und einen deutlichen Zusammenhang derselben mit dem Endsacke' einer- und der Aussenwelt andererseits
constatiren konnte. Diese beobachteten Communicationsöffnungen liegen an den Seiten des Kopfes direct
hinter den zweiten Maxillen.
Wir hätten demnach cin System I I der Kopfdrüsen von Lithobius ein Drüsenpaar mit zwei Paar
Mündungen vor uns. Man kann sich diese merkwürdige Thatsache etwa auf folgende Weise erklären:
Es ist durch die Untersuchungen von S e d g w i c k 28) bekannt geworden, dass jedes Nephridium
bei Peripatus in einen dünnwandigen „endsac“ mündet, welcher ontogenetisch aus dem lateralen Theil der
Ursegmenthöhle des betreffenden Segments hervorgehf. Wenden wir nun diese Befunde bei Peripatus
auf die unsrigen bei Lithobius a n , . so kann man den Endsack von Sfsl'e|b II als die verschmolzenen
lateralen Theile der UrsegmenthBhlen der zwei Maxillensegmente, d. h. also als Theil des Cöloms betrachten.
Die Drüsensäcke von System II nebst ihren Verbindungscanälen mit den Endsäcken und die beiden
hinteren Ausführungsgänge der letzteren könnte man dann als umgewandelte Nephridien auffassen.
Vorstehende Vermuthung kann natürlich nur entwicklungsgeschichtlich auf ihre Wahrheit hin
geprüft werden. Ich habe sie nur angeführt, um 7<Jie etwas seltsame Thatsache einigermässen plausibel
zu machen.
Nun noch kurz Einiges über den feineren Bau von System II! Was zunächst die Structur der
eigentlichen Drüsensäcke betrifft, so zeigen dieselben eine grosse Aehnlichkeit mit System I I von Scutigera.
Man unterscheidet an ihnen die typischen drei Theile: zunächst eine dünne bindegewebige Hülle, dann
das eigentliche Drüsenepithel und schliesslich die chitinige Intima. Die Dicke des Epithels beträgt
0,033 mm, ist also ziemlich bedeutend. Die Zellen desselben, welche durch das Vorhandensein von
Vacuolen ihre Drüsennatur zu erkennen geben, wölben sich etwas in das Drüsenlumen vor und verleihen
in Folge dessen der inneren Fläche der Wandung ein gewelltes Aussehen (Taf. I I , Fig. 7 u. 8 sy II). Die
grossen runden Kerne liegen gewöhnlich an der dem Drüseniumen zugekehrten Seite der Zellen.
Das Epithel des Verbindungscanales ist zwar viel niedriger als das des Drüsensackes, doch besitzt
es noch ungefähr denselben Charakter: in den Zellen bemerkt man Vacuolen und die chitinige Intima ist
noch deutlich wahrnehmbar (Taf. II, Fig. 7 vg).
Ganz anders hingegen ist das Aussehen des Endsackepithels. Es ist nur 0,015 mm d. h. weniger
als halb so dick wie das des Drüsensackes. Die Kerne sind klein und liegen ebenfalls der dem Diüsen-
lumen zugekehrten Seite der Wandung an. Das Protoplasma der Zellen zeigt eine zarte Längsstreifung.
Eine. Intima ist nicht wahrnehmbar, vielmehr ist die innere Begrenzungslinie nicht scharf, indem hier
und da Flocken der Wandung anliegen, was wohl als ein Beweis aiizusehen is t, dass auch noch im
Endsack Secret gebildet wird (Taf. II, Fig 7 es).
Schliesslich sei noch erwähnt, dass die hinteren Communicationscanäle des Endsackes ebenfalls
eine chitinige Intima aufweisen, und dass das Epithel ihres unteren Theiles sich als Fortsetzung der
Hypodermis documentirt und in Folge dessen von dem des Endsackes deutlich verschieden ist.
S y s t e m I I I .
