Die zahlreichen afrikanischen Arten der Gattung Acraea L. werden von S c h a t z im Anschluss an
D o .u h l.e d a .y in mehrere, Untergattungen unterschieden, Eijälites, Gnesia, pelchmia Planema, von
, denen Wir die ersten drei mit T r im e n besser zusammenfassem In dieser Untergattung, Hyalites Dbld,,
deren Arten durch zahlreiche schwarze Flecke auf beiden, oft theilweise durchsichtigen Flügeln, eine
Reihe von Marginalmonden auf den hinteren und häufig noch durch': e in besondere an frischen, Stücken
T" » » 5 . nr' leUlrft leuchtendes „Acräenroth“, das im.. Haben. nach T r im e n einen Stich in’s Carminrothe h a t , , agsc•
gezeichnet sind, is t besonders die schöne A. Egina Cri ,(tropisches Westafrika) mit breit rother,, über, die
Hinterflügel und das hinterste Drittel den vorderen ziehender Mittelbinde und B h w a r z e r 'l|p itz e der
Vorderflügel im männlichen Geschlecht und blässeren;; ,'Sna weisse Subapicalbinde tragenden Flügeln im
weiblichen Geschlecht Gegenstand der Nachahmung von Seiten Angehöriger anderer Familien. In noch
höherem Maasse dienen die Arten J l e r Untergattung Planema als Modelle mimetischer Anpassung. Ihre
Männchen tragen meist, eine breib röthlichgelbe, ihre Weibchen;,-eine w e is s lic h e b is , fast; zur Zelle .der
Vorderflügel gehende Mittelbinde und ausserdem au®; letzteren eine Apicalbinde. Auf der Unterseite der
Hinterflügel treten statt der Marginalmonde zahlreiche Ibjgrcöstal4reifen am Anssenrande auf und/liegep
einige schwarze Flecke in der röthlichgelben Basis. Die Arten variiren oft ausserordentlich; so genüge-
es h ie r, auf die , zahlreichen Varietäten der A . Ewryta E. (Gabun, ■ Congo■, Angola) hänzuweisen,
denen z. B. var. Vestälis F. fast ganz rauchbraune, var. McinoßiP. dagegen mit Ausnah,m|.Jdei Spitze-
T“ fg.' n - ™ ' h e l1 rostbralme Vorderflügel besitzt. Die nahe stehende, mehr constante A . Gaea F. (Guinea, C
unterscheidet sich besonders durch, die geringere Fleckenmenge auf der Oberseite der Hinterflügel. Die
von dem Innenwinkel der letzteren beginnende Mittelbinde z ieh t sich, bei dem Männchen breiter und rost-
gelb, bei dem Weibchen schmäler und weiss aufgehellt, bis. fast zur Zelle auch- über die sonst nur uoch
eine scharfe Subapicalbinde tragenden Vorderflügel. A u f der Unterseite der Hinterflügel tra g t das
Weibchen, welches • besonders als Modell dient, an, der röthlichbraunen Basis einzelne schwarze Flecke,
denen eine weissliche Binde und ein; breiter grauer Saum folgt, den durch die dunkleren,Intereostalstreifen
durchbrochen ist.
Die Acraeen sind nach T r i m e n aussserordentlich lebenszäh. „No pressure; o f th e thorax,. short
or absolute crushing: of the tissues, suffices to kill or even parälyzä th ^Ä u ;tte rflie a .f' Wie bei des,'
Danaern entquillt ihrem Körper scihou bei leichtem Druck eine klare Flüssigkeit*, die dem Secrett der
Ooccin eilen entsprechen und auch die hauptsächliche Trägerin des , „peculiar scent“ sein soll. ') Wie
T r im e n ebenfalls beobachtete2), wurde ein Saft lassender Acazienbaum, der .Tummelplatz; der saugenden
Insecten, auch von räuberischen Mantiden besucht,, welche hier zahlreiche Opfer fanden,“ U n ter den am
Fnsse des Baumes niedergefaUenen Flügeln der letzteren fand T r im e n n i e m a l s ? d i e von Acraea, dijs*
Danaus.
Nach T r im e n treten die Acraeen meist in grösseren Mengen au f, fliegen sehr langsam und
sitzen auf niedrigen Blumen mit ausgebreiteten Flögeln. Ih r Benehmen zeichnete sich durch „complete
') »The peculiar odour seems to reside chiefly in a bright yellow liquid secretion, which, on pressure of the
thorax, exudes somewhat copiously.“ (R. T r im e n and B ow k e r, 1. c. I, p. 130.)
