
Das Hauptgebäude, worin die Brüder sich versammeln,
enthält, aufser dem Speisesaal und einigen
Wirthschaftstuben, die Zimmer für zwei der Ehepaare.
Die drei ändern wohnen in kleineren Nebengebäuden.
So ist ein eignes Haus da für die
Messerfabrik, die unter Kühn eis Aufsicht steht
und schon anfängt, ganz einträglich1 zu werden.
Er beschäftigte darin vier Hottentotten, die zuerst
als Lehrlinge umsonst dienen, dann ein Tagelohn
bekommen und endlich, wenn sie geschickt genug
sind, stückweise bezahlt werden. Die Messer sind
stark und sorgfältig gearbeitet und werden in der
Capstadt gesucht, obgleich ihr Preis etwas hoch
ist. Für ein Taschenmesser bezahlt man einen bis
anderthalb Thaler. Kühne i klagte besonders über
den Abgang der Werkzeuge und die Schwierigkeit,
ihn aus Europa zu ersetzen, und machte uns
bemerkbar, wie er sich fast alle Geräthsohaft selbst
verfertigen müsse.
Ma r s v e ld ist Müller und hat sich eine Wassermühle
nach europäischer Art gebaut, auf welcher
er nicht nur das Korn für den Haushalt und
die Hottentotten, sondern auch für manche der
benachbarten Colonisten mahlt.
Die Kirche mit ihren Umgebungen liegt im
tiefsten Hintergründe des Thals, zunächst an dem
Fufse der Pavianensch lucht, aus welcher sich das
Wasser im Winter zuweilen mit grofsem Ungestüm
ergiefst und das ganze Thal, besonders die in dem
weitern und niedrigem Theil gelegenen Hottentottenwohnungen
zu überschwemmen droht. Deshalb
hat das Bette des Stroms mit vieler Mühe
und grofsen Kosten durch hohe Mauern eingeschlossen
werden müssen, welche, so wie die darüber
geführten Brücken, einen neuen Beweis von
der Thätigkeit und Geschicklichkeit der Herrnhuter
geben. Man ist noch immer beschäftigt, diesen
Canal weiter fortzuführen, um auch die Ländereien,
die im Ausgange des Thals liegen, zu schützen,
und als ich ihn zwei Jahre später zum letztenmal
sah, hatte er schon die Länge von 600 Schritten
I erreicht.
Um aber das Verdienst dieser Männer ganz
■ würdigen zu können, mufs man sehen, wie sie
Imit den Hottentotten umgehn, mit welcher Würde
lund Sanftmuth sie sie unterrichten und bessern,
lund wieviel sie in so kurzer Zeit auf diese rohen
■ Menschen gewirkt haben. Es ist wirklich zum Er-
Istaunen, dafs dies alles ohne Zwangsmittel durch
I blolse Ermahnungen hat bewerkstelligt werden kön-
Inen. Sie kennen durchaus keine andre Strafe, als
I Ausschüefsung von dem Gottesdienst und Verban-
I nung aus der Gemeinde, und auch dazu schreiten
I sie selten und nur, wenn ein ganz verderbtes Sub-
I ject wiederhohlten Ermahnungen kein Gehör geben
I will. Die höchste Belohnung für Thätigkeit, Recht-
I schaffenheit und Frömmigkeit ist Aufnahme in den
I Bund durch die Taufe. Auch damit sind sie so
I sparsam, dafs bis jetzt kaum fünfzig von der gan-
I zen Zahl getauft sind. Den ausgezeichnetsten un-
I ter diesen geben sie noch mehr Ansehn vor den
I übrigen, durch Ertheilung kleiner Kirchenämter,
I gleichsam als Aeltesten und Diaconen und stellen
I sie so als Muster zur Nacheiferung dar. Ganz