Um zuerst die Arten mit reicherer Zeichnung und erhaltener Mittelbinde der Hinterflügel zu besprechen,
so erinnert Ph. drypetis Godm. et Salv. (Guatemala, Panama) an Mechanitis macrinus Hew. und
Ph. Mechanitis Godm. et Salv. (Nicaragua, Costarica) an Melinaea doryssus Bates var. und Heliconius Telchinia
Dbld., so Ph. Eunice Hb. (Brasilien) an Mechanitis Polymnia L ., Ph. Esora Sannd. an Mech. Nesaea Hb.,
Ph. Erysice Hb. (wie vorige Bahia, Mus. Berlin) an Tithorea Harmonia Cr. var. Guparina Bates. Von verwandten
Arten mit meist breiten, aufgehellten Hinterflügeln erinnert Ph. Aveyrona Bates (Costarica,
Panama) an Eueides Aliphera Hb., Ph. nigripewnis Salv. an Eueides vulgiformis D ru ., Ph. poecilina Bates an
eine kleine Tith. Irene Dru., E. prisca Hopffr. (Mexico) an kleine Olyras-Arten und Eueides Edias Hew.,
und Ph. Emerantia Hew. (Rio St. Juan) gleicht der Eueides Olympia F.
Weitere Arten ähneln Heliconius-Arten so Ph. Langsdorfi Godt., nach A. S e it Z auch im Fluge
besonders in abgeflogeneü Stücken (? befruchteten Weibchen)' Hel. Besckei L. (Brasilien); Weiter erinnert
Ph. Perilla Hew. (Chanchamayo, Jurimaguas) an Hel. Erato L., Ph. Mimas Stdgr. (Rio St. Juan) an
Hel. Faunus Stdgr. und Ph. Murena Stdgr. an Hel. Aristiona Hew. (Chanchamayo).
Dagegen ähneln andere stärker verdunkelte und zugleich wohl/die am meisten von der Stammzeichnung
abgewichenen Arten bestimmten Acraeen; so erinnert die kleine Ph. Acraeina Hew. (Peru) mit
gelbrother Subapicalbinde und tiefrother Flügelbasis an Acraea Diceus Latr., Ph. fallax Salv., Ph. Acraea Hopffr.
und Ph. Actinote Salv. an Acr. Nicylla Hopffr. und verwandte Arten (Chanchamayo). Weiter is t ganz stahlblau
Ph. atrata Dew. (Columbien); sie is t der Acraea Carbonaria Hopffr. sehr ähnlich, und der rothe Innensaum
der Hinterflügel der Ph. Steinii Dew. *) (Mus. Berlin) täuscht den rothen Hinterleib der Acr. Nelea
Latr. (Columbien) vor.
Die einzige Vertreterin der in Indien dominirenden Diademen-Gruppe is t die rein neotropische
Gattung Victorina Dbld. Während die schwarze, weissbindige V. Sulpitia Cr. noch etwas an die Grundzeichnung
von Hypolimnas erinnert, sind bei V. Stheneles die Mittelbinde beider, die Subapicalbinde der
Vorder- und die Randmonde der Hinterflügel stärker erweitert und za rt smaragdgrün gefärbt. Auf der
Unterseite sind die oben schwarzen Querbänder innen silberweiss anfgehellt und aussen rostgelb gesäumt,
die grünlichen Binden fast glasig und sehr schuppenarm. So erinnert diese A rt an Golaenis Dido L.,
welche ihr an Häufigkeit gle ichsteht, auf beiden Seiten in Färbung und Zeichnung, nicht aber in der
Flügelform. Doch ist immerhin die Aehnlichkeit beider und zugleich die Verschiedenheit der V. Stheneles
von den übrigen Arten der Gattungen gross g en u g , um auch die Umbildung der Art aus mimetischer
Anpassung an die eigenartige Colaenis-Art wahrscheinlich zu machen.
In der Ewwem'iis-Gruppe, deren mimetische Anpassungsformen an Danaus Erippus und Papilio
Philenor wir bereits in der nearktischen Subregion erwähnten, findet sich in der Gattung Adelpha Hübn.
eine anscheinend seltene Art, A. Lara Hew. (Venezuela, Columbien, Chanchamayo), welche besonders auf
der Oberseite in beiden Geschlechtern an Hel. Melpomene L.. erinnert. Auch hier dürfte sich die mimetische
Anpassung erst secundär auf das Männchen erstreckt haben und der Individuenreichthum der Art, deren
Verbreitung mit der des Heliconius noch zusammenfällt, erst allmälig entstanden sein. Der A. Lara
gingen wohl Arten wie A. Mephistopheles Butl. und dieser die häufigen Cytlierea-Formen voraus, welche
den Limenitis-Tjpxis beibehalten haben.
