„Mittelzellrandbinde“ bitte ich dagegen, das kürzere „Terminalband“ einführen zu dürfen. Wie E im e r
sehe ich die helle Farbe als der Grundfarbe entsprechend an , auf der sich die dunklere Zeichnung wie
ein Gemälde entwickelte, dessen Unterton schon angelegt ist. So nenne ich die Reste der hellen Grundfärbung
„B in d e n “ (vittae) *).
Die dunklen Zeichnungselemente, welche E im e r als einfache schwarze Streifen (strigae) bezeichnet,
scheinen mir zusammengesetztere Bildungen zu sein, da sie in vielen Fällen einen bestimmt gefärbten Kern
entwickeln und sich dadurch zu einem hellen, dunkelgesäumten Bande umbilden können, weshalb ich sie
auch als B ä n d e r (fasciae) bezeichne. Uebrigens h at E im e r die Umwandelung von Streifen zu hell-
gefüllten Bändern bei P . Podalirius selbst beobachtet. Während der Grad der Verdunkelung, welcher die
centrale Binde zurücktreten lässt, starken Schwankungen unterworfen, während selbst die Länge der Bänder
sehr veränderlich is t, is t doch ihre Lage mit wenigen Ausnahmen (P. Policenes Cr.) so constant, dass
E im e r sie mit Recht als wichtiges morphologisches Verwandtschaftsmerkmal ansehen durfte, wenngleich
die Berufung auf die Vorderrandszeichnung der Vorderflügel allein zu einseitig erscheint, um zu annehmbaren
Resultaten führen zu können. Von den Zellbändern der Vorderflügel sind besonders die ersten drei bei
den Segelfaltern weit verbreitet, weshalb ich sie als erstes bis drittes B a s a lb a n d bezeichne, während ich
die zwischen ihnen gelegenen Binden „innere und äussere Basalbinde“ nenne.
Ausserhalb der Mittelzelle is t die Grundfarbe der Vorderflügel durch entwickelte oder nur in
Resten am Vorderrande erhaltene Bandsysteme durchbrochen, welche ich für das wichtigste Merkmal der
Zeichnung zur Erkenntniss von Verwandtschaftsbeziehungen derjenigen Formen ansehe, bei welchen die
leicht unterscheidbaren Zellbänder durch allgemeine Verdunkelung unerkennbar geworden sind. Dieser
Aussenzellbänder unterscheide ich drei, das Inframarginal-, das Submarginal- und das Postmarginalband.
Das zunächst der Zelle gelegene I n f r a m a r g i n a l b a n d is t auch von E im e r als morphologisch wichtig
anerkannt worden und entspricht seinem Streifen IV. Während dasselbe allerdings bei den Segelfaltern,
welche E im e r untersuchte, stark verschmälert is t, tritt es doch bei einigen Rinnenfaltern als breites,
innen hell gefülltes Band auf. Die durch das Submarginalband zerschnittene breite Flügelbinde, welche
fast bei allen Formen innen vom Terminal-, aussen vom Submarginalbande begrenzt wird, zerfällt dadurch
in eine innere „Vorbinde“ und eine äussere „Zwischenbinde“, wie umgekehrt durch Ausfallen des Inframarginalbandes
und die Vereinigung beider Binden die „Aussenzellbinde“ entsteht. T ritt letztere direct
nachweisbar oder doch durch die Morphologie der Zeichnung ableitbar mit Zellbinden in Verbindung, wie
dies ja die Regel ist, so bezeichne ich sie als „Mittelbinde“, während die „Innenbinde“ nur aus der Verschmelzung
mehrerer Zellbinden besteht.
Hinter der Mittelbinde treten bei fast allen Formen zwei Streifen, III und IV E im e r , so regelmässig
aneinander, dass wir sie unbedingt als zu e in em Complex,' einem Bande gehörig, ansehen müssen,
welches meist auch eine bestimmte bläuliche Farbe seines Bindenkerns trägt. Ich bezeichne dies Band
als S u b m a r g i n a lb a n d .
An das Submarginalband schliesst, sich nach aussen eine fast stets erhaltene Grundfarbenbinde
an, die ich mit dem in der Entomologie dafür eingeführten Ausdruck als „Marginalbinde“ bezeichne, und
die häufiger in die „Marginalmonde* zerfällt als sie eine continuirliche Binde darstellt.
') Vergl. H. B u rm e is te r , Handbuch der Entomologie, Bd. I, 1832, p. 29—30.
Das zwischen ihr und dem hellen „Säum“ (limbus) gelegene, nur in wenigen Fällen seinen ursprünglichen
Bindenkern zu schmalen Mondtüpfeln entwickelnde Band, welches E im e r ’s Streifen 1 entspricht,
bezeichne ich als P o s tm a r g i n a l b a n d und seine mondförmigen Bindenreste als „Postmarginalmonde“.
Die ursprünglichere Form dieser Bänder ist meist auf der Unterseite deutlicher als auf der oberen
und ihre Grundform dürfte von. breiten dem Aussenrande der Flügel parallel laufenden Grenzstreifen
eingefasst gewesen sein und somit dem weit verbreiteten Zackenbande entsprochen haben, welches wir
besonders. bei den Heteroceren vorherrschen sehen.
Figur 4.
Halbschematische Skizze der Flügelzeichnung von Papilio Damus Bsd. (Mexico), einem Rinnenfalter.
Durch allmälig sich über die Längsrippen fortsetzende Verdunkelung der Randstreifen eines
Bandes wird die Binde des letzteren in den Randfeldern entsprechende Stücke zerschnitten, die zuerst eine
mehr rundliche, später oft halbmondförmige Form haben und bei den drei randläufigen Binden als
„Monde“, bei den Zell- und den Aussenzellbinden dagegen, wo sie meist rundlich oder längsgestreckt
sind, mit einem der Ornithologie N a u m a n n ’s entnommenen Ausdruck als T ü p f e l (guttae) bezeichnet
werden. Sie stellen somit die Reste ursprünglicher Binden dar.
Verfliessen mehrere dieser Tüpfel zu einem grösseren, so nenne ich letzteren, wenn er besonders
auffällig ist, mit einem ebenfalls der Ornithologie entlehnten Ausdruck „Spiegel“.
Wie die Binden durch Verdunkelung, d. h. Vermehrung der Zeichnung, werden die Streifen und
Bänder durch Aufhellung, durch secundäres Vortreten einer hellen, oft der Grundfarbe entsprechenden
Färbung durchbrochen. Dann zerfallen sie, wenn sie einfarbig waren, meist in schwarze F l e c k e