Anfangs und Mitte Jan u ar in meinem Sammclaquarium, das schon seit längerer Zeit bestand, und zahlreiche
Kaulquappen beherbergte. Es war seit einigen Tagen völlig trü b e und von zahllosen einzelligen
Algen und deren Schwärmern durchsetzt. Unsere Amoebe lebte au f dem Bodensatz.
Bei oberflächlicher Betrachtung könnte inan geneigt sein, das Thierchen für einen F lagellaten zu
halten. Der Körper, etwa 2 bis 2 1/2 mal so lang als breit, ist bald mehr .ei- oder olivenförmig, bald
mehr gestreckt wie eine Walze, immer mit abgerundeten Enden und dabei ähnlicher metabolischer
Gestaltsveränderungen fähig, wie man sie von vielen Flagellaten, z. B. den Astasien her kennt. Durch
diesen Umstand, sowie durch das Fehlen von eigentlichen Pseudopodien wird die Aehnlichkeit mit einer
solchen F lagellate noch ganz wesentlich erhöht. Oft sieht man nämlich eine breite ringförmige Einschnürung
über den gestreckten Körper verlaufen, oft spitzen sich die Enden mehr zu, so dass das Ganze fast wie ein
Doppelkegel aussieht. Zum Unterschied von den echten Flagellaten kann die Mastigina paramylon jedoch
am abgerundeten Schwänzen de einen maulbeerartigen Anhang bilden (Taf. II, Fig. 7), wie wir ihn von
den echten Amoeben z .B . von Saccamoeba viUosa her kennen. E r verschwindet nach einiger Zeit völlig,,
um dann wieder zu entstehen, ohne dass ich leider beobachten konnte, wie das letztere vor sich geht.
Die Geissel entspringt am vorderen Ende von dem polständigen Kern ganz so wie bei anderen
hierher gehörigen Formen. Auch ist jenes Ende in der Regel zu einem Zapfen verjüngt, der voii der
Geissel durchsetzt wird. Sie ist etwa doppelt so lang wie der Körper und wird b ei der Vorwärtsbewegung
gerade ausgestreckt, wobei sie ihre Lage in etwas zu verändern vermag, indem sie mit dem
Kern bald nach rechts, bald nach links ausbiegt und wobei sich jedesmal ein neuer Polzapfen bildet,
während der alte mit der Körperwandung verschmilzt. Ih re Bewegungen geschahen sein* schnell, doch so?
dass die Seliwingungsamplitude eine sehr geringe blieb. Bald bewegte sich das Thiere dabei langsam,
bald schnell vorwärts; ohne sich übrigens um seine Längsaxe zu drehen.
D e r U m r i s s der M. paramylon ist ein so bestimmter, dass? wenn auch k ein e-Hau t, so doch
eine Verdichtung“ der oberflächlichsten Schicht vorliegen muss, die längs des Körpers derb genug
erscheint u n d nur am vorderen Zapfen, sowie an der Schwanzmortda dünn ausgezogen wird. D e r p l a s m
a t i s c h e Inhalt ist durchweg recht hyalin und von mässig vielen feineren Körnchen durchsetzt. Von
anderen Organisationsbestandtheilen sah ich bei einem Individuum eine grosse, sich langsam kontrahirende
Vacuole nahe dem Hinterende, bei einem anderen aber in der Schwanzmorula eine jedem einzelnen
Kugelzottchen etwa entsprechende kleine Vacuole mit leicht violettem Inhalt, so dass dieser Körpertheil
eine schaumige S tru k tu r hatte (Taf. II, F ig . 7).
Der N u c l e u s , welcher, wie schon erwähnt, am vorderen Pol liegt, wo er durch eine Plasrna-
schicht von der äusseren Begrenzung geschieden ist, h at die typische Bläschenform und führt ein
grosses, rauhes Morulit von d e r gewöhnlichen Beschaffenheit.
De r übrige Inhalt unserer M. paramylon setzt sich z. Th. aus einer Anzahl fettartig glänzender
farbloser Kugeln zusammen, die wohl fettartiger Natur sind, sowie aus einer Flagellaten-Art, die in einem
anderen Theil dieser Monographie zur Besprechung kommen soll. Ih re gelblichen Paramylonkörner?.
mit denen sie ganz , erfüllt ist, waren z. Th. noch in ihrem gegenseitigen Verbände zu erkennen, z. T h ,
jedoch frei und in Auflösung begriffen. Einige unserer Tierchen waren damit ganz vollgepfropft.
Mastigamoeba Schulz ei nov. spec.