') Dieselbe wurde von H. D ew itz in der That auch als Acraee beschrieben (Mitth. Münch, ent. Ver. 1877, p .88)
und entspricht wohl der Epione Godm. et Salv.
Nach Godm an und S a l v i n (Biol. centraliamer.) tritt in der Anaeew-Gruppe bei einzelnen Anaea-
Arten ein Dimorphismus der Geschlechter ein. So trä g t bei A. nobilis das Männchen eine stark purpur-
rothe Oberseite der Vorderflügel, während dieselbe bei dem ursprünglicheren Weibchen (Bertha Druce) an
der Basis rostbraun aufgehellt ist und in dunklerem Grunde zwei Tüpfelreihen trägt. Bei A. Jmsoni Salv.
(Nicaragua, Panama) träg t das Männchen mehrere weissliche Tüpfelreihen in der dunklen Aussenhälf'te
der Vorderflügel. Dagegen erinnert das Weibchen etwas an den Lycorea-Typus, denn es träg t eine gelbe
Apical-, eine breite gelbe Subapical- und eine orangene Innenrandsbinde der Vorderflügel.
Diese Art führt auch durch die Flügelform schon zu Protogonius über, dessen Arten in beiden
Geschlechtern auf der Oberseite meist den X^/corea-Habitus tragen, auf der Unterseite der Flügel aber
noch eine ausgebildete Schutzfärbung besitzen, wie wir dies • b e i . einigen Arten von Elyrmias fanden.
Durch den weissen Apicaltüpfel der Vorderflügel erinnert P. Druryi Butl. auch an Heliconius Eucrate und
kommt ebenfalls nur in Südbrasilien var. Andere Arten erinnern an den Irewe-Typus.
Familie der Erycinidae.
Unter dem vielfarbigen und vielgestaltigen, artenreichen Heer der Eryciniden, welches in der
neotropischen Region sich zur höchsten Blüthe entfaltet, giebt es natürlich auch die verschiedensten Anpassungen
an die von uns besprochenen Modelle. Allerdings sind es auch hier meist seltnere und nicht
ganz kleine Arten, welche ihre Tracht einer mimetischen Umbildung verdanken. So erinnert, wofür ich
auf die zahlreichen Abbildungen aus dieser Familie in S t a u d i n g e r ’s Exotenwerk, Taf. 87—93, verweise,
die gelbe Subapicalbinde und die rostrothe Basis der Vorderflügel bei dem Weibchen der grösseren, sehr
seltenen Catagrammina tapaja Saund. etwas an Melinaeen mit verdunkelten Hinterflügeln; ähnlich besitzt
das Weibchen von Aricoris Epitus Cr. (Para) auf den abgerundeten Vorderflügeln eine gelblichweisse
Subapicalbinde und eine rostbraune Basis beider Flügel, während das Männchen langgestreckte, zugespitzte,
dunkle, bläulich glänzende Flügel trägt. Dagegen gleichen die Weibchen von A. G-elasine Bates und
A.Butleri Bates gewissen Josien und Flavinien *), während die Männchen wieder eine bläulich schillernde
Oberseite mit einem weissen Vorderflügel tüpfel besitzen.
Von der schönen A . Flammula Bates besitzen die Männchen schwarze Vorderflügel mit schmaler
weisser Subapicalbinde und abgekürzten Innenrandsstreifen und hochrothe, schwarz gesäumte Hinterflügel,
dagegen erinnern die Weibchen wie das von A. Epitus Cr. unvollkommen an den Melinaeen-
Habitus.
Zahlreich sind besonders Anpassungsfprmen an die glasigen, durch I. Onega Hew. vertretenen
Ithomien mit weisslicher Subapicalbinde der Vorderflügel, von denen ich hier nur Pheles incerta Stdgr.
und Ph. heliconides H.-S., Metapheles Dinora Bates, Tmetoglene Esthema Feld., Esthemopsis lithoswa Bates
erwähne, die in beiden Geschlechtern den Modellen ähnlich sind.
Eine höhere Stufe der- Anpassung an die Glvrysodonia- (OroZma^-Gruppe von Ithonna treffen wir
in beiden Geschlechtern bei Ithomeis heliconina Ba te s, 1. Gorima Stdgr. (oberer Amazonenstrom) und
I. Corena Feld. (Bogota). Noch andere Arten dieser kleinen Gattung, die ich wegen ihrer Seltenheit nicht
') Mit schwarzgerandeten, innen gelbbindigen Flügeln.