D u r c h s c h n i t t l i c h e G r ö s s e : Ç 1,5—2,5 mm. Das £rösste' vön mir beobachtete Exemplar
nviss 3,2 mm. 1JÎ n u n - : -1
F ä r b u n g : Die Tiere sind meist farblos, oft aber auch gelblich, grünlich, ja selbst braun gefärbt.
Viele d e r Von mir beobachteten Exemplare zeigten in der Nähe d e r Mundöffnung eine schön himmelblaue
Färbung: ; '
Auffallend war die vollkommene R o t f ä l - b u n g fast aller Exemplare gewisser Lokalitäten (Teich
bei Lochau, Tümpel im Weidengebüsch hinter Diemitz und au f den Sohwärtzer-Bergen). In allen diesen
Fällen war der zweite Ring des Céphalothorax -^ ä h n lic h wie ' dies auch für andere Arten (Cycl. insignis,
s ß r r v l a t , u s , p b a l e r a t m ) gilt 9 stets heller g efärbt als die übrigen Körperabschnitte. Diese Rotfärbung
rührte nicht allein vön einer Unzahl roter Fetttropfen her, welche durch den Chitinpanzer hindurchschimmerten,
sondern schien auch den Muskeln eigen zu sein. Selbst die Eiballen sahen in diesen
Fällen ziegel- bis feuerrot aus.
Diese auffallende Färbung tra t nun nicht etwa n u r an einigen wenigen Tieren einer dèr.gehanritcn
Lokalitäten auf, sondern erstreckte sieh stets au f a l l e I n d i v i d u e n , und zwar nicht allein auf die zu
Cyd. strenuus gehörigen, sondern a u c h 'a u f V e r t r e t e r a n d e r e r A r t e n , C ydm ir id is, Ucuspidatus und
vernalis und Cmthocamptus staphylirms, so dass s ä m t l i c h e S p a ltfü s sk re .b .B 'e e in e s s o l c h e n G e w ä s s
e r s in e in em l e b h a f t e n R o t p r a n g t e n .
Besonders auffallend ist nun noch d e r Umstand, dass die Rotfärbung, welche in einer bestimmten
Jahreszeit ganz allgemein auftrat, zu einer anderen Jahreszeit v o l l s t ä n d i g v e r s c h w u n d e n war.
Rotgefärbte Individuen von Cyd. strenuas h a t auch Z a c h a r i a s 2) in den beiden Koppentcichun des
Riesengebirges beobachtet. R i c h a r d 8) berichtet gleichfalls über die vorliegende A rt : „H est très-souvent
coloré en ro u g e plus ou, moins intensé“ und „Les individus étalent ronge carmin*):|^ m
Bei den Diaptömiden ist das .Auftreten einer lebhaften Rotfärbung des ; ganzen Körpers durchaus
etwas allgemeines. Dieselbe wird beim Diaptomus bacüifer Koelbel-, wie dies R. B l a n c h a r d 5) durch
sorgfältige. Untersuchungen dargethan hat, durch einen Üarotinfarbstoff herbeigeführt, welcher sich in der
Pflanzenwelt ungemein weit verbreitet findet. Es ist wohl anzunehmen, dass, wie bei dieser Diaptomva-
Art so auch bei den übrigen Gliedern dieses Genus und wahrscheinlich auch bei den notgefärbten
Ct/clopidcn und Harpacticidm ein Carotin das tingierende Mittel seih ryird.
A u f f a l l e n d e E r k e n n u n g s m e r k m a l e : Die gesamte Form des Céphalothorax, besonders dies
¡des vierten s ta rk nach hinten verlängerten Segments; die divergierenden, am Innenrande behaarten und
au f der dorsalen Seite mit einer Chitinleiste ausgerüsteten Furkalzweige ; die gespreizte Haltung der
Apikalbörsten; besonders die Form des Receptaeulum séminis.
: V e r b r e i t u n g : Der Cyd. etrenuus is te in e r der gemeinsten Copepoden D eu tsch lan d , Es giebt
wohl selten ein Gewässer, das ihn nicht beherbergt. Die kältere Temperatur seheipt ihm besonders zn-
') C la a s : 2,4 mm. H o e k : bis 3,2 mm. D l ia n in : 1,5 mm. V o s s e le r
achtete sogar Individuen von 3,8 min. D a d a y : 2,4—3 mm (für Cyd.Mrmmii.
=) Z a c h a r ia s , Ergebnisse einer zool. Exkurs, i. d. Glatzer-, Isar- - •>■-**
*) R ich a rd , Cladoe et Copép. non mar. de la faune franç. p. 5.
