Amöbe mit weichhäntiger Schale.
Abbild. Taf. VII, Fig. 1. Vergr. = 1000.
Den h ie r k u rz zu besprechenden Organismus fand ich n u r ein einziges Mal auf, und trotzdem
ich ih n an keiner S telle-unterzubringen vermag, so sei es doch vermieden, einen besonderen Species-
oder g a r Gattungsnamen fü r ihn aufzustellen. Sein Hauptkennzeichen is t eine „chitinöse“, membrana
rtig e etwa eiförmige Schale, die am spitzen Pole eine Öffnung au fw eist, ans welcher — ähnlich so
wie bei den eigentlich monothalamen Amöben (Thalamophoren H ertwig ’s) die Pseudopodien herausg
estre ck t werden können. Die Schale is t ferner ähnlich wie bei Gromia u. a. von weicher, biegsamer
Beschaffenheit, und dadurch, dass sie eigentümlich gerunze lt und g e k n itte rt wird, e rh ä lt sie anderseits
eine gewisse Ähnlichkeit mit de r membranartigen Umhüllung von Saccamoeba verrucosa (s. d. p. 4 fg.
Taf. TV Fig. 1 und 2). Ausserdem aber is t sie m it kleinen Steinchen und anderen Fremdkörpe rn weitläufig
und unregelmässig bedeckt. E s w ird also keine eigentliche, in sich geschlossene Sand sch ale wie
etwa bei Difflugia geb ild et, sondern es kommt eine ähnliche S tru k tu r zu S tan d e , wie bei d e r auch
h ie r beschriebenen Saccamoeba spatula Penard, n u r dass bèi dieser wieder die chitinige Membran und
demzufolge eine besondere Austrittsöffnung fehlt. Die Schale unseres Organismus, bildet somit ein M ittelglied
zwischen denen von Difflugia, Gromia, S. verrucosa und S. spatula, deren C h a rak te re sie theilweise
in sieh vereinigt.
Von dem Weichkörper w a r n u r d e r The il deutlich zu erkennen, d e r sich ausserhalb d e r Schale
befand. Dieser w a r im optischen S ch n itt etwa handförmig, d. h. von einer in der Fläche h an d tellerförmigen
Protoplasmamasse gingen mehrere lange und ziemlich dünne, aber n ic h t verzweigte Pseudopodien
aus, welche sich allmählich verjüngend spitz endeten. Sie waren mith in erheblich schlanker
als bei Difflugia, aber n ich t ganz so fein und vor allen Dingen nicht verzweigt wie bei Pseudodifflugia
etwa. Das Plasma der Psendopodien selbst w a r ferner ein durchaus h y a lin e s , ektoplasmatisches und
n u r d e r b re ite und gemeinsame Basalteil en th ielt einige wenige Körnchen und gelbe Krümelchen.
Eickenia rotunda n. g n. sp.
Abbild. Taf. VIII, Fig. 21 bis 27 mit. Vergr. = ca. 1000. Vergl. Nr. 40, p. 359 fg., Taf. XVII, Fig. 7.
D e r Organismus, den ich schon einmal Gelegenheit zu behandeln h a tte u n d d e r im Folgenden
des Eingehenderen besprochen werden so ll, schien mir einer d e r eigentümlichsten zu sein, die in
Córdoba u n te r das Mikroskop kamen, eigentümlich namentlich deshalb, weil e r fa s t alle r K rite rien
eines thierischen Organismus entbehrt. Glücklicherweise w a r e r auch eines d e r häufigsten, d e r im
Gesichtsfelde auftauchenden Objekte, so dass e r so ausgiebig wie möglich beobachtet werden konnte.
Erschien e r doch fa s t in jed e r dem Teichschlamm (Hospitalteich) entnommenen Probe, und n u r in den
Aquarien hie lt e r nicht lange aus und verschwend allmählich. E r fand sich auch n ich t fre i schwimmend
im Wa sser oder an Pflanzen etc., sondern w a r offenbar au f den Schlamm beschränkt, wo e r zwischen
allerlei D e tritu s etc. lag. Ans diesem Grunde wurde e r lange Z e it übersehen. Nachträglich
jedoch entsann ich mich, ih n häufig genug bemerkt zu haben, um sagen zu können, dass e r einer der
gemeinsten P ro tis te n Córdobas ist.
Die G e s ta lt der Eickenia is t mehr oder weniger die einer Kugel von etwa 1 0 - 1 2—2 0 - 2 5 jx
Durchmesser. Oft is t im optischen S ch n itt eine vier- oder fünfeckige Form wahrzunehmen, doch so,
dass dabei immer noch d e r isodiametrische C h a ra k te r des Ganzen g ew ah rt bleibt. E s werden nämlich
aus d e r Ku g elg e stalt dadurch etwas v erände rte Formen gebildet, dass sich ab und zu einige wenige
im optischen S ch n itt drei, vie r oder höchstens fü n f— halbkugelige — buckelige Aussackungen, Bruchsäcke
kle in ster A r t bilden, die man kaum noch Pseudopodien nennen kann.
