
Nächst v a n Re e n e n s Besitzungen ist der
Platz des Veldcornets v an W y k , auf welchem
wir uns Jetzt befanden, der beste des Districts.
Doch fehlt es auch hier oft an Wasser. Gegen
Südwesten hat man von hieraus eine weite Ebene
vor sich, die durch mehrere einzeln stehende,
durch sonderbare Gestalten sich auszeichnende
Berge in einem Abstand von 3, 4 un(^ mehrern
Stunden begrenzt wird. Am anffallendsten ist unter
diesen der Prammeberg (Zitzenberg) dessen
Gipfel im Profil gesehen, allerdings viel Aehnlich-
keit mit einer Frauenbrust hat.
Die Bewohner dieses Districts sind rühriger,
gedrungener, weniger fett und träge, als die der
südlichen Striche, wozu wohl das kältere Clima
am mehrsten beitragen mag. Sie gleichen darin
den Bewohnern der, auf gleicher Hohe im Osten
der Colonie liegenden S c h n e e b e r g e , an denen
schon andere Reisende jene Vorzüge gerühmt haben.
Bald nach unsrer Ankunft erschienen mehrere
Familien aus der Nachbarschaft zu Wagen
und zu Pferde, die, wie sie selbst bekannten, die
Neugierde hertrieb, einmal eine Obrigkeit zu sehen.
Zugleich brachten sie allerhand kleine Geschenke
an Wild und Erfrischungen, die eben so
anspruchlos und freundlich gegeben, als dankbar
empfangen wurden. Wir mufsten uns abermals
wundern, soviel natürliche Bildung, soviel reinliche
Wohlhabenheit in der einfachen Kleidertracht,
soviel unbefangne Gesprächigkeit ^ soviel Anstand
unter Menschen anzutreffen, die in einer Entfernung
von mehr als 60 Meilen von der Hauptstadt,
in einem einsamen, dürren, allein zur Viehzucht
geschickten Landstrich leben und mehr als zur
j Hälfte von den rohesten Wilden umgeben sind.
I Ein Paar rüstige junge Burschen, aus deren Augen
I Kraft und Zufriedenheit glänzte, ergötzten uns
I durch angenehme Erzählungen von ihren Jagd-
lund Reise-Abentheuern, die sie höchstlaunig in
Idem kurzen, derhen africanischen Holländisch vor-
I trugen. Es fiel uns hier die Bemerkung auf, dafs
■man aus dem Munde eines Colonisten n ie ein
■unanständiges W o r t , nie einen Fluch, nie eine
■übertriebene Betheurung hört. Sie hat sich mir,
Iso lange ich unter diesen Menschen gelebt habe,
■durchaus bestätigt, und ich bin mehr als einmal
■Zeuge gewesen, dafs sie sich mit einem gewissen
feartgefühl und edlem Unwillen über die Rohheit
«unsrer Dragoner oder andrer Europäer äufserten,
w en n solchen im Arger ein Fluch, oder eine Unanständigkeit
entschlüpfte. Die allgemein herrschende,
hin und wieder fast in Bigotterie ausartende
Religiosität der Golonisten ist wohl die
feauptursache dieses Verdienstes, wie denn überhaupt
ihre Abgeschiedenheit von der Welt sie von
fler Ansteckung manches Lasters bewahrt. Was
Ins die guten Hantammer noch liebenswürdiger
«pachte, war ihre Verträglichkeit und Einigkeit.
IDies war nemlich, der erste District, in welchem,
«ns er thätige Chef keine * Streitigkeiten zu entscheiden
oder beizulegen fand. Das Zwisten und
mechten gehört so ganz zu dem Character des Colo
nisten , dafs es unzertrennlich davon scheint,
gewöhnlich sind es .Grenzstreitigkeiten, die sie