
in den Feldern umher miethen sich Manche ein
Stückchen Ackerland, worauf sie ihr Brodkorn gewinnen.
Am Ende der Strafse steht das Haus des
Predigers, das zierlichste und bequemste Gebäude
im ganzen Thale. Nahe daran stöfst ein grofser
Garten, ein mit Staketten eingezäunter Hofraum
und die ausgedehnten Ländereien der Pfarre.
Das ganze gleicht mehr einem adlichen Gute als
einer Pfarrwohnung. Der Prediger ist ein geborener
Deutscher, Namens Ba l lo t , der seine akademischen
Jahre auf deutschen Universitäten und
nachher eine längere Zeit als holländischer Prediger
auf Malacca und Batavia zugebracht hat.
Seine sanfte, höchtsliebenswürdige Frau ist aus einer
der angesehensten capischen Familien, und ihre
Freundlichkeit,-sowie des Mannes biedrer joviali-
scher Gharacter, machen den Aufenthalt in diesem
gastfreien Hause zu einem der angenehmsten, die
sieh ein Reisender denken kann. — Ueberhaupt
sind die Bewohner von Ro odezand offener, gefälliger
Gemüthsart, aber auch wegen ihres häufigen,
vermittelnden Verkehrs mit den Gapstädtern und
den entferntem Colonisten, schlauer, industriöser,
mehr auf ihren Vortheil bedacht, als die Grenzbewohner.
In ihren Häusern herrscht Eleganz, an
ihrer Tafel Luxus ; die Frauen und Töchter gehen
städtisch gekleidet und machen einige, nicht ganz
übelgegründete Ansprüche auf Verstand und Bildung.
Leiderist nur seit einigen Jahren, durch
die verkehrten Bestrebungen schwärmerischer Missionäre,
ein Grad von Bigotterie in diesen Gegenden
einheimisch geworden, der den gutmüthigen,
heitern Character der Menschen ganz entstellt
und sie zu tadelsüchtigen, verdriefslichen Kopfhängern
umgeschaffen hat. Tanz, Gesang und Spiel
sind aufs strengste verbannt, und kaum vergeben
sie es ihrem Prediger, dafs er toleranter denkt und
die Jugend zuweilen zum Frohsinn ermahnt. Die
Jünglinge muthen sich wohl noch aus in den Beschäftigungen
des Landbaues, der Jagd und auf
Reisen, aber die Mädchen sitzen d a , in frommer
Unthätigkeit; wenn sie sich bewegen, so geschieht
es mit affectirter Langsamkeit, und in ihrer körperlichen
Haltung scheinen sie die Gebehrden ihrer
Grofsmütter zum Muster zu nehmen. In äinn-
I losen Gebeten und in Psalmgesängen ersticken sie
I jedes lebendigere Jugendgefühl und gehn oft mit
I halb schon zerrütteter Gesundheit und bleichsüch-
Itig in die Arme des Gatten,■ O den der Vater ihnen
■ wählt. Den ersten Anstofs zu dieser, einem wah-
I ren Christen oft ärgerlichen Bigotterie, gab der
I Vorfahr des jetzigen Predigers, ein Mensch ohne
I Kenntnifs und Würde, der mit heuchlerischer De-
I muth und der eignen pietistischen Salbung den
I guten Leuten eine Lehre predigte, die gerade dem
I. natürlichen Hange zur Bequemlichkeit recht geleg-
I nen Vorschub leistete. Aus Faulheit erdacht, in
t Unwissenheit geboren, konnte sie auch nur in trägen
und unwissenden Köpfen vollkommnen Ein-
■ gang finden. Indessen einige wenige verständige
Hausväter sich frei davon erhielten, ward sie besonders
von den älteren Frauen hoch gepriesen
I und den jtingern Weibern und Mädchen zur Annahme
empfohlen. Diese Gewalt über die Herzen
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