2) R. T r im e n , On some remarkable Mimetic Analogies among African Butterflies (Trans. Linn. Soc. XXVI
1869, p. 500)., ■■ V ■■ | g | - ■ 'v ’"
disregard of concealement“ aus. Die Larven leben in grossen Mengen vollkommen, frei und haben dieselbe,
wenn auch nicht so starke Ausdünstung wie die Falter.
T r i m e n führt folgende Futte rpflanzen'de r oft sehr auffälligen (z. B. indigoblau gefleckten)
Raupen a n : Acr. Horta L. auf Kigellaria africana (Erythrospermeae), auf Passiflora coerulea und Tacsonia
magnifica (Passiflor.); Acr. Acara Hew. und Acr. (Plan.) Gea L. auf Passifloren; Acr. Eusebria Hew. au f
Fleurya (Urticae.) und Acr. Buxtoni Butl. auf Hermannia (Buettneriac.); die Arten der Untergattung
Planema leben besonders in Wäldern.
Familie der Pieriden.
Der Vollständigkeit wegen erwähne ich die erst in seinem grossen Werke über die südafrikanischen
Falter gemachte Angabe T r im e n ’s, dass die langsam fliegende Mylothris Agathina Cr. durch beide
Geschlechter von Pieris Thysa Hopffr. und das Weibchen von Eronia Argia copirt werde, während sich
in WTestafrika P. Rhodope F. der M. Poppea Cr. anpasse. Dies Beispiel bedarf noch der experimentellen
Prüfung am Falter von Mylothris, da die Nahrung der Raupe von M. Agathina (Loranthus) nicht gerade
für die Widrigkeit der Imago anzuführen wäre. Jedenfalls ist aber Mylothris der Verzweigung der
Radialis der Vorderflügel nach die abgeleitetere Form von Pieris und ihre Vertreter sind relativ häufiger.
Auch is t die Aehnlichkeit z. B. zwischen M. Poppea Cr. und P. Rhodope F. geradezu auffallend. Weiter
neigen die sehr seltenen Weibchen der Eronien, welche nach der Futterpflanze der Raupe (Capparis)
recht wohlschmeckend sein dürften, auch in Indien stark zur mimetischen Anpassung an widrige Modelle
und sind ebenso schwache als die Männchen vortreffliche Flieger.
Angehörige der Heteroceren.
Von den von R. T r im e n l) angeführten, anscheinend immunen Heteroceren, Pais decora, Eusemia
euphemia, Glaucopis formosa, die alle „a strong and offensive odoür“ besitzen, Tropfen einer weissen oder
gelben Flüssigkeit absondern sollen und langsame Flieger und dabei auffallend gefärbte, sehr häufige Thiere
sind, is t nur die Eusemia-Art als Modell einer mimetischen Anpassung bekannt geworden. Dieselbe besitzt
schwarze Vorderflügel, welche mehrere dem Hinterrande parallele gelb weisse Bindenreste tragen,
und gelbe, innen rosenroth angehauchte, aussen breit schwarz gesäumte flinterflügel.
Eine charakteristische und zugleich typisch afrikanische Widrigkeitsfärbung treffen wir bei
mehreren afrikanischen Heteroceren an , die alle bei Tage fliegen und widrigen Familien angehören. Als
Typus derselben möchte ich die häufigste A rt, die zu den Lithosiiden gerechnete Aletis Helcita Cr., ansehen,
welche einen schwarzen, mit drei leuchtend weissen Tüpfelreihen besetzten Leib und fast mennig-
rothe Flügel besitzt, die in dem breiten schwarzen Aussensaum leuchtend weisse Tüpfel tragen. Dieser
Art gleichen nun auch durchaus zwei Vertreter der Agaristiden, die Phaeagorista Helcitoides Dew. und y^'g™’^
die Eusemia Falkensteinii Dew., anscheinend seltenere Arten. Spätere Untersuchungen werden zu entscheiden
haben, ob Aletis in der That den Agaristiden zum Modell diente.2)
’) Trans. Linn. Soc. XXVI, 1869, 1. c. p. 494.
*) Dazu bedarf es der Untersuchungen über den Grad der Häufigkeit, die ursprüngliche Gattungstracht, die
Raupennahvüng, den Grad der Immunität der einzelnen Formen.
Bibllotheca zoologica. Heft VIII. §