Zwischen den Ausmündungsstellen der Drüsensäcke von System II bemerkt man zwei Einstülpungen
der Körperwandung, um welche sich Zellen herumgruppiren, die drüsiger Natur zu sein scheinen (Taf. II,
Fig. 8 sy III). Die beiden Zellencomplexe erstrecken sich von der Ausmündungsstelle noch eine Strecke
weit nach vorn und hinten. In den hinteren Fortsetzungen der Zellenmassen, die an der Ventralseite
des Kopfes zu beiden Seiten der Medianebene liegen, ist ein deutliches Lumen nachzuweisen. Dasselbe
besitzt eine ausgeprägte chitinige Intima, um welche sich die langen, hellen, mit einem kleinen Zellkern
versehenen Zellen herumlagern. Die grösste Dicke dieser Zellschicht beträgt — vom Lumen des centralen
Ganges an gerechnet — 0,15 mm.
Anschliessend an die Beschreibung der drei Kopfdrüsensysteme von Lithobius muss ich noch
eines wohl umschriebenen, von dem Fettgewebe deutlich unterscheidbaren Zellencomplexes gedenken, der
seiner Lage nach der oberen Schlunddrüsenmasse von Scolopendra entspricht (Taf. II, Fig. 7 guf). Obwohl
ich nach einem Ausführungsgang gesucht h ab e , konnte ich doch keinen nachweisen, sondern nur Verzweigungen
von Tracheen in dem Complex constatiren.
H i s t o r i s c h e s .
Wenn wir von den älteren Angaben absehen, so finden wir nur noch solche bei P l a t e a u 2i),
S o g r a f 29) und V o g t und Y u n g 32). Die Arbeit von P l a t e a u ist mehr physiologischen als morphologischen
Inhalts, doch ist hervorzuheben, dass er als der erste feststellte, dass die „glandes antérieures“
— wie er die Kopfdrüsen nennt — weder ihre Producte in die Kieferfüsse noch in den Oesophagus entleeren,
sondern dass sie an den eigentlichen Mundgliedmaassen nach aussen münden. Freilich vermissen
wir bei ihm ebensowohl eine genaue Angabe der Ausmündungsstelle wie eine solche über die Natur der
Ausführungsgänge selbst. V o g t und Y u n g wiederholen eigentlich n u r, was bereits durch P l a t e a u
bekannt geworden war, ohne etwas Neues hinzuzufügen. System II und III sind sowohl von P l a t e a u
wie von V o g t und Y u n g vollkommen übersehen worden. Ob dieselben S o g r a f gesehen hat, ist nach
dem Referat im zoologischen Jahresbericht nicht zu entscheiden. Die Speicheldrüsen sollen nach ihm
jederseits mit einem Gange dicht unter der Oberlippe münden; ich muss jedoch gestehen, dass ich an
der Oberlippe keine Ausführungsgänge von Drüsen gesehen habe.
C. Die Kopfdrüsen von Henicops.
Die Kopfdrüsen einer von mir aus Java mitgebrachten Henicops-Art scheinen denen von Lithobius
zu entsprechen. Ich konnte sowohl System I wie System II deutlich nachweisen.
D. Die Kopfdrüsen von Scolopendra.
Bei Scolopendra gelang es m ir, fünf P a a r Drüsensysteme nachzuweisen, von welchen System I
und II einerseits und System III und IV andererseits eine enge Beziehung zu einander zeigen, indem
ihre Endlappen zu einem einheitlichen Complex zusammengeballt sind. Die Untersuchung wurde sowohl
an Totopräparaten wie an Quer- und Längsschnittserien vorgenommen.
S y s t em I und 11.
Auf Quer- und Längsschnitten bemerkt man unter dem oberen Schlundganglion einen eigentüm
lic h e n , gelappten Zellencomplex (Taf. II, Fig. 10 und Taf. III, Fig. 16 obs dm), dessen Natur mir
Blbllotheca zoologioa. Heft IX. g