4) R ic h a rd , Liste des Clad. et des Cop. d’eau douce, p. 160.
5) B la n c h a rd , R., Snr une carotine d’org. anim.
Zusagen; so fand ich ihn z. B. des öfteren in fast unglaublichen Mengen selbst unter dem Eise. ‘) Während
der wärmeren Zeit des Jah res findet man ihn in den Wasserbecken, welche er während der kälteren
in grossen Mengen bevölkert, entweder in nur vereinzelten Exemplaren oder oft überhaupt g a r nicht.
Dieses Verschwinden und massenhafte Wieder-.Auftrpten zu bestimmten Jahreszeiten ist einer
grossen Zahl von Gopapodm eigen. Hier harren noch schwierige biologische Fragen der Lösung.
Variabilität des Cyclops strenuus.
Wie aus vorstehender Charakteristik und den zum Vergleich herangezogenen Angaben der übrigen
Forscher hervorgehen dürfte, ist der Cyd. btremius eine sehr variabele Art. Alle Körperteile unterliegen
in ihrer Form und relativen Grösse mannigfachen Schwankungen, so dass sich oft die Individuen einer
bestimmten Lokalität von denen einer anderen, wenn auch nur in geringem Grade, so doch deutlieh unter-
.scheideii.. A ls d a s k o n s t a n t e s t e M e r k m a l h a b e ic h s t e t s d a s R e c e p t a e u l u m s e m i n i s
g e f u n d e n . Wenn auch die Form desselben ebenfalls einigen Schwankungen unterliegt: d e r zu G r u n d e
1 i e g e n d e 'B a u p l a n d e s s e l b e n e r l e i d e t n i e m a l s e i n e V e r ä n d e r u n g . W ä re von den einzelnen
Forschern dieses Organ gebührend berücksichtigt worden, so wäre die Aufstellung einer so grossen Anzahl
neuer, abe r haltloser Arten absolut unmöglich gewesen.
Denn wollte man jede, etwas von der typischen Art abweichende Form mit besonderen Namen
belegen, so hiesse das die ohnehin schon grossen Schwierigkeiten, welche hei den Cyclopiden bestehen,
nur zweeklos vermehren. F ü r den trockenen Systematiker zwar mögen solche Schwankungen allerdings recht
unangenehm sein, da diese Formen sich nicht mehr mit dem Bilde decken, das er sieh von der betreffenden
A rt konstruiert hat. F ü r den Forscher aber, der die N atur als etwas Werdendes, als etwas sich
beständig Umgestaltendcs betrachtet, bieten solche Formen, und (im speziellen gerade der Cyd. streimus,
.vorzügliche Objekte, um die Variabilität der Arten bei der Einwirkung verschiedenartiger Lebensbedingungen
studieren zu können.
Ueber Lokalformen berichtet V o s s e l e r 2). Dieselben unterscheiden sich hinsichtlich der gesamten
Leibesform, der Länge der F u rk a , der Furkalbewehrung, der ersten Antennen -— bei einigen Exemplaren
aus den Seen au f dem Schatten bei Stuttgart waren die ersten Antennen nur aus sechzehn Segmenten zusammengesetzt
— und der Bedornung der Schwimmfüsse von dem typischen Cyd. struamts. Dem letztgenannten
Merkmale (Fussbedornung) lege ich g a r kein Gewicht bei, da auch bei vollkommen typischen
Tieren die Bedornung der Schwimmfüsse mannigfach v ariiert, dieselbe sogar bei Exemplaren, welche ein
und demselben Gewässer entstammen, nicht immer — wie ich bereits ausgeführt habe — die gleiche ist.
Z s c h o k k e 8) fand den Cyd. strenuus der Seen des Rhätikongebirges „etwas kleiner und schmächtiger
als die Individuen der Ebene“ . E r schreibt mit V e r n e t 4) „diese Thatsache dem Nahrungsmangel
in den kleinen, rasclifliessenden und wenig organische Substanz enthaltenden Bergbächen zu“ . Es sind
' also diese. Gebirgsfovmen ganz ähnlichen Einflüssen ausgesetzt, wie die pelagisch lebenden Tiere,-denen
wir nunmehr unsere Aufmerksamkeit zuwenden wollen.
*) Auch R ic h a r d fand ihn oft in bedeutender Individuenzahl während der Wintermonate, (cf. die citiert.
Arbeiten dieses Autor&.)
2) V o s s e le r, D. fr eil. Copep. Württemb. p. 195.
8) Z s c h o k k e , Die zweite zool. Exkursion p. 446.
4) V e r n e t, Observ. anat. et physiol.