Der die Eickenia darstellende kugelige Körper is t von einer d e rb e n , membranartigen Hülle
umgeben, die das Epitheton „doppelt k o n tu rirt“ au f jeden F a ll verdient. Sie h a t die meiste Ähnlichkeit
m it d e r die Nuclearella variabilis (f. d. p. 63 fg, Taf. I, Fig. 1, 2, Taf. I I , Fig. 1, 2 ,1 0 ,1 1 etc.) auszeichnenden
Hautschicht, is t also nicht als eine wirkliche Membran, sondern etwa als eine zähflüssige oder kautschuk-
a rtig e Masse zu denken. Allerdings is t an abgestorbenen Exemplaren ein dünnes, k n ittrig e s H äutchen vom
-Inhalte abgehoben, ähnlich wie man es etwa bei Saccamoeba verrucosa zu sehen bekommt. Offenbar aber
hande lt es sich in unserem Fa lle um eine post mortem auftretende Gerinnung; denn am lebenden Organismus
is t ein d erartig es K n ittrig - oder F a ltig werden der H autschicht niemals zu konstatiren, und diese liegt
vielmehr dem Kö rp er überall p ra ll an. Dass sie sich ferner in einem seh r dehnbaren und halbflüssigen Zustande
befindet, lä ss t sich noch aus einem anderen Umstande ermessen, der m it der Pseudopodienbil-
dung, wenn man davon h ie r sprechen d a rf, zusammenhängt. Es zeigt sich nämlich hierbei, dass die
Hautschicht an den buckelartigen Hervorwölbungen g a n z d ü n n ausgezogen w ird , ähnlich also wie
bei Nuclearella, so dass sie hier nich t mehr als d o ppeltkonturirt gelten d a rf, und da der Buckel oft
n u r klein und von seh r blassem In h a lt is t, so glaubt man in solchem Fa lle fa s t ein Loch in d e r H au tschicht
vor sich zu haben. Es ex is tirt indessen ein solches oder überh au p t eine p rä fo rm irte Durchbruchsstelle
fü r einen Buckel nicht, da dieser an jeder beliebigen Stelle, meist allerdings in einem gewissen
Abstande von dem benachbarten entstehen kann. Infolgedessen kommt auch eine gewisse mathematische
Regelmässigkeit in der Gestaltung des ganzen Organismus zu Stande, und ein scheinbar regelmässiges
Dreieck, Qu ad rat, Fünf- oder Sechseck is t keine allzu seltene Erscheinung (Fig. 21, 23), die
noch dadurch an Itegelmässigkeit gewinnt, als die Buckel u n te r sich nahezu gle ich artig sein können.
Die Hautschicht, das sei noch' erwähnt, is t farblos und glashell. Sie zeigt durchaus keine
Cellulosereaktion und lä ss t nach B ehandlung m it Essigsäure n u r eine körnige Trübung ih re r Substanz,
also eine Gerinnung, wahrnehmen.
Die buckelartigen Pseudopodien werden meist sehr langsam gebildet und ebenso langsam wieder
eingezogen. In der Regel erreichen sie, wie schon oben e rw ä h n t, n u r geringe Dimensionen und sind
von kalotten- bis halbkugeliger G e s ta lt, von d e r Ausnahmen n u r selten k o n s ta tirt werden konnten.
So e rreich te ein Pseudopod einmal das Doppelte etwa seiner gewöhnlichen Länge (Taf. V I I I Fig. 22),
wobei sich auch seine Basis etwas v erb reiterte, doch so, dass e r etwas höher als b re it wurde, während
fü r gewöhnlich seine Höhe n u r ungefähr die Hälfte seiner B reite betrug. Dabei bewahrte der einzelne
Buckel jedoch ste ts seine symmetrische, bruchsackartige G e s ta lt, abgesehen von einem einzigen zu r
Wahrnehmung gelangten Falle, in welchem das Pseudopod z w e i l a p p i g w a r und gewissermassen einen
D o p p e l b u c k e l v o rstellte (Taf. V IH Fig. 25).
Obgleich bei u n serer Eickenia von wirklichen Pseudopodien, wie aus Obigem zu ersehen, nicht
gesprochen werden k an n ; so lassen sich doch die buckelförmigen Auftreibungen in ihrem Entstehen
und Vergehen re c h t g u t mit dem Auge verfolgen, und die damit zusammenhängenden Gestaltsver-
änderungen des Ganzen gehen, wenn auch langsam, so doch deutlich - vor"' sich. J a , es werden dauernd
d e ra rtig e geringfügige Gestaltsveränderungen vorgenommen, und in einem Falle wurden sogar auffallend
viel Buckel gebildet, von denen immer einer irgendwo entstand, während an einer anderen Stelle einer
eingezogen wurde.
Da die Buckel durchaus nicht nach A r t äch ter Pseudopodien nach einer Richtung hin vorges
tre c k t werden, so können sie auch eine wirkliche Ortsverändernng nich t hervorrufen. N u r ein ge