
der Ruhm einer Wirthin, und da sie ihr Verdienst
nur darin setzen, die mannichfaltigen Erzeugnisse
des eignen Bodens, oder was Jagd und Fischerei
ihnen liefert, auf vielerlei Weise schmackhaft, zuzubereiten,
da also (einige Gewürzarten abgerechnet)
nichts von allen dem, was man aufträgt, bezahlt
werden mufs, so läfst sich diese Prodigalität
schon eher entschuldigen. Als eine Merkwürdigkeit
ward beim Nachtisch Rahmkäse aufgetragen,
der hier am Orte verfertigt und nach dem Urtheil
der sachverständigen Holländer vortrefflich war.
Die bisherigen Versuche, in der Nähe der Gapstadt
guten Käse zu bereiten, sind nicht besonders
günstig ausgefallen, woran die magere Weide und
die Beschaffenheit der Milch wohl hauptsächlich
Schuld sein mag.
Noch betrachteten wir als eine Merkwürdigkeit
eine Cither aus africanischem Eschenholz, die
hier in der Gegend verfertigt war. Dies Instrument
ist überhaupt hier beliebt und findet sich
häufig in den Häusern wohlhabender Leute. Man
sieht auch daraus, dafs es übertrieben ist, wenn
man diesen Menschen allen Kunstsinn und alles
Wohlgefallen an feineren Lebensgenüssen abspricht.
Hinter diesem Orte, der die Reeboksfontein
genannt wird, überstiegen wir auf der weitern
Reise zunächst eine :ansehnliche Höhe, von welcher
wir noch f einmal einen sehr schönen Rückblick
auf die Mosselbäy hatten. Das Profil von
Cap St. Blaise stellt sich von hier, in dem fernsten
Hintergründe gesehen, sehr malerisch dar,
man erkennt noch die weifs übertünchten Gebäude,
das Magazin und die Fischerhütten, als helle Flecke»
und Streifen auf dem dunkeln Felsengrunde, und
rechts macht der Lauf der Küste, mit ihren Hügeln,
Schluchten und Waldgruppen in'vortheilhaf-
ter Verkürzung gesehen, eine angenehme Verbindung
des Hintergrundes mit dem Standpuncte. —-
Wir waren absichtlich frühzeitig aufgebrochen, um
den niedrigsten Stand der Ebbe nicht zu versäumen,
bei welchem allein man den grofsen Brak-
hermer, der an der ändern Seite der Höhe liegt,
zu durchwaten im Stande ist, weil die See ziemlich
hoch hinaufstöfst. Wir kamen indessen noch
zu früh und mufsten eine geraume Zeit warten,
ehe wir hindurchreiten konnten, und selbst da
noch war die Furth an einigen Stellen drei bis
viertehalb Fufs tief. Die Mündung des Flusses ist
[von hier etwa noch eine Meile entfernt und wie
[ die aller südafrikanischen Ströme mit einer Sand-
[ bank verschlossen, die bei starkem Südostwind
[sich so aufdämmet, dafs der Flufs ganz verstopft
| wird und bei Ebbezeit nicht abläuft. Treten starke
[ Regen ein, so verschwindet die Bank eine Zeit-
| lang ganz und wird tiefer in die See geworfen.
[ So besteht ein ewiger Kampf zwischen Meer und
[ Flufs, der sich von dem Streite der Völker da-
[ durch unterscheidet, dafs der Gewinn an Terrain
[ liier dem Besiegten zu Theil wird.
Der grofse Brakkeflufs scheidet den Mossel-
bays-Bezirk vom Outeniqualande *), man hat an
•*) Die O u t e n i q u a waren ein zahlreicher Hottentottenstamm,
der zu den Zeiten der Colonisation hier seine Kraale