
Eine Karte, die wie die unsrige auf einem beschränkten
Raume einen groüsen Länderumfang von mehrern tausend Qua*
dratmeilen darstellen soll, kann wohl auf grofse Genauigkeit
im Einzelnen unmöglich Anspruch machen. Mit desto gröfserm
Rechte aber darf man von ihr fordern, dafs sie von der Gestalt
des Landes, von den Hauptgebirgsziigen und ihrem Zusammenhänge
eine klare und richtige Vorstellung gebe.' Und
gerade diese Bergketten und ihre Richtung und Verbindung
sind es, aus welchen sich die Gestalt und manche, scheinbar
climatische Eigentümlich k eit der africanischen Südspitze
am besten entwickeln und erkennen läfst. Ich habe dieser
Entwickelung einen ändern schicklichem Platz in meinem
Werke bestimmt, daher hier nur sovie l, als zur Erläuterung
der Karte erforderlich ist.
Zwei grofse Gebirgsreihen ziehen sich, die eine parallel
mit der Westküste und von ihr durch ein sandiges Vorland
von 5 bis io Meilen Breite geschieden, die andre im Osten,
näher und mit häufigen, dem Aequator parallel laufenden
Zweigen an die Küste tretend, von Norden nach Süden hinab.
Beide sind durch drei, von Westen nach Osten laufende Berg-
ketten verbunden, die eben soviele Terrassen zwischen sich
frei lassen und eine von der ändern ungefähr zwei bis drei
Breitengrade entfernt sind. D ie erste von diesen ( die südlichste)
verzweigt sich an mehrern Puncten mit der westlichen
und aus den Kno ten, welche beide zwischen Tulbagk
und dem Bokkeveld, sowie zwischen DrakensCein und dem
Bosjesveld mit einander b ilden , entspringt nun das grofse Gebirge,
das sich unter dem Namen de9 schwarzen Berges
(zsvarte Berg) w ie eine steile Mauer, nur an wenigen Puncten
von den Karrooßüssen durchbrochen, bis an die Algoabay
sehr verfehlte Darstellung, weil die B a r r o ws c h e n Bergprofile ganz
mifsverstanden und die unbeträchtlichem Höhen um so Vieles zu stark
angedeutet sind. Auf der A r r owsmi t h s c h e n Karte, die r8o6, zur
Zeit der letzten Besitznahme durch-die Engländer, erschien, sind zwar
die bessern Längenbestimmungen für einzelne Puñete der Südküste
benutzt, dadurch aber auch die Zwischenräume zwischen ihnen nnd
den unbestimmt gebliebenen desto unrichtiger geworden.
erstreckt. Das Vorland, das zwischen ihr und der Südküste übrig
bleibt, wird in der letzten Hälfte immer schmaler; kleine
Zweige des Gebirges ziehen sich schon bei Mosselbay und
Plettenbergsbay in ost-süd-östlicher Richtung an der Küste
ins Meer und geben diesen Baien die auffallende Aehnlichkeit
ihrer Gestalt; gröfsere Abhänge mit waldbewachsenen Schluchten
laufen von da weiter, mit einander parallel an der Küste
hin und bilden, wo sie ihre Arme ins Meer strecken, die Busen
der kromme Riviers- und Algoabay.
Gegen Norden bildet das schwarze Gebirge mit weniger
steilen und tiefen Abhängen geräumige lange Thäle r, von denen
Kochmans-kloof, 'tKango, der Thalweg de9 Olifantsri-
viers und lange K lo o f die bedeutendsten sind. Nur an wenigen
Puncten, und auch da nicht ohne Gefahr und Beschwerde,
iib erst ei gl ic h , hebt es die Gemeinschaft zwischen dem Küstenlande
und der, um einige tausend >Fufs höher liegenden zweiten
Terrasse gänzlich auf. Diese, die grofse Karroo *) füllt
in ihrer ganzen ungeheuren Ausdehnung den Raum zwischen
dem schwarzen Gebirge und der zweiten grofsen Bergreihe,
die im W e s ten , wo sie sich mit steiler Fronte erhebt und
gegen Norden als schräge Fläche sich neigt, die Roggevelden
trägt, in der1 Mitte, weniger bewohnbar und bis jetzt noch
unbekannter, Nieuweveldsbergen genannt wird und endlich im
Osten mit ändern, von Norden und Süden heranziehenden
Gebirgen den merkwürdigen Gebirgsknoten der Sneeuwbergen
bildet. Herr B a r r o w nennt diese zweite Bergkette die höchste
im südlichen Africa. Sie ist es aber nur auf seiner und unsrer
Ka rte , denn weiter hinauf folgt noch eine höhere, ebenfalls
von Westen nach Osten laufende: die Karreeberge, die auf
der Karte zum zweiten Bande dieses Werks dargestellt und
näher beschrieben werden soll.
ts Es 'w a r keine leicht zu lösende Aufgabe, diese Gestalt der
Gebirge, diese stufenartige Aufhöhung des Landes durch Feder-
und Griffelzeichnung auszudrücken. Die oft erneuerten Versuche,
die mangelhaft erkannte Manier durch eine genügen*)
Mail erinnere sieh der ausführlichen Beschreibung davon S.
195 u. ff. dieses ersten Theils.
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