Abbild. Taf. V, Fig. 1—14 incl. Vergr. = ca. 600—1200.
Die Gattung Mastigamoeba war von F . E. S c lm l z e 1) auf Grand einer höchst interessanten
Epfi» hufg-esteilt worden, i t eji in Graz att|gefnnclen. h a t « ! Sie ist charakterisirt einerseits durch eine
lange Geissel, welche derjenigen d e r Flagellaten gleicht, sowie durch einen oberflächlichen Besatz in Gestalt
wcRWitbchenförinigen Elementi<ä| welche das Thierehen wie ein Pelz üjiriäiehen. Beides sind auch
Eipäithnmliehkeiten der uns vorliegenden Speisies,’ yso .dass^es ' angemessen? erscheint, sie der Gattung
Mastigamoeba u n tg jin p rd ijm "Andererseits hatte L a i c l y ^ - o n N e - S e k l f . h e r einen Organismus als
Dinamoeba mirabilis beschrieben, welcher sowohl mit dem oben erwähnten, als auch mit unseren in der
Konfiguration eine a u f f a ^ » Aehnlichkeit hat. Nur t r | | i er k J S I Geissel, und zwar giebt lÄ e s “
L A k d y , der ein so trefflicher .Beobachter war, mit grösster Bestimmthiufan, indem er hervorliebt, wie
e r, selbst stutzig gemacht,, bei einer erneuerten Untersuchung ganz besonders au f diesen Umstand geachtet
habe. Wenn bei diesen Rh izo p o d effim e Geissel v o rÄ d e n , so fällt sie bie ist sofort in die Augen und
kann nicht g u t übersehen, werden, wesshalb mir ein Zweifel an den Angaben T .^ ü d y ’s nicht angebracht
erscheint. Dazu kommt, dass^igh selbst ein geisselloses Individuum beobachtet habe, ü llh d em ich viele
|j|is;ä eltragende -gesehen und eine Geissel, wäre sip Ä Ä v o rh a n d .en gewesen, nicht l g leicht unbemerkt
h ä tte - Ich hm mm durchaus geneigt, auch dieses geissellosc Exemplar d e r Mi Schulzei zuzuzählen,
obgleich man es ja , wohl ebenso gut für eine Dinamoeba mirabilis halten könnte. Diese ist aber
von L e i d y in zahlreicheren Exemplaren im m e r ohne Geissel konstatirt worden. F e rn e r ist das Verhalten
des K e r n s ein ganz anderes, den L e i d y von Dinamoeba als einen mehl* central liegenden
grossen kugeligen Körper» beschreibt, während er bei unserer M. Schulzei immer polständig ist, wie
weiter unten noch genauer zu besprechen sein wird. Dies alles sind Umstände, welche berechtigen
dürften, diese letztere als eine besondere A rt schärfer abzugrenzen, die ihre Benennung nach Herrn
.Geheimrath Prof. D r. F r . E i l h . S c h u l z e in Berlin erhalten möge.
V o r k o m m e n u n d A u f e n t h a l t . Ein e ig en tüm lich e r Zufall war es, dass ich dieses Rhizopod
g erade einen Tag früher auffand, ehe ich durch die Güte des . zuletzt Genannten in den Besitz seiner
fünften Mittheilung der „Rhizopodenstudien“ gelangte, welche die Mastigamoeba aspera behandelt (Ende
J an u a r 1891). Es zeigte sich in den oberflächlichen Schichten des Schlammes in. meinem Aquarium, das
hauptsächlich Wasser vom Hospitalteiehe enthielt. Zuerst selten, trat es dann Anfangs Feb ru ar so zahlreich
auf, dass jed e Probe, au f den Objektträger gebracht, davon mehrere Exemplare beherbergte. Gegen
Mitte F eb ru a r verschwand das Thier wieder, um nun nicht mehr von Neuem zu erscheinen. Im Ganzen
mag ich vielleicht 20 bis 22 Exemplare gesehen haben.
G r ö s s e , G e s t a l t etc. Bei mein* isodiametrischen Individuen betrug d e r Durchmesser d = ca.
65 fi. Bei langgestreckten inaass ich die Länge zu circa 100 bis 120 die Breite zu circa 35, so dass
also die • Grössenverhältnisse mit der M. aspera F . E. Seh. ¡übereinstimmen. Daneben waren jedoch auch
kleinere. Exemplare zu registriren, nämlich zu D = ca. 42 und d — ca. 18, ferner D*;= 55? d = 21 ¡¡t.
’) (No. 14.) F. E. S c h u lz e , Rhizopodenstudien V.