
oder wohl gar entfernen, wenigstens in Ruhe versetzen
wollte, statt dafs man Männer dazu hätte
ernennen sollen, die diesen Posten als eine Stufe
zu fernerer besserer Versorgung angesehen hätten,
und deren Eifer durch die Aussicht auf Belohnung
fortdaurend thätig wäre erhalten worden. So
schreckten die Mühsamkeiten der neuen nur unvollkommen
organisirten Verwaltung gar bald jede
aufs Neue mit der Würde eines LanddroSten bekleidete
Person von der Ausführung der nothwen-
digsten Geschäfte zurück; das traurige abgeschiedene
Leben in einer öden Gegend, das ohnehin
zur Unthätigkeit disponirende Clima und die weite
Entfernung der controlirenden Oberbehörde trugen
gleichfalls das Ihrige bei, den Gang der Geschäfte
noch schläfriger zu machen. So wandte
sich der Unmuth der Colonisten, der leicht in
jeder Vernachläfsigung seines Interesse, in jedem
vermeintlichen Eingriffe in seine Rechte Nahrung
fand, fast von allen Seiten gegen die Regierung
tind ihre Diener, die Landdrosten. Bei den mangelhaften
Instructionen, die diese letztem hatten,
war eine gewisse Willkiihr von ihrer Seite unvermeidlich
und unruhige Köpfe säumten nicht, eine
jede Handlung, die Spuren davon an sich trug, als
Despotie und Tyrannei darzustellen. In den so
vorbereiteten Gemüthern ward der Geist des Aufruhrs
ohne Mühe rege gemacht. So wie die Los-
reifsung der englisch-americanischen Golonien von
dem Mutterlande schon in dem Kopfe manches
capischen Schwindlers Entwürfe geweckt hatte,
die dem, der den hiililosen Zustand der Colonie
an sich selbst, kennt, nicht anders als in hohem
Grade lächerlich erscheinen konnten, so veranlafste
auch die Französische Revolution und die gleichzeitig
erfolgende Umwälzung in Holland eine allgemeine
Gährung in der ganzen Colonie. Es bildeten
sich Parteien Prinzlich- Gesinnter und Patrioten
, die das ohnehin schwache damalige Gouvernement
nicht wenig ins Gedränge brachten.
Die Sprache, welche die Demagogen in Holland
in den Versammlungen des Volks redeten, war
ganz nach dem Sinne der mehrsten, von jeher
neuerungssüchtigen und mifsvergniigten capischen
Bürger, aber es fehlte ihnen an Muth und Kraft,
selbst etwas zu wagen, wenigstens so lange sich
die Bessern und Verständigem zur Gegenpartei
bekannten. Es blieb ihnen daher nichts übrig,
als den Geist des MifsvergnUgens und der Widerspenstigkeit
unter den rohen Colonisten zur offnen
Flamme anzublasen, die bei ihrer Unwissenheit
und Leichtgläubigkeit leicht für eine Meinung zu
gewinnen waren, die so ganz zu ihren Grundsätzen
stimmte. Mehrere europäische Abentheurer, in
dem District Graaff-Meynett, unter denen die
Geschichte der Cap-Colonie besonders die Namen:
P i s a n i und D e 1 p o r t , ewig mit Abscheu nennen
wird, liefsen sich theils als Werkzeuge der. Absichten
verborgener Ruhestörer gebrauchen,' theils
ergriffen sie die Rolle von Volksführern, m der
Hoffnung auf eine allgemeine Verwirrung. Im
Jahr 1794 brach der Aufstand in Graajf-ReyneU
förmlich aus. Der damalige Landdrost M e i n ie r ,
der in der That mit weniger Milde über seine