e p o d e n ü b e r h a u p t k o n s t a t i e r e n k ö n n e n , so dass die Vermutung,
dass sich dieselben wohl bei a l l e n Spaltfusskrebsen des Süsswassers vorfinden werden, einige Berechtigung
haben dürfte.
An einigen Körperstellen einzelner Süsswasser-Calaniden sind diese Härchen relativ stark entwickelt
und bereits seit längerer Zeit bekannt, nämlich am letzten Cephalothoraxsegmente bei Eurytemora
und an demselben Körperabschnitte, dem Abdominalsegmente und dem fünften Fusspaare bei Diaptomus.
Sie sind aber bisher nicht von den übrigen borstenförmigen Cuticulargebilden unterschieden worden.
B e i d e n C y c lo p id e n u n d H a r p a c tic id e n d e s S ü s sw a s s e r s s in d s ie a b e r b i s h e r w e g e n i h r e r
K l e i n h e i t u n d a u s s e r o r d e n t l i c h s c h w e r e n S i c h t b a r k e i t v o llk o m m e n u n b e a c h t e t g e b l i e b
e n ; wenigstens finde ich in. der Litte ratur keine bezügliche Angabe ‘) und auch R i c h a r d 2), welcher
sich in neuester Zeit eingehend mit dem Nervensystem der Süsswasser-Copepoden beschäftigt hat, erwähnt
nicht ihre Anwesenheit. -
Dass diese Härchen, welche -^¿wie sicher anzunelimen — bei sämtlichen Süsswasser-Cop epoefea
Vorkommen, auch bei den marinen Formen auftreten werden, ist''wohl a priori anzunehmen, allerdings
fehlen hierüber — soweit meine Kenntnis der. einschlägigen Litteratur reicht —- eine grössere Anzahl
zuverlässiger Angaben. Wie bei dem Süsswasser-Genus Eurytemora h at man sie sicher auch bei der
marinen Gattung Temora und bei anderen nahestehenden Genera am fünften Fusspaar beobachtet; dass
sie abe r in regelmässiger Verteilung auch die Guticula des Céphalothorax und des Abdomens durch-
.brechen, h at wohl nur G i e s b r e c h t für Longipedia coronata C l a u s angegeben8). Dieser ausserordentlich
sorgfältige Forscher sagt in der Diagnose der genannten Art : „ Charakteristischer als diese Anhänge
(nämlich Reihen von „feinen Spitzen“ und „zarten F ied e rn “) sind aber die längeren, dünneren, einzel-
stehenden Fäden, von denen jedes der drei Brustsegmente acht auf seiner dorsalen Fläche trägt.. Ich habe
betreffs dieser F äd en noch keine lebend.en Longipedien untersucht, so dass ich die Vermutung, dass diesen
Fäd en e in b e s o n d e r s e n tw i c k e l t e s . T a s t v e rm ö g e n in n e w o h n t , durch den Nachweis von
*) Nicht unerwähnt soll aber bleiben, dass vielleicht doch schon P o p p e diese „Sinneshärchen“ bei Canthocamptus
Borcherdingii beobachtet hat. Er scheint darauf folgende Stelle seiner sorgfältigen Charakteristik dieser Art hinzudeuten
(Notiz, z. Fauna p. 545): Es finden sich „Querreihen zweigliedriger feiner Borsten, die jedoch erst bei stärkerer Vergrösserung
sichtbar werden:“
Wie mir Herr Dr. Mräzek soeben mitteilt, sind ihm die „Sinneshärchen“ am Céphalothorax von Canthocamptus
ebenfalls schon seit längerer Zeit bekannt.
2) R ic h a rd , Recherches sur les Copép.
8) Gi es b r e c h t , Die freil. Copep. d. Kieler Föhrde p. 99.
Bibliotheca Zoologien. Heft